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bald begraben, nachdem man an ein Stück Straße gelangt war, das für das Vorhaben wie gemacht zu sein schien. Ein riesiger Felsbrocken, der auf die Straße ragte, hatte dazu geführt, dass sie eine kleine, aber sehr scharfe Biegung machte, und vor und hinter der Kurve war sie enger als sonst, weil die meisten Leute unwillkürlich in einer Reihe gingen, wenn sie den Felsvorsprung passierten. Das Gebüsch, das an der Straße wuchs, bot eine gute Möglichkeit, sich den Blicken herannahender Reisender zu entziehen. Außerdem war Telor besser imstande, sich näher an der Straße zu verstecken, und hatte eine bessere Möglichkeit, einen Reiter zu überraschen. Von dieser Stelle aus verlief die Straße ziemlich weit in gerader Richtung, und das war alles, was Deri brauchte. Er konnte sich verstecken, unvermutet auf die Straße treten und einen Stein schleudern.
Das erste Unterfangen war, die Barrikade zu errichten. Es gab genügend buschiges Unterholz, das in die Zweige eines umgestürzten Buchenjährlings gesteckt werden konnte. Er war lang genug, um die Straße an der engsten Stelle zu blockieren.
Nachdem die Barrikade errichtet war, ragte sie
fast vier Fuß in die Höhe, sah jedoch harmlos und ungefährlich aus. Jeder Reiter würde sofort sehen, dass sein Pferd sie durchbrechen oder sie gefahrlos überspringen konnte. Ein reiterloses Pferd würde jedoch anhalten oder seitwärts weiterlaufen, da Pferde aus eigenem Antrieb ungern über Hindernisse sprangen.
Die Barrikade war nicht sehr schwer. Carys konnte sie, sobald die Soldaten sich näherten, an den Wurzeln des Buchenjährlings packen, im Gleichgewicht halten, so dass das Gestrüpp nicht umkippte, und sie über die Straße zerren. Die beiden Männer und sie waren übereingekommen, dass die Barrikade erst dann auf der Straße sein sollte, wenn die Soldaten tatsächlich nahten. Man wollte die Straße nicht für andere Reisende blockieren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Man hatte Angst, die Reisenden könnten entweder in Creklade oder in Marston berichten, was sie vorgefunden hatten. Sobald der Jährling an Ort und Stelle sein würde, musste Carys sich nur versteckt halten, und dann war sie nicht in Gefahr. Falls einer der Männer Telor oder Deri entkam, hatte sie die Anweisung, den Soldaten flüchten zu lassen.
Sie hatte andere Pläne. Sie hatte nicht vor, einen der Männer an sich vorbeizulassen.
Man war weniger als eine Meile von Marston entfernt. Selbst wenn nur ein Mann entkam, würde im Nu eine ganze Soldatentruppe zurückkehren. Telor, Deri und Carys würden, mit Orins Männern buchstäblich oder tatsächlich dicht auf den Hacken, um ihr Leben rennen müssen. Andererseits würde man, wenn keiner der Soldaten entwischte, einige Stunden Zeit haben, ehe Orin alarmiert wurde. Und dann konnte man annehmen, dass er den Verlust seiner Männer den Leuten in Creklade anlastete.
Im Schutz des neben der Straße wachsenden Gebüschs beendete Carys die Aufgabe, das untere Wurzelwerk des Jährlings abzuschneiden, um ihn zu stabilisieren. Wenn sie sacht an das an ihm befestigte Gestrüpp stieß, hatte er immer noch die Tendenz umzukipppen, und daher steckte sie noch einige Zweige mehr in den unteren Teil, damit das Gebilde sich aufrecht hielt. Dann lugte sie um das am Straßenrand wachsende Gebüsch und lauschte. Nur eine kleine Gruppe, die aus Bauern mit einem quietschenden Marren bestanden hatte, war seit dem Moment, als man vom Baum geklettert war, vorbeigekommen, und nun wirkte die Straße leer.
An der Straßenseite befestigte Caiys ein Ende ihres Seils an der kräftigeren Eiche, gegen die der Buchenjährling gefallen war. Dann rannte sie über die Straße zu einem jungen Baum gegenüber der Eiche. Er war nicht so kräftig, wie sie ihn sich als Haltepunkt gewünscht hätte, aber er stand an der richtigen Stelle und brach nicht, als sie mit aller Kraft daran zerrte. Dann gab es nichts mehr zu tun, als zur Sonne zu sehen und bei jeder Bewegung, die Carys bemerkte, inständig zu hoffen, die Soldaten würden nicht zurückkommen, und Telor möge sich geirrt haben.
Das erschien ihr im weiteren Verlauf des Tages zunehmend wahrscheinlicher, und sie war fast eingenickt, als ein Wutschrei, der fast gleichzeitig mit einem Schmerzens-schrei zu hören war, sie dazu brachte, mit einem großen Satz auf die Straße zu springen, mit einer Hand die nach oben ragenden Wurzeln des Jährlings anhebend und sie mit sich zerrend, mit der anderen das Seil abrollend. Es waren noch mehr
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