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032 - Töchter der Nacht

032 - Töchter der Nacht

Titel: 032 - Töchter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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weiterstickte.
    »Ja«, stimmte Ihr Margot zu. »Er sieht immer so schmuck und adrett aus, als ob die Uniform eben vom Schneider geliefert worden wäre.«
    Mrs. Markham lachte.
    Der Italiener hielt vorschriftsmäßig in einer gewissen Entfernung vor den Damen an, salutierte und schüttelte dann Margot die Hand.
    »Sie sind heute mittag nicht zum Essen gekommen, das tat mir furchtbar leid. Ich promenierte auf dieser Seite des Dampfers, ich promenierte auf der anderen Seite, aber ich entdeckte Sie nicht. Ich kletterte zum Bootsdeck hinauf und promenierte auch dort entlang. Ich suchte in der großen Gesellschaftshalle und im Palmengarten, aber nein! Ich fand Sie nicht, Sie waren nicht da.«
    Margot drückte sich bald und ließ den Major mit der von ihm verehrten Mrs. Markham allein. Sie eilte die Treppe hinunter zu ihrem Freund, dem Zahlmeister.
    »Sie müssen ganz besonders nett zu mir sein«, sagte sie, als sie ihn allein in seinem Büro fand.
    Auch er wurde von der Hitze sehr geplagt, obwohl zwei bewegliche elektrische Ventilatoren auf seinem Schreibtisch aufgestellt waren.
    »Sie können versichert sein, daß ich dem leisesten Wink nachkommen werde, um Ihnen jeden Wunsch zu erfüllen«, erwiderte er galant.
    »Ich möchte, daß Sie eines der wichtigsten Gesetze brechen, die an Bord eines Schiffes gelten.«
    »Um was für ein Gesetz handelt es sich denn?«
    »Daß Sie gewisse Dinge, Schiffsgeheimnisse, niemals verraten dürfen. Sie sagen zum Beispiel nie, wieviel Knoten wir laufen, und Sie sagen auch nicht, wenn der Kapitän mit geringerer Geschwindigkeit als üblich fahren läßt und warum er das angeordnet hat.«
    Der Zahlmeister lächelte.
    »Das wissen wir manchmal selbst nicht.«
    »Nun gut, dann will ich Sie jetzt etwas fragen.« Es kostete sie einige Anstrengung, und sie mußte erst schlucken, bis sie es herausbrachte. »Ist es wahr, daß ein -Heizer heute gestorben ist?«
    Er sah sie ernst an.
    »Dann scheint die Geschichte doch herausgekommen zu sein? Ja, das stimmt. Was erzählen sich die Passagiere? Woran soll er denn gestorben sein?«
    »Man sagt, daß er einen Schlaganfall bekommen hat.«
    Sie mußte sich sehr zusammennehmen. Ihre Beine zitterten.
    »Das ist nicht wahr. Der arme Kerl kam durch eine kleine Explosion ums Leben. Es tut mir furchtbar leid um ihn, er war schon fünfzehn Jahre hier an Bord des Schiffes.«
    Margot atmete erleichtert auf. Es klang fast wie ein Schluchzen.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie mir das gesagt haben.« Ihre Stimme klang heiser. »Ich mußte unter allen Umständen etwas Genaueres erfahren.«
    »Aber, Miss Cameron, man könnte fast denken, daß Sie einen Freund unter den Heizern hätten!«
    Er lächelte, als er ihr die Tür hielt.
    »Sie sind alle meine Freunde dort unten im Maschinenraum - ich war sehr erschüttert, als ich heute von dem Vorfall hörte. Zum ersten Mal beschäftigt mich das Leben dieser Leute - ich muß ständig daran denken. Wie gedankenlos und gleichgültig stehen wir doch allem gegenüber, was uns nicht unmittelbar betrifft.« Der Zahlmeister schwieg.

21
    Der Tag war für Jim Bartholomew nicht ohne Zwischenfall verlaufen. Als seine Schicht abgelöst wurde, ging er durch den engen Verbindungsgang, der vom Maschinenraum zu den unzureichenden Quartieren der Heizer im Vorderdeck führte. Plötzlich klopfte ihm jemand auf die Schulter, und als er sich umsah, bemerkte er das schmutzige Gesicht des Mannes, der den ganzen Morgen neben ihm gearbeitet hatte.
    »Ich möchte einmal ein Wort mit Ihnen reden, Wilkinson. Wir wollen zum Bad gehen!«
    Jim folgte dem anderen in einen schmalen Raum, der mit einer langen Reihe von Duschen ausgestattet war.
    »Was haben Sie gestern auf dem Promenadendeck gemacht?«
    Es war Nosey, der dies fragte, und seine Stimme klang beinah befehlend.
    »Die gleiche Frage könnte ich auch Ihnen stellen!«
    Nosey sah ihn prüfend an, dann sagte er: »Ja, es stimmt schon - Sie sind Bartholomew!«
    »Ein ganz sympathischer Name«, meinte Jim. »Aber deshalb brauche ich doch nicht so zu heißen.«
    »Wir wollen uns nicht streiten. Setzen Sie sich hin, ich bin hundemüde, aber ich muß die Sache einmal mit Ihnen ins reine bringen.«
    Sie ließen sich auf zwei Stühlen nieder.
    »Also, ich kann Ihnen nur das eine sagen«, begann Nosey. »Ich bin ein Beamter von Scotland Yard, und obwohl ich nicht direkt hinter Ihnen her bin, habe ich doch genügend Amtsgewalt, um Sie zu verhaften. Und wahrscheinlich wird es auch soweit kommen, wenngleich die

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