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stolz, um deinen Lohn vom Fußboden aufzuheben, he?" fragte de Dunstanville.
„Für mich ist das unpassend", antwortete Telor gelassen. Dann fügte er lächelnd hinzu: „Leider ist mein Diener nicht hier. Ich habe ihm freigegeben, damit er zum Jahrmarkt gehen kann. Ich wäre nicht zu stolz gewesen, ihm zu befehlen, die Münzen zu suchen."
Der Herr von Castle Combe lachte. „Du hast eine hohe Meinung von dir, Telor."
„Nicht von mir, Herr, doch ich möchte die hehren Geschichten, die ich erzähle, nicht degradieren."
„Das war eine unverblümte Antwort", meinte de Dunstanville in weniger aggressivem Ton. „Und eine gute, wenn sie stimmt", setzte er zynisch hinzu.
Dennoch winkte er einen jungen Knappen zu sich, der mit einem Tuch, an dem sein Herr sich die Hände abwischen konnte, bereitstand. „Geh und hol einen Diener her und sag ihm, er solle zwischen den Binsen nach den Münzen suchen", befahl er.
„Und achte darauf, dass der Barde sie bekommt." Dann wandte er Telor wieder das Gesicht zu. „Also, was wirst du uns später vorsingen?"
„Für diesen großen und glücklichen Anlass habe ich neue Lieder parat", antwortete Telor, lächelte und verbeugte sich leicht vor de Dunstanvilles Sohn und der neben diesem auf dem Ehrenplatz sitzenden Braut. „Zum Beispiel die Geschichte des großen Abenteuers der Jagd auf einen riesigen Bären. Und, vom Hofe der Königin von Frankreich, die Geschichte der heroischen Taten Sir Gawains, dessen Ehre durch einen Ritter, der von einer grausamen Zauberin verzaubert war, schlimm besudelt wurde."
„Wie bist du an eine Geschichte gekommen, die vom Hof von Frankreich stammt?" fragte de Dunstanville.
„Mein Meister hat sie mir beigebracht", antwortete Telor.
„Versuch nicht, Sänger, mir etwas weismachen zu wollen", brummte de Dunstanville. „Woher sollte ein Mann wie dein Meister Geschichten kennen, die man sich am Hof von Frankreich erzählt?"
„Von seinem Gönner, Herr", antwortete Telor ruhig. Er bezähmte sich, obwohl er innerlich vor Wut tobte.
Für ihn war die Behauptung, neue Geschichten aus Frankreich zu kennen, wichtiger, als sie für de Dunstanville Bedeutung hatte. Wenn man ihm glaubte, würde jeder anwesende Herr ihn drängen, zu ihm zu kommen und ihn zu unterhalten, und ihn dann gut dafür entlohnen. Wenn man ihm jedoch nicht glaubte, würde jeder der anwesenden Herren wütend darüber sein, dass man ihn zum Narren gehalten hatte, und versuchen, Telor zu töten oder zu verunstalten, um seinem gekränkten Stolz Genüge zu tun.
„Aber ich habe nicht gesagt, dass die Geschichte von König Louis' Hof kommt", fuhr Telor ein wenig lauter fort. „Ich sagte, sie käme vom Hof der Königin. Jedenfalls hat Sir Richard of Marston das meinem Meister erzählt, und es ist das, was mein Meister mir berichtet hat. Sir Richard kann lesen und schreiben. Und er sucht weit nach neuen Geschichten. Er sagte, und das habe ich mit eigenen Ohren gehört, als ich mit meinem Meister bei ihm in Marston Manor war, dass Königin Eleonore eine gebildete Dame sei. Sie ist die Enkelin von Guillaume de Poitiers, der selbst sehr viele Liebeslieder verfasst hat, die ich für dich singen kann, falls du sie hören willst.
Sir Richard hat gesagt, dass Königin Eleonore viele Poeten an ihrem Hof hat, die mit ihr von ihren Ländereien im Süden dort hingekommen sind. Sie bittet sie, all die Geschichten über große Taten und große Lieben, die sie an irgendeinem Ort oder von einer Person hören, in Verse zu fassen. "
„Das stimmt", warf jemand hinter Lady de Dunstan-ville ein. „Ich war in Paris.
Wann? Hm, vor zwei Jahren. Vielleicht war das auch vor drei Jahren. Königin Eleonore hatte sich mit zahlreichen Poeten umgeben." Der Mann lachte. „Bernard von Clairvaux schäumt und wettert über die Sünde, aber Abbé Suger sieht nicht hin, weil er denkt, es sei für die Königin besser, den Poeten zuzuhören, statt sich in die Politik zu mischen."
„Du glaubst also, Lord William, es stimme wirklich, dass Telors Geschichte frisch aus Frankreich zu uns gekommen ist?" fragte Lady de Dunstanville eifrig.
William of Gloucester, der älteste Sohn und Erbe des Earl of Gloucester, lächelte.
„Ja, sehr wahrscheinlich, wenn diese Geschichte sich um hehre Taten oder um eine große Liebe dreht. Und ganz bestimmt, wenn sie von Richard of Marston stammt. Sir Richard liebt die Dichtung viel, viel mehr als sein Schwert."
„Er ist alt, Herr", sagte Telor zu dessen Verteidigung.
Lord Williams
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