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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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Nähe keinen geeigneten Platz. Bei jedem Schritt rechnete Telor damit, dass Carys sich sträuben würde, weil ihre sinnliche Erregung nachließ. Zunächst hatte sie benommen gewirkt. Ihre Lippen waren geschwollen, und ihre Augen glänzten in einer Weise, die er sehr gut kannte und die dazu führte, dass er die Hoffnung
    nicht verlor und seine Lust nicht nachließ. Nun jedoch hob Carys den Kopf und schaute sich um. Vor Enttäuschung biss Telor sich auf die Unterlippe, doch nicht sehr lange, weil Carys seine Hand ergriff und ihn rasch zu einer großen Eibe zog.
    Deren dichtes Geäst hielt das Licht ab, und heruntergefallene Nadeln hatten die Erde bedeckt und dazu geführt, dass kein Grün gesprossen war. Schlecht für das Grün, aber der Haufen trockener Nadeln, der sich in vielen Jahren angesammelt hatte, ergab ein weiches Bett. Telor lachte vor Entzücken.
    „Heißt das bereits Ja?" erkundigte er sich.
    Carys errötete. „Du hast gesagt, ich solle ehrlich sein. Ehrlich gesagt, bin ich mir noch nicht sicher, aber . . . aber dein Versuch wäre die Sache nicht wert, wenn ein Teil von mir darauf achtet, ob sich ein Boot auf dem Fluss nähert. Hier sind wir näher bei der Straße, aber niemand kann uns sehen, und . . . und ich werde nicht auf Bootsgeräusche horchen."
    „Nun, dann lass uns mit dem Versuch beginnen", erwiderte Telor und drückte Carys einen kurzen, leichten Kuss auf die Lippen. Dann bückte er sich, zog die Schuhe aus und grinste Caiys an. „Falls dein Verhalten Ja bedeutet, dann möchte ich nicht, dass deine Gefühle abkühlen, weil du warten musst, bis ich meine Sachen losgeworden bin."
    Carys, die keine Schuhe trug, legte die Hand an den Verschluss ihrer Brayette. „Soll ich . . ."
    Telor hielt sie am Handgelenk fest. „Nein." Sein Lächeln wurde schief. „Stell meine Willenskraft nicht auf eine zu harte Probe. Wenn du Ja zu mir sagst, dann kenne ich genügend dich noch williger machende Möglichkeiten, dir deine Sachen auszuziehen. Es sind meine Sachen, die im Weg sind."
    Er war so eifrig darauf bedacht, sich zu entkleiden, dass seine Finger, die immer noch, weil sie durch die Fesseln geschwollen gewesen waren, etwas steif waren, ihm nicht richtig gehorchten. „Soll ich?" fragte Carys und streckte wieder die Hand aus, als habe sie vor, seine Tunika anzuheben, doch ihr Blick war verschmitzt, und sie lachte, als Telor vorgab, ihr einen Klaps geben zu wollen. Mitten in der Bewegung erstarrten sie beide. Der leicht aus Osten wehende Wind hatte Laute herbeigetragen, die nicht zu den natürlichen Geräuschen eines Waldes passten. Es konnte sich nur um eine Reisegesellschaft auf der Straße handeln.
    Fragend schaute Carys Telor an. Sie hatte gesagt, sie sei willens, Reisende auf der Straße zu ignorieren. Unter den tief hängenden Ästen der Eibe konnten sie nicht gesehen werden, und sie war sicher, dass man sie hier nicht entdeckte. Daher war es nicht gefährlich, das zu tun, was man vorhatte, und sie war sehr willens, das zu tun. Telor hatte ihr bereits mehr Vergnügen verschafft als jeder andere Mann.
    Andererseits war sie auch willens, die körperliche Vereinigung auf unbestimmte Zeit hinauszuzögern.
    Telors Miene spiegelte qualvolle Unentschlossenheit wider. Im nächsten Moment hatte er sich jedoch die Schuhe angezogen und schlich, hinter Büschen Deckung nehmend, zur Straße. Carys eilte hinter ihm her. Man erreichte das Gebüsch am Straßenrand und sah noch die Rücken von vier Soldaten, die auf Creklade zuritten.
    Telor stieß einen so lästerlichen Fluch aus, dass Caiys die Augen aufriss. Ihr Leben lang hatte sie eine wüste Ausdrucksweise gehört, und Obszönitäten konnten sie nicht mehr schockieren oder überraschen. Es war jedoch Telors Einfallsreichtum beim Fluchen, der sie erheiterte.
    Dieses Mal folgte der Heiterkeit indes ein Stirnrunzeln. „Bei den kleinen krausen Haaren am Hintern des Teufels", sagte Telor. „Ich werde Orin in seinem eigenen Abort ersäufen. " Diese Ausdrucksweise war sehr amüsant, doch der dahinter steckende Gedanke führte dazu, dass es Carys kalt den Rücken hinunterrieselte. Und das, was sie in Telors Miene sah, war auch nicht dazu angetan, sie zu beruhigen. Sein im Allgemeinen freundlicher Blick war hart wie Stein geworden, und die sanft geschwungenen Lippen waren zu einem schmalen, grausam wirkenden Strich verkniffen, so dass sie sich kaum vorstellen konnte, je von ihnen liebkost Worden zu sein.
    „Aber, Telor!" Sacht legte sie ihm die Hand auf den Arm.

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