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kamen, dann haben sie nicht nach uns gesucht, sondern sind in einem anderen Auftrag unterwegs."
„Ich glaube, sie sitzen auf unseren Pferden", sagte Telor leise, und ein sehr eigentümliches Lächeln erschien um seine Lippen.
„Nein!" widersprach Carys und fragte sich, wie er Trittfest und Doralys mit den Pferden verwechseln konnte, die sie gesehen hatte.
„Hm", äußerte Deri, als habe sie überhaupt nichts gesagt. „Wir hätten natürlich den Vorteil des Überraschungsmoments, aber selbst wenn ich einen Soldaten mit einem Stein unschädlich mache - und ich bin nicht so sicher, ob ich mit der neuen Steinschleuder so gut zielen kann wie mit der anderen - , sind immer noch drei Soldaten gegen dich und mich, Telor. Und da ist noch ein Problem. Wenn ich den ersten Mann zu Fall bringe, sind die anderen Männer gewarnt. Aber vielleicht könnte ich zwei von ihnen von hinten unschädlich machen ..."
„Ich glaube, ich könnte einen Mann durch einen harten Stoß mit meinem Bauernspieß aus dem Sattel werfen, wenn ich plötzlich von der Seite her auf ihn zuspringe", meinte Telor. „Wenn ich Glück habe, fällt er gegen einen anderen Mann oder gegen dessen Pferd, und ..."
„Ihr seid verrückt, alle beide!" rief Carys aus. „Die Soldaten haben Bögen und Schwerter. Sie sind bewaffnet. Sie werden euch töten!"
„Nein, das ist unwahrscheinlich", erwiderte Deri beschwichtigend. „Ich erinnere mich nicht, Bögen gesehen zu haben, und außerdem ist ein Bogen bei einem Überraschungsangriff nutzlos. Man braucht zu lange, um ihn zu spannen.
Wahrscheinlich würden sie uns nicht einmal verfolgen, wenn wir in den Wald flüchten. Für Pferde ist dieser Wald schwer passierbar. Es gibt zu viele junge, dicht beieinander stehende Bäume und zu viel Unterholz. Falls wir versagen, ist es wahrscheinlicher, dass die Soldaten nach Marston zurückreiten und mit einer großen Truppe herkommen, um den Wald zu Fuß abzusuchen."
„Und wo sind wir dann?" fragte Carys verbittert.
„Weit genug weg", antwortete Telor. „Am Ufer liegt ein Baum. Er muss gestern bei dem Unwetter umgestürzt sein. Wir schieben ihn in den Fluss, klammern uns daran und lassen uns flussabwärts treiben."
„Gut überlegt", bemerkte Deri und fuhr fort, die Einzelheiten zu besprechen, wo er und Telor sich auf die Lauer legen sollten, um die Soldaten abzupassen, und wie man die Pferde davon abhalten könne, nach Marston zurückzurennen.
Carys schwieg, da sie aus Erfahrung wusste, dass nichts, was sie sagen würde, die beiden Männern davon abhalten werde, dieses wahnwitzige Unterfangen aufzugeben.
„Ich weiß, Carys, dass du Angst hast, aber das ist unnö-tig" , sagte Telor schließlich und berührte sacht ihre Wange. 55 Du wirst die Harfe und die Sachen und dein Seil zu einem Bündel machen, das unverfänglich aussieht, und nach Creklade gehen.
Sobald wir die Pferde haben, reiten wir dorthin und suchen dich."
„Und was ist, wenn ihr nicht kommt?" fragte sie. Ehe Telor antworten konnte, lachte sie auf. „Gibt es nichts, was j^h tun kann, um euch von dieser Verrücktheit abzuhalten? Nein? Das habe ich mir gedacht. Denkst du nicht, dass es verrückt ist zu versuchen, vier bewaffnete Männer nieder-zumachen? Also gut. Drei sind besser als zwei. Ich könnte einen Dolch auf einen Mann schleudern und diesen so außer Gefecht setzen, wäre jedoch imstande, noch mehr zu tun, indem ich mich von einem überhängenden Ast fallen lasse und den Mann unschädlich mache. Ich glaube, ich könnte vom Pferd springen, ehe ..."
„Nein!" Das gleichzeitig von beiden Männern gebrüllte Wort brachte Carys zum Schweigen. Indigniert schaute sie zwischen ihnen hin und her.
„Für dich gibt es nichts zu tun", sagte Telor. „Ich will nicht, dass du in Gefahr gerätst."
Deri war etwas erstaunt darüber, dass er Carys' Vorschlag abgelehnt hatte. Nur einen Moment vorher hatte er Telor vorgeschlagen, Carys könne, außer Sicht von der Stelle, wo man im Hinterhalt lauern würde, eine leichte, aus Bäumen und Gestrüpp bestehende Barrikade errichten, damit die Pferde in den Wald gelenkt wurden, wo sie leichter zu fangen waren, falls sie durchgehen sollten. Aber die Vorstellung, welches große Risiko sie eingehen würde, wenn sie versuchte, eigenhändig einen der Männer außer Gefecht zu setzen, hatte ihn sogleich zu Telors Standpunkt, sie fortzuschicken, bekehrt.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht weggehen, und ihr könnt mich nicht dazu zwingen. Es wäre besser, mir
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