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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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Gauklergruppe stieß.
    Trotzdem hasste sie den Gedanken, mit irgendjemandem schlafen zu müssen, der ihr ein Stück Brot oder einen Schluck Bier gewährte, ganz gleich, wie hässlich oder grausam dieser Mann war.
    Sie richtete die Augen wieder auf die beiden Männer. Bestimmt war das Ding, das der hoch gewachsene Mann von der Schulter genommen und an einen Zweig gehängt hatte, eine Laute oder Zither. Die beiden Männer mussten Spielleute sein.
    Dann betrachtete Carys die Tiere. Keine Truppe, zu der sie gehört hatte, war je in der Lage gewesen, sich solche Reittiere zu leisten, und nun bekam sie Zweifel daran, dass die beiden Männer gewöhnliche Spielleute waren.
    Plötzlich erinnerte sie sich schwach daran, dass sie vor vielen Jahren auf einem von einer Ziege gezogenen Karren gefahren war. Sie hatte auf einem Haufen von . . . irgendetwas gesessen und war von einer Hand gehalten worden. Das war zu der Zeit gewesen, bevor sie Morgan in die Hände gefallen war. Sie erinnerte sich auch an Küsse und sacht um sie geschlungene Arme und süßes Lachen.
    Mühsam verdrängte sie diese wenigen angenehmen Erinnerungen. Jetzt war nicht die Zeit dafür. Umso besser, falls der hoch gewachsene Mann und der Zwerg reiche Spielleute waren. Bestimmt würden sie dann nicht darüber murren, wenn sie in den nächsten Tagen für Carys' Unterhalt aufkommen mussten. Und falls man sich trennte, dann würde sie sich etwas einfallen lassen. Beim Nachdenken hatte sie die Hände gekrümmt und Wieder geöffnet und sacht im Wasser gerieben. Die Kälte hatte die durch die Schrammen und Abschürfungen erzeugten Schmerzen betäubt. Carys beugte sich noch weiter vor, um sich Arme und Beine zu waschen. Das tat weh, doch sie wusste, dass Wunden sich durch Schmutz entzünden konnten. Daher machte sie weiter und war froh darüber, einen Vorwand zum Weinen zu haben. Sie konnte sich einreden, dass die Tränen nicht auf die Angst zurückzuführen waren, schutzlos und allein zu sein.
    „Lass mich dir den Rücken waschen."
    Sie zuckte zusammen und lugte über die Schulter, musste sich jedoch nicht unbedingt vergewissern. Die Stimme hatte tiefer geklungen als die des hoch gewachsenen Mannes. Der Zwerg stand hinter ihr, und misstrauisch beäugte sie ihn.
    Sie kannte eine Reihe von Zwergen, weil auf Jahrmärkten viele Fahrensleute mit ihrer Truppe zusammenkamen. Manche Zwerge waren einfältige Geschöpfe. Die meisten von denen, die nicht närrisch waren, konnten bösartig und grausam sein.
    Vielleicht wollten sie sich dafür, dass sie verwachsen waren, an normal gewachsenen Menschen rächen. Sie erinnerte sich jedoch des Mitleids, das aus der Stimme dieses Zwergs geklungen hatte, nachdem er sie gesehen hatte. Sie nickte, zog die zerlumpten Reste des Gewandes von den Schultern und drehte dem Buckligen den Rücken zu. Dann verspannte sie sich, weil sie befürchtete, eine Hand könne um sie greifen und ihre Brust packen, doch sie vernahm nur ein leises Plätschern und fröstelte dann, weil ein kalter, nasser Lappen ihren Rücken berührte.
    Sie hatte Schmerzen und fror und fröstelte so stark, dass sie glaubte, in Stücke zu brechen. Sie beklagte sich indes nicht. Einige Minuten später rief der Zwerg seinem Begleiter zu: „Mehr kann ich im Dunkeln nicht für sie tun. Sie ist stark unterkühlt."
    „Also gut", hörte sie die Tenorstimme des hoch gewachsenen Mannes. „Ich habe die alte blaue Decke ausgepackt, und ein besseres Sattelkissen kann ich nicht machen.
    Bring die Frau her. Dann wickele ich sie ein und setze sie auf das Pferd."
    Sie wusste nicht, ob sie belustigt sein oder sich ängstigen solle. Alles, was die beiden Männer für sie taten, war gut, doch sie redeten über sie, als sei sie ein Gepäckstück und kein Mensch. „Ich heiße Caiys und bin Seiltänzerin", sagte sie zu dem Zwerg, als er sich bückte, um sie aufzuheben. „Wie heißt du?"
    „Deri." Er schwieg einen Moment und setzte dann geistesabwesend hinzu:
    „Langarm." Als er merkte, dass er das gedankenlos geäußert hatte, ganz so, als sei das sein richtiger Name gewesen, lachte er harsch auf. „Heutzutage nennt man mich Deri Langarm. Früher hatte ich einen anderen Namen. Ich trage ihn jedoch nicht mehr."
    „Und ich bin Telor der Lautenspieler", sagte der hoch gewachsene Mann rasch, während er Carys dem Zwerg abnahm und sie auf das hinter dem Sattel befestigte Kissen setzte. Dann hüllte er sie in eine andere Decke, zog sie ihr über die Schultern und band sie mit einem Strick um

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