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gewesen, solch grobe Arbeiten zu erledigen, dass er nur langsam vorangekommen war. Zunächst hatte er sich, wenn seine Arme ermüdeten, ausgeruht, doch später, nachdem er gesehen hatte, wie langsam die Säge sich in das Holz fraß, die Arbeit fortgesetzt, bis ihm vor Schmerzen die Tränen über die Wangen gelaufen waren. Er hatte sich zwei Mal geschnitten, weil die Armmuskeln sich plötzlich verkrampft hatten.
Die Angst, er werde nicht imstande sein, das zu vollenden, was er versprochen hatte, trieb ihn am nächsten Tag lange, ehe die Leute im Manor schliefen, an die Arbeit am Riegel zurück. Stimmen und Gelächter drangen noch immer aus der Halle, als er das eingefettete Sägeblatt am zweiten Riegel ansetzte. Und die ganze Zeit war er beim Sägen beunruhigt und überlegte, ob er im Notfall überhaupt imstande sein würde, zur Verteidigung seinen Bauernspieß zu benutzen, und ob er sterben würde und wie das sein mochte. Und er hoffte, dass Deri, falls er selbst sterben sollte, nicht wieder in die teuflische innere Einsamkeit verfallen würde, die er abgestreift zu haben schien, seit Ca-rys . . . Sobald Carys ihm in den Sinn kam, zwang er sich, nicht an sie zu denken. Er zog es vor, über die Schmerzen in seinen Armen nachzudenken.
Er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie würde um ihn weinen, um ihn trauern, doch allein die Vorstellung, dass sie sich einem anderen Mann anschließen könne, war noch schlimmer zu ertragen. Der Magen krampfte sich ihm zusammen, und er kochte vor Wut. Carys hatte gesagt: „Nur du, Telor. Kein anderer Mann." Aber was war, wenn er tot und für immer abgetreten war?
Als er das weiche Wachs in den Schnitt, den er gemacht hatte, drückte, um ihn zu verbergen, regten sich tatsächlich noch einige Leute. Zuvor hatte er in der Arbeit innegehalten, nachdem die Säge ihm aus der Hand gefallen war und er trotz Aufbietung aller Willenskraft die Finger nicht mehr um sie hatte schließen können.
Nach einiger Zeit war er so verzweifelt gewesen, dass er versucht hatte, das Wachs mit der Zunge und den Zähnen in den Schnitt zu pressen. Derweil er das versucht hatte, halb wahnsinnig vor Angst und Enttäuschung, hatten seine Hände jedoch gezuckt, und eine Stunde später hatte er sie wieder so weit in der Gewalt, dass er das Wachs in den Schnitt drücken konnte.
Der starke Regenguss, durch den Carys und ihre Begleiter auf dem Weg nach Marston durchnässt worden waren,
hatte es Telor ermöglicht, ungesehen seinen Zufluchtsort zu erreichen. Die Kombination körperlicher und seelischer Erschöpfung und Erleichterung - denn in jeder Minute der letzten Stunde, die er an den Riegeln gearbeitet hatte, hatte er damit gerechnet, dass die für den Frühdienst eingeteilte Wache eintraf, um das Tor zu öffnen, und ihn dann entdeckte - ließ ihn in einen gänzlich unnatürlichen Schlaf sinken, der beinahe dem Zustand der Bewusstlosigkeit gleichkam. Wäre der Angriff auf Marston in dieser Zeit erfolgt, hätte er ihn verschlafen. Die geringere Aufregung, die durch die Ankunft einer Truppe von Spielleuten erzeugt wurde, brachte Telor nicht einmal dazu, sich im Schlaf zu regen.
Ein zweiter Regenschauer, der die Darbietungen durch die Gauklertruppe verzögerte, dauerte länger als der erste. Caiys, die um Regen gefleht hatte, damit man nicht durch die Untauglichkeit ihrer Begleiter verraten wurde, fing an, sich zu fragen, ob der Angriff vielleicht auch auf Grund des Regens nicht erfolgen würde.
Dieser Gedanke erschreckte sie beinahe mehr als der, wie die Darbietungen ihrer Truppe aufgenommen werden würden. Es war fast Essenszeit, als der Regen nachließ, und Carys schaffte es, eine weitere Verzögerung zu erreichen. Sie weinte und jammerte darüber, hungrig und unterkühlt zu sein und zu befürchten, dass ihr Seil sich durch die Nässe dehnen und sie herunterfallen würde. Ihre Stimme wurde schriller, bis man übereinkam, dass es den Schaustellern zunächst gestattet sein solle, sich zu stärken, und sie dann beim Essen die Bewohner des Herrenhauses unterhalten sollten.
Der Lärm eines Gefechtes hätte Telor wahrscheinlich nicht aus dem Schlaf gerissen, doch Carys' Stimme drang bis zu ihm. Ruckartig setzte er sich auf, als er einen Mann brüllen hörte: „Also gut. Also gut. Beköstigt sie, um Himmels willen. Wir alle werden uns besser amüsieren, wenn wir nicht klatschnass sind, und ihr seht, dass der Himmel bereits heller wird."
Carys verbeugte sich und bedankte sich, sprach jedoch zu leise, als dass
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