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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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gerettet wird, als durch irgendetwas, das du allein tun könntest."
    Selbst wenn Deri nicht einige Stunden später aufgebrochen wäre und einen Trupp Männer zum Bauernhof geführt hätte, wäre die Möglichkeit, dass er durch Zufall auf Ca-rys stieß, sehr klein gewesen. Nachdem Lord William den Plan gebilligt hatte, wie die Männer nach Marston gelangen sollten, war wenig Zeit damit vergeudet worden, sie auszuwählen. Von den acht „Schaustellern" gehörten vier zu Lord Williams Leuten, so wie das bei den beiden der Fall gewesen war, die sich als völlig erschöpfte alte Schachteln verkleidet hatten. Um dem Ganzen einen Hauch von Echtheit zu verleihen, hatte Carys vormittags und nachmittags zusammen mit Ann mit den „Schaustellern" geübt. Bei Anbruch der Abenddämmerung waren sie und Ann, die wenig geschlafen hatte, todmüde. Als Deri eintraf, lagen beide im Haus des Landvogts tief schlafend zusammengekrümmt auf einem Lager in der stillen Küche.
    Bei Tagesanbruch wurden die Mädchen durch das hektische Treiben in der Küche geweckt, das entstand, als die Bediensteten ein Mahl vorbereiteten, das dem illustren Gast angemessen war. Carys und Ann machten sich so schnell wie möglich davon und fingen auf, was immer der Koch ihnen aus dem Bedürfnis, sie los zu sein, zuwarf. Sie hatten in den Kleidern geschlafen, in denen sie sich im Dorf Marston zeigen wollten. Ann trug ihr altes Kleid und Carys eins, das ihr die Frau des Landvogts überlassen hatte. Es war kaum weniger fadenscheinig als das, in dem Telor sie gefunden hatte.
    Nachdem sie sich erleichtert hatte, sagte sie zu Ann, sie solle sich nicht die Mühe machen, sich zu waschen, da es besser sei, schmutzig auszusehen, um ihrer Geschichte den Anstrich der Wahrheit zu geben. Dann ging sie im Schuppen nachsehen, wo die Männer geschlafen hatten, und war froh, als sie sah, dass sie wach waren und über die beste Möglichkeit stritten, wie sie ihre Waffen auf dem klapprigen zweirädrigen Karren verstecken konnten, damit diese, wenn sie benötigt wurden, schnell bei der Hand waren. Sie mischte sich nicht ein, abgesehen davon, dass sie die Männer daran erinnerte, das Bündel mit ihren Tanzkleidern und Anns gutem Kleid müsse an einer Stelle liegen, wo man es erreichen könne, ohne dass die Waffen zu sehen waren.
    Man brach sofort auf, nachdem man gefrühstückt hatte, denn man hatte vor, im Dorf Marston zu sein, ehe die Männer zur Arbeit auf die Felder gingen. Mit Dreck bespritzt und besudelt, weil man unterwegs in einen Regenguss geraten war, kam man an. Ihrer aller Zustand ließ die Geschichte, man sei in Creklade aufgetreten, habe jedoch nur wenig eingenommen und sei, ohne Nahrung und Unterkunft zu bekommen, aus der Stadt gejagt worden, einigermaßen wahr klingen. Man bat um Essen und Schutz vor dem immer noch drohenden Regen und verfluchte die Gegend und schwor, das sei das erste und letzte Mal gewesen, dass man sich hierher begeben habe.
    In der Zwischenzeit rannte einer von Lord Williams Männern zum Herrenhaus und schrie so laut, dass alle Leute ihn hören konnten, im Dorf seien Schausteller eingetroffen, die ein Tanzmädchen und eine Zwergin und Männer bei sich hätten, die jonglierten, Handstandüberschläge machten, sangen und auf Instrumenten spielten.
    Die Männer in Marston Manor, die durch die triste Routine des Wachens und Waffendienstes zu Tode gelangweilt waren, schrien alle begeistert auf, und einer von ihnen, der nach dem Ableben von Orins ursprünglichen Truppenführern zum Hauptmann bestimmt worden war, eilte ins Haus, um seinem Herrn die Neuigkeit zu erzählen. Orin hatte den Lärm, der lauter wurde, als die Männer eine Unterbrechung ihrer langweiligen Routine in Betracht zogen, bereits vernommen.
    Daher zuckte er mit den Schultern und sagte, die Schausteller dürften im Herrenhaus auftreten. Er hatte wirklich keine andere Wahl. Eine Weigerung hätte die Männer mürrisch und unwillig gemacht, und die Gaukler mochten nützliche Neuigkeiten aus Creklade mitgebracht haben. Falls er sie für gefährlich halten sollte, konnte er sie töten lassen. Niemand würde sich um einen Trupp Schausteller sorgen.
    Die einzige Person, die an den Neuigkeiten am meisten interessiert gewesen wäre, hörte sie nicht. Telor schlief tief und fest hinter dem Gerümpelstoß im Schuppen der Holzschnitzer. In der ersten Nacht hatte er noch einige Zeit länger gearbeitet, als Deri ihn schon in Sicherheit wähnte. Das Holz war so hart und er nicht daran gewöhnt

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