Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
Vom Netzwerk:
Balken, die von dem Pfosten zum Dach verliefen, aufrecht hinzustellen. Sie vermutete, dass sie die Männer sogar so lange dort oben halten könne, bis die Stallburschen zurückkamen, um die Pferde der eintreffenden Edelleute in Empfang zu nehmen. Dann saßen die drei Gaukler in der Falle und würden gefangen genommen werden. Carys wollte jedoch nicht, dass sie, so wenig, wie sie sie mochte, ausgepeitscht oder verstümmelt oder getötet würden. Daher tanzte sie zu dem Sparren, wo der Akrobat, der am wenigsten verängstigte der drei Männer, sich zu ihr vorbeugte. Sie duckte sich unter seiner Hand und trat ihm den Fuß weg. Er schrie auf und klammerte sich mit beiden Händen an den Pfosten.
    Sie näherte sich ihm und zog einen Dolch hervor. „Sieh her, braver Mann", sagte sie in harschem Ton, der vollkommen wahnsinnig klang und den jeder der drei Männer gut hören konnte. „Sieh auf meine Hand. Ich werde dir mit dem Dolch die Hände aufbiegen, damit du den Pfosten loslassen musst, und dich hinunterstoßen. Oder ich steche dir, wenn du dich festklammern solltest, die Augen aus."
    „Nein! Nein!" wimmerte der Akrobat und schien förmlich zu schrumpfen, fort von der langen, dünnen Klinge, die drohend in Carys' Hand schimmerte.
    „Dann spring auf den Fußboden und vergiss meinen Namen und mein Gesicht", sagte Carys in natürlicherem Ton. „Ich bin nur dann wild, wenn ich bedroht werde."
    Sie machte einen Schritt zurück und sprang auf einen anderen Sparren, weg von den Männern. „Ich habe vergessen, dir etwas zu sagen, Joris", fuhr sie fröhlich lachend fort und warf wiederholt, nachdem sie sich auf den Sparren gesetzt hatte und die Beine baumeln ließ, den Dolch in die Luft. Auch wenn er sich drei Mal, vier Mal um sich selbst drehte, fing sie ihn immer lachend auf. „Ich kann noch etwas, das ich von Morgan dem Messerwerfer, meinem ersten Meister, gelernt habe."
    Die drei Männer, die hastig zu Boden geklettert waren, krochen hinter die Pfosten, so dass diese zwischen ihnen und Carys waren. Sie lachte wieder. „Ihr müsst nicht befürchten, dass ich euch hier töten werde. Ich habe euch gesagt, der Herr von Combe Castle ist niemand, mit dem man sich anlegt, und ich will keinen Ärger. Zieht in Frieden. Ich werde nur dem Barden sagen, dass ihr hier oben gewesen seid. Aber falls einer von euch mich je wieder sehen sollte, dann werde ich das Letzte sein, was er je vor die Augen bekommt."
    Nachdem die Männer verschwunden waren, legte Carys sich auf den Sparren und grinste die Decke der Scheune an. Das hatte ihr Problem gelöst. Es war unmöglich geworden, sich Joris' Truppe anzuschließen, und sie war sicher, weder Telor noch Deri würden sie zwingen, sich der zweiten lausigen Schaustellertruppe anzuschließen. Sie wusste, Joris und seine Männer warteten vor der Scheune und hofften, sie möge dumm genug sein, sich in ihre Reichweite zu begeben. Aber das war ihr gleich. Wenn die Männer zu lange warteten, würden sie an einem Ort, wo sie nicht hätten sein sollen, angetroffen und festgenommen werden. Nun, sie hatte alles für sie getan, was sie tun konnte. Sie furchte die Stirn und setzte sich auf, weil ihr eingefallen war, dass sie ihr Kleid und das Unterhemd auf dem Pfosten in der Nähe des Brunnens gelassen hatte. Sie würde in Schwierigkeiten geraten, falls die Sachen entwendet wurden. Sie hätte plötzlich in Windeseile aus der Scheune rennen können, vorbei an Joris und seinen Männer, die Sachen an sich reißen und . . . Aber ihr fiel keine Möglichkeit ein, wie sie den Männern auf dem offenen Hof hätte entwischen können. Sie ahnte, dass sie sie daran hindern würden, in die Scheune zurückzugelangen.
    Sie kam nicht auf den Einfall, sich auf die Möglichkeit zu verlassen, dass niemand die Sachen anfassen würde, oder sie einfach zu lassen, wo sie waren, um jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen. Sie nannte so wenig ihr Eigen, dass das zerrissene Kleid ihr sehr kostbar war, und der Gedanke, vielleicht Telors gutes Hemd zu verlieren, jagte ihr kalte Angstschauer über den Rücken. Sie musste die Sachen holen, ehe Joris das Kleid und das Hemd bemerkte. Sie stand auf und ging zum nächsten Pfosten.
    Langsam und gut darauf achtend, keinen Lärm zu machen, kletterte sie am Pfosten hinunter, wobei sie furchtsam den Eingang der Scheune im Auge behielt, da sie befürchtete, die Männer könnten hereinstürmen und versuchen, sie zu fassen. Sie war immer noch nicht sicher, was sie, wenn sie wieder auf dem Fußboden war,

Weitere Kostenlose Bücher