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Schreie und Rufe zu hören, und Carys weinte vor Angst, während sie ein letztes Mal verzweifelt an dem Jährling zerrte, denn die Last war schwerer und widerspenstiger, als sie erwartet hatte. Dann blieb die Barrikade hängen. Es entstand eine Lücke, doch Carys war viel zu verängstigt, um noch länger an dem Gebilde zu zerren. Sie war überzeugt, dass sie von den wütenden Männern über den Haufen geritten wurde, und sprang daher in den Schutz des auf der anderen Seite wachsenden Gebüschs.
In der eingebildeten Sicherheit führte sie mechanisch die Handgriffe aus, deren Abfolge sie in Gedanken immer wieder durchgegangen war. Sie spannte das Seil so fest wie möglich und wand es drei Mal um den kleinen Baum. Dann machte sie, obwohl sie bereits Hufschlag hörte, eine Schlinge, den Blick fest auf das Seil gerichtet, schob sie unter eine Windung, eine weitere Schlinge unter die erste und zog fest das Seil an.
Sie hatte nicht mehr die Zeit, um einen sichereren Knoten zu machen. Das Seil wurde von einem schrecklichen Aufprall, der den Baum sich zur Straße hin biegen machte, getroffen und ihr aus der Hand gerissen. Vor Angst schrie sie auf, doch der Zwang, den ausgedachten Plan auszuführen, blieb bestehen. Als sie einen Schrei hörte, der abrupt
verstummte, rannte sie mit dem Dolch in der Hand zur Straße.
Ein Pferd war zusammengebrochen und schlug in dem Gestrüpp wild mit den Hufen.
Hinter der Barriere lag ein Mann auf der Straße. Carys zögerte einen Augenblick lang und schluchzte erneut auf, als sie sich erinnerte, wie schrecklich es gewesen war, das Blut des Wächters über die Hand strömen zu fühlen. Sie nahm den Dolch in die linke Hand, bückte sich, hob einen Stein auf und näherte sich vorsichtig. Der Mann regte sich nicht, zuckte nicht einmal, und dann sah sie, dass sein Kopf verrenkt war.
Erleichtert wich sie zurück, als das Pferd auf die Beine kam, und rannte um die Barriere, um es an den Zügeln festzuhalten. Sie schloss die Hand um die glatten Lederstränge, doch als sie versuchte, das verstörte Tier zum Wald zu ziehen, sträubte es sich wiehernd. Sie schluckte schwer und stellte sich darauf ein, in begütigendem Ton auf das Pferd einzureden, hatte dazu jedoch keine Gelegenheit mehr, denn Hufschlag näherte sich.
„Carys!"
Der Schrei ließ sie erstarren, und dann schrie sie: „Halt! Telor, halt an!" Sie befürchtete, er würde gegen das Seil reiten und ebenfalls getötet.
Er war jedoch nicht mit dieser halsbrecherischen Geschwindigkeit auf sie zugeritten, wie sie in ihrer Angst gemeint hatte. Er war imstande, mühelos das Pferd zu bändigen, ehe es das Seil erreicht hatte. Mittlerweile hatte er auch das zitternde Pferd gesehen, das an den von Carys gehaltenen Zügeln zurückstrebte, und den reglos auf der Straße liegenden Körper. Er schwang sich aus dem Sattel, riss Caiys die Zügel des Pferdes des Toten aus den Händen und stellte sich zwischen sie und das Tier, das sich aufzubäumen versuchte. Er schnalzte beruhigend und redete begütigend auf das Pferd ein und streckte den anderen Arm nach Caiys aus. Schutz suchend rannte sie zu ihm, gleichzeitig bebend und lachend.
"Wen willst du beschwichtigen, das Pferd oder mich?" fragte sie atemlos.
Er neigte sich zu ihr und küsste sie auf das Haar. „Carys, Carys! Was soll ich nur mit dir machen? Du solltest dich
doch im Wald verstecken, wo du sicher warst. Was ist hier Passiert?"
„Ist Deri in Sicherheit?" wollte sie wissen und hob den Kopf.
„Er fesselt die anderen Männer", antwortete Telor und blickte über die Schulter.
„Ich glaube, dieser Mann da muss nicht gefesselt werden."
„Ich habe ihn nicht angefasst", rief Carys aus, weil sie glaubte, Telor sei beunruhigt darüber, sie habe ihn umgebracht. „Ich glaube, der Mann hat sich das Genick gebrochen. Wäre es dir lieber, wenn er sich jetzt auf dem Weg nach Marston befände, um seinem Herrn zu berichten, dass wir hier sind?"
Das Pferd hatte sich inzwischen vollkommen beruhigt, und Telor ließ die Zügel fallen. Er schloss Carys fest in die Arme und lächelte sie an. Ihre Miene wirkte trotzig. „Nein, Schätzchen, nein. Ich bin mehr darüber beunruhigt, dass du dich, ohne an dich zu denken, in Gefahr begibst."
„Ich begebe mich in Gefahr?" äußerte Carys indigniert. „Habe ich nicht dich und Deri gebeten, diesen wahnwitzigen ..." Sie hielt inne und kicherte hysterisch. Sie konnte einen Plan, durch dessen Ausführung man vier Pferde und möglicherweise noch andere Beute
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