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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Dienst gewesen, hatte an den großen Maschinen gearbeitet, und zwar in einer Hitze, die jeder Beschreibung spottete.
    Wie, wenn Jim all dies im Grunde nur ihretwegen auf sich nahm? Margot wurde diesen Verdacht nicht los.
    Als ihr der Steuermann eine neue Tasse Kaffee brachte, lächelte sie, und sie lächelte noch, als sie sich eine Stunde später in ihrer Kabine zur Ruhe legte.
    Sie wachte steif und verkrampft auf, denn sie hatte sich nicht entkleidet. Es war drei Uhr nachmittags, und ihr erster Gedanke galt wiederum Jim Bartholomew, der sich auf der Flucht befand und tief unten in der glühenden Hitze arbeitete - und sie empfand ein unklares Gefühl von Stolz, zu wissen, in welcher Gefahr er schwebte.
    Etwas später erinnerte sie sich, wie sie am frühen Morgen an Mrs. Dupreids Tür geklopft und in die Kabine geschaut hatte. Nachdem sie sich umgekleidet hatte, ging sie zum C-Deck und klopfte von neuem an die Tür von Ceciles Freundin.
    Die Zofe, die Margot schon einmal Auskunft gegeben hatte, öffnete.
    »Mrs. Dupreid schläft«, flüsterte sie beschwörend. »Sie hatte eine sehr schlechte Nacht.«
    »Das tut mir leid«, antwortete Margot höflich. »Wann ist sie denn zu Bett gegangen?«
    Das ging sie eigentlich nichts an, und es war sehr unhöflich, diese Frage zu stellen.
    »Ach, es mag kurz vor Mitternacht gewesen sein.«
    Verwundert ging Margot zum Promenadendeck.
    Auch um Mrs. Dupreid schwebte also irgendein Geheimnis.

20
    Stella Markham gegenüber benahm sich Margot etwas höflicher, was ihr um so leichter fiel, als die Dame ihr hochfahrendes Wesen mehr oder weniger abgelegt und bedeutend menschlicher und liebenswürdiger geworden war.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Nachfrage, aber ich hatte eine schlechte Nacht. Oh, ich hasse dieses Schiff - ja, es gibt Augenblicke, in denen ich nichts sehnlicher wünsche, als daß der ganze große Kasten unterginge!«
    »Ich würde Ihnen raten, das einmal mit dem Kapitän zu besprechen«, bemerkte Margot mit todernstem Gesicht. »Vielleicht ist er bereit, die ›Ceramia‹ zu versenken, wenn Sie ihn eindringlich genug darum bitten. Er steht nämlich im Ruf, die Wünsche der Passagiere so weitgehend wie möglich zu berücksichtigen.«
    Mrs. Markham sah Miss Cameron schnell von der Seite an, doch ihr Ärger verflog sofort wieder, und sie lächelte.
    »Es ist nicht recht von mir, mich so gehenzulassen«, sagte sie. »Es Ist aber auch furchtbar heiß.«
    Sie fächelte sich.
    Es war wirklich heiß. Die See lag glatt wie die Oberfläche eines Spiegels. Das Versprechen des Steuermanns hatte sich tatsächlich erfüllt. Lückenlos blau spannte sich der Himmel über der weiten Meeresfläche, die fast das gleiche Blau aufwies wie der Himmel und nur eine Spur dunkler wirkte.
    »Wenn es hier oben schon so heiß ist, dann möchte ich bloß wissen, was für eine Temperatur Im Kesselraum herrscht«, äußerte Mrs. Markham. »Ich habe gehört, daß einen Heizer der Schlag getroffen hat. Ich fragte den Schiffsarzt, als er zum Mittagessen herunterkam, aber der hat es natürlich abgestritten. An Bord eines so großen Dampfers erfahren die Passagiere ja nie, was wirklich vorgeht.«
    »Ich glaube, mich bringt diese Reise auch noch um«, sagte Margot, erhob sich unsicher und ging bis zur Reling.
    Mrs. Markham vermutete, daß sie einfach unruhig war, wie viele andere Passagiere auch. Sie nahm Ihre feine Stickerei wieder auf, die sie vorhin weggelegt hatte.
    Nach einer Weile kam Miss Cameron zurück. Sie war im Innersten überzeugt, daß Jim nicht der Heizer sein konnte, der ge storben war.
    »Wie geht es Ihrem Butler?« fragte sie. »Hat den etwa auch der Schlag getroffen?«
    Mrs. Markham stickte ruhig weiter und hielt den Blick auf die Arbeit gesenkt.
    »Nein«, sagte sie nach einer kleinen Pause. »Mein Butler stirbt nicht. Es sieht so aus, als ob er ewig leben würde.«
    Es lag etwas Merkwürdiges in dem Ton, so daß Margot zu ihrer Nachbarin hinüberschaute.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Mein Butler stirbt nicht«, erklärte Mrs. Markham kurz und schüttelte den Kopf.
    Margot sah in beiden Richtungen das Deck entlang.
    »Ich habe ihn in den letzten Tagen überhaupt nicht gesehen.«
    »Nein, wenn es ihm einigermaßen gutgeht, sitzt er die ganze Zeit im Rauchsalon. Aber - da kommt ein Freund von Ihnen.«
    »Er ist nicht mein Freund«, sagte Margot schnell, als Major PietroVisconti in seiner glänzenden Uniform daherkam.
    »Ein merkwürdiger kleiner Herr«, meinte Mrs. Markham, während sie eifrig

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