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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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inzwischen tot sein konnte oder wunderbarerweise gewachsen und verheiratet war. Aber da Lord William in Lechlade weilte und man ohnehin dort hinwollte, würde es sehr nett sein, wenn durch den Ritt nach Lechlade auch noch ein anderes Problem geklärt werden konnte.
    Telor hatte die Antwort auf die Frage, was man als Nächstes tun solle, zu lange hinausgezögeit, und ein Blick auf Carys reichte, um ihr die Zunge zu lösen. „Wir müssen jetzt sehen, ob die Männer nützliche oder wertvolle Sachen bei sich haben", sagte Carys entschlossen.
    „Aber ..." begann Telor und nickte dann.
    Es wäre nicht gut, den Anschein zu erwecken, es eilig zu haben, nach Lechlade zu kommen, und vor allem musste er sich so benehmen, als wüsste er nichts über die Tochter
    des Wirtes. Falls Deri argwöhnte, dass er mit ihr verkuppelt werden sollte, würde er ärgerlich und abweisend werden, wohingegen er, falls er sie scheinbar zufällig traf, vielleicht Interesse an ihr entwickelte.
    „Du hast wieder einmal Recht, Carys", fuhr Telor fort. „Natürlich würden abtrünnige Soldaten oder Gesetzlose die Männer ebenfalls ausrauben. Täten wir das nicht, würden wir jeden mit der Nase darauf stoßen, dass die Männer aus Groll oder einem anderen besonderen Grund niedergemacht wurden." Dann furchte er die Stirn und sagte: „Aber ..." Er hielt inne und sah Deri an.
    „Verdammt!" fluchte Carys. Sie griff den Gedanken auf, den Telor aus Sorge, seinen Freund zu verletzen, nicht ausgesprochen hatte. „Das alles klappt nicht, falls einer der Männer dich gesehen hat, Deri." Sie war nie gewillt, Zartgefühl walten zu lassen, wenn es um praktische Dinge ging.
    „Ich bin kein Idiot", erwiderte der Zwerg. „Ich weiß, dass ein Blick auf mich genügt hätte, um den Männern klar zu machen, wer sie angegriffen hat. Nur einer von ihnen hat sich geregt, und ich habe ihm mit einem Stein einen Schlag versetzt, um ihn zum Schweigen zu bringen. Ich habe, ehe ich außer Hörweite war, die beiden anderen Männer stöhnen gehört, zweifele jedoch, dass sie mich sehen konnten. Sie lagen mit den Köpfen in Richtung Creklade, und die Pferde waren zwischen mir und ihnen."
    „Gut!" Carys nickte und lächelte. „Ich werde die Männer ausplündern." Sie bemerkte Telors Miene und drohte ihm mit dem Zeigefinger. „Einer von ihnen könnte dich erkennen. Aber keiner von ihnen hat mich je zu Gesicht bekommen."
    „Ich habe sie nicht sehr fest gefesselt", sagte Deri warnend. „Ich dachte, dass es für Soldaten, da wir sie nicht töten wollten, schlecht wäre, ihre Hände nicht mehr benutzen 2u können ..."
    Telor zuckte mit den Schultern. „Diese Männer bedeuten mir nichts, und ich habe keinen Anlass, ihnen noch mehr Unheil zu wünschen, als ihnen durch uns schon widerfahren ist. Orin werde ich vernichten", fügte er leise und kalt hinzu, „und ihn, falls ich das kann, eigenhändig töten, und lch hoffe, dass seine beiden Hauptmänner tot sind, doch diese Söldner da . . . Sie sind mir gleich."
    „Ich glaube, es ist besser, dass ich zurückreite", äußerte Carys hastig nach einem Blick auf Deri. Sie hatte gehofft, dass die Tatsache, jetzt zusätzliche Pferde zu haben, und die Beute, die man in den Beuteln der Soldaten finden würde, < Telor beschwichtigen würden und ihn von einem Vorhaben ablenkten, das ebenso gefährlich wie hoffnungslos war.
    „Ich werde dir folgen, für den Fall dass einer der Männer sich schon befreit haben sollte", erwiderte Telor und streckte die Hand nach seinem Bauernspieß aus. Dann übergab er Deri die Zügel des Pferdes, das er geritten hatte, und fuhr fort: „Bring die Pferde weit genug in den Wald, damit sie nicht gesehen werden. Wir haben die Barrikade und die Leiche auf der Straße liegen gelassen. Daher ist es, falls jemand die Straße entlangkommt, besser, wenn du nicht zu sehen bist."
    Deri gab zu verstehen, dass er begriffen hatte, und begann, nach einer dünnen Stelle im Gestrüpp zu suchen. Er war jedoch nur mit den Augen bei der Sache und sich kaum bewusst, was er tat, als er die Pferde zu der gefundenen Stelle führte und das Gebüsch beiseite hielt, damit ein Pferd nach dem anderen passieren konnte. Seine Gedanken kreisten nur um den Abscheu, den er vor sich hatte. Es war eine schreckliche Sünde, so eigensüchtig zu sein, Telor und Carys um ihr Glück zu beneiden, denn durch das, was die beiden jetzt miteinander verband, war er nun zum fünften Rad am Wagen geworden. Ihm sank das Herz. Er würde im Weg sein,

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