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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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Ulric entsann sich, dass die jungen Studenten in Oxford freigebig mit ihrem Geld umgehen, jedenfalls die, die welches haben. Uns war nicht bekannt, dass dort ebenfalls gekämpft wurde. Also zogen wir nach Oxford und hielten uns dabei abseits der großen Straßen, damit wir in Sicherheit waren. Ulric und ich befanden uns in einer Scheune in einem Dorf in der Nähe der Stadt. Daher gelang es uns zu flüchten, als die Soldaten durchkamen. Aber sie hatten den Weiler niedergebrannt, und überall lagen Tote. Es erschien uns am besten, uns zur Burg zu begeben und zu sagen, dass wir fahrendes Volk sind. Zunächst ging alles gut..."
    Carys verfiel in Schweigen. Es war in der Tat zu riechen, dass sie die Wahrheit über das Dorf gesagt hatte. Brandgeruch hing in der Luft. Telor beschloss, die gefährliche Gegend so schnell wie möglich hinter sich zu lassen, riet Carys, sich breitbeinig hinzusetzen und an den Stricken festzuhalten. Sobald sie das getan hatte, informierte er Deri über sein Vorhaben und hielt sein Pferd zu einen schnellen Trab an.
    Zum Glück verbarg die Dunkelheit den größten Teil der Zerstörung. Hie und da ließ eine schmale Silhouette, die dunkler war.als die sie umgebenden Schatten, auf ein Stück Mauer schließen, das einzeln in die Höhe ragte und Beweis für ein niedergebranntes oder eingestürztes Haus war. Die meisten Hütten schienen jedoch unversehrt zu sein. Es war ein sehr kleines Dorf gewesen, das es entweder nicht wert gewesen war, vollkommen niedergebrannt zu werden, oder das man verschont hatte, weil der es angreifende Baron beabsichtigte, sich das Land anzueignen und den Ort zu nutzen.
    Man war schnell durch den Ort, doch trotz des Hufschlages konnte Telor Deri schluchzen hören. Halblaut verfluchte er diejenigen, die Wehrlose grausam vernichtet hatten.
    Schließlich gelangte man an eine Weggabelung, von der aus man nach Westen und nach Osten reiten konnte. Telor hielt das Pferd an. Deris Pony lief an ihm vorbei, hielt jedoch inne und blieb einige Schritte vor Telor stehen. Deri regte sich nicht. Er weinte nicht mehr, schien sich aber auch nicht bewusst zu sein, wo er war. Telor hörte Carys stoßweise atmen. Einer der an den Sattel gebundenen Stricke verlief an seiner Hüfte, und er spürte, wie das Seil durch das Zittern von Carys' Händen bebte.
    Nach dem anfänglichen Wimmern hatte sie jedoch kein Geräusch von sich gegeben, abgesehen von ihrem hastigen Atmen. Er fand, sie habe Mut und Ausdauer, denn der beschwerliche Ritt musste sie durchgerüttelt und ihr noch mehr Schmerzen bereitet haben.
    Der Mond stand hoch über den Bäumen. Telor drehte sich um und schaute Carys an.
    Ihre Augen wirkten sehr groß, und Tränen glitzerten darin. Auf ihren Wangen waren Tränenspuren. Ehe sie jedoch gemerkt hatte, dass Telor sich ihr zuwandte, war ihm aufgefallen, dass sie Deri anschaute. Ihre Miene drückte eine Art Mitgefühl aus.
    Dieser Ausdruck wirkte seltsam bei ihr, denn ihr spitzes Gesicht mit den großen Augen und den hohen Wangenknochen erinnerte Telor ein wenig an das eines Fuchses.
    „Ganz nah in östlicher Richtung, gleich hinter einem kleinen Fluss, liegt ein Dorf", sagte er. „Dort gibt es eine Schenke, wo wir Schutz finden könnten, falls der Ort nicht ebenfalls zerstört wurde. Ich möchte nicht mit euch dort ankommen und noch mehr Ruinen und Tote vorfinden."
    Carys richtete den Blick auf Deri und nickte.
    „Wirst du bei ihm bleiben, wenn ich die Pferde dort unter die Bäume führe, anbinde und dann ins Dorf gehe?"
    „Die Frage ist, ob er bei mir bleibt", antwortete Carys. „Wie soll ich ihn aufhalten, falls er ins Dorf gehen will?
    Ich kann nicht einmal laufen. Und . . . und was ist, wenn er mich hasst, weil ich lebe, andere . . . andere Leute jedoch tot sind?"
    „So ist er nicht", erwiderte Telor. „Er wird dir nicht wehtun und auch nicht fortgehen. Er kann nirgendwohin. Aber es ist wichtig, dass jemand bei ihm ist, wenn er aus seinem Zustand erwacht. Rede mit ihm. Es ist gleich, was du zu ihm sagst."
    „Ich werde es versuchen", versprach Carys mit vor Angst bebender Stimme.

3. KAPITEL
    Weder Telors noch Carys' Befürchtungen bewahrheiteten sich. Telor fand das Dorf zu seiner Überraschung unversehrt vor, weckte den Wirt der Schenke und erfuhr, dass der Herr von Tyther, wie in Goatacre, Soldaten geschickt hatte, von denen der Ort beschützt worden war. Er sagte dem Mann, er solle wach bleiben, bis er mit seinen Begleitern zurückkehrte.
    Als er bei ihnen war, fand er

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