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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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noch lange allein auf der Lichtung. Er wusste, er war in großer Gefahr gewesen und dass sie noch nicht vollständig vorbei war. Falls es Lady Marguerite weiterhin nach ihm gelüstete, mochte sie auf den Einfall kommen, ihre missliche Lage könne sehr leicht dadurch geändert werden, dass sie ihn umbringen und damit ein für alle Mal aus ihrer Reichweite schaffen ließ. Wenn er eine Frau für sich hatte . . . Nach diesem Gedanken kam ihm wieder Carys' Gesicht in den Sinn, doch er erinnerte sich zu gut daran, wie sie, nachdem ihr aufgefallen war, dass es ihn nach ihr verlangte, sich vor ihm zusammengekrümmt, die Knie bis zum Kinn gezogen und die Arme schützend um sie geschlungen hatte.

7. KAPITEL
    Mehrere Tage Nachdenken hatten Carys der Entscheidung, was sie wolle, nicht näher gebracht. Sie wusste, dass sie sich keiner der beiden in Castle Combe auftretenden Schaustellertruppen anschließen wollte, fürchtete sich indes noch mehr davor, bei Telor zu bleiben. Ihre Verletzungen waren jetzt abgeheilt, das Fußgelenk war schmerzfrei und sie imstande gewesen, an dem Tag, an dem Telor hinter der Dame hergeritten war, Übungen zu machen. An diesem Tag waren fast alle Pferde und Stallburschen im Freien gewesen, und Deri hatte eingewilligt, den einzigen zurückgebliebenen Pferdeknecht vor dem Stall abzulenken.
    Die Feier nach der Hochzeit hatte bis weit in die Nacht gedauert, nicht nur in der Halle, sondern auch in den Zelten auf dem Hof und weit über den Zeitraum hinaus, an dem das junge Paar zu Bett gebracht worden war. Telor hatte Deri gebeten, die „Geschenke", die er für seinen Gesang erhalten hatte, und die Nachrichten von all jenen, die wollten, dass er sich bei ihnen einfand, für ihn einzusammeln.
    Am nächsten Tag sollte das Turnier stattfinden. Deri erzählte Carys, dass er dann mit Telor auf dem Turnierplatz sein müsse, ihr jedoch, ehe er fortging, etwas bringen würde, mit dem sie ihr Unterhemd reinigen könne. „Seife", sagte er. „Das ist besser als Asche."
    Seife. Carys dachte über das Wort nach. Sie meinte, es zuvor schon ein Mal gehört zu haben, konnte es jedoch mit nichts in Verbindung bringen, das sie je gesehen hatte. Das Wort verwirrte sie so sehr, dass sie eine Weile wach liegen blieb, nachdem Deri bereits schnarchte. Dann erinnerte sie sich plötzlich. Sie riss die Augen auf und unterdrückte knapp einen Dankesschrei. Es war vier oder fünf Jahre her, dass sie davon gehört hatte, es gäbe Seife. Damals war sie in Salisbuxy gewesen, und Morgan hatte sie fortgeschickt, damit sie bestimmte Kostüme zur Waschfrau brachte. Die Waschfrau war diejenige gewesen, die das Wort geäußert hatte. Sie hatte eine angewiderte Miene gemacht und gesagt: „Diese Sachen brauchen wirklich Seife."
    Und die Gewänder, die Carys zwei Tage später abgeholt hatte, waren so sauber gewesen und hatten so geduftet. . . Aber vielleicht war es doch nicht dieses Wort gewesen. Carys dämpfte die Aufregung. Es war besser abzuwarten, ehe sie sich freute.
    Als sie erwachte, war Deri fort. Sie setzte sich auf und schreckte zusammen, als ihr ein Beutel von der Brust in den Schoß rutschte. Plötzlich kam sie sich nicht mehr allein und verlassen vor. Deri hatte sein Versprechen nicht vergessen. Eifrig knotete sie die Kordel auf und öffnete den Beutel. Darin befand sich eine eigenartig riechende gelbe Paste. Beim Frühstück, bei dem sie das tags zuvor bei der Feier mitgenommene und versteckte Essen zu sich nahm, dachte sie über die Paste nach.
    Carys war wütend und enerviert, ehe sie schließlich herausfand, wie sie die Seife benutzen musste. Sie brauchte den ganzen Vormittag, um das Mysterium zu lösen, doch nachdem sie herausgefunden hatte, wie sie etwas von der Paste auf das, was sie sauber machen wollte, auftragen, Wasser hinzufügen und erneut reiben musste, war sie froh, dass sie im Stall der einzige Mensch war. Da sie allein war, konnte sie sich und das Unterhemd ungestört reinigen -ohne die kostbare Seife zu vergeuden.
    Mehr als die Hälfte der Paste war noch im Beutel, als sie fertig war, weil sie das eingeseifte Hemd dazu benutzt hatte, sich abzureiben, und das Spülwasser aufgehoben hatte, um das Gewand darin auszuspülen, damit es wieder die leuchtenden Farben bekam.
    Das stellte sich jedoch als unmöglich heraus. Es war nicht die Asche gewesen, die den Grauschimmer erzeugt hatte, sondern das Verblassen der Farben. Gleichviel, es hatte noch ein wenig Farbe, und der kurze, ungleichmäßige Saum und die langen

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