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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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verblendet zu sein schien, geäußert, Carys sei etwas Besseres gewesen.
    „Tief gesunken?" wiederholte Telor.
    Deri zuckte mit den Schultern. „Sie ist daran gewöhnt, sauber zu sein und nicht so, wie wir sie gefunden haben", begann er und erzählte Telor dann von ihrem Wunsch, sich und ihre Sachen zu waschen. „Und sie unterscheidet sich sehr von den anderen Fahrensleuten", fügte er hinzu. „Ich habe das nicht bemerkt, bis ich sie dann zu der besseren der beiden Truppen brachte und sie mit deren Anführer reden hörte."
    „Aber ich glaube, wir haben nicht das Recht, uns einzumischen, falls sie mit diesen Leuten weiterziehen will", sagte Telor und nahm damit die Rolle des Advokaten des Teufels gegen einen Weg ein, den er beschreiten wollte, obwohl er wusste, dass es unklug war, ihn zu nehmen. „Hat sie zu dir irgendetwas darüber geäußert, dass sie sich einer Schaustellertruppe anschließen will?"
    „Nein."
    „Was zum Teufel sollen wir mit ihr tun, wenn sie nicht mit einer der beiden Truppen weiterzieht?" fragte Telor gereizt. Er war ärgerlich auf Deri, weil dieser ihm den Gedanken in den Kopf gesetzt hatte, Carys wolle sich den anderen Akteuren nicht anschließen, und dann eingeräumt hatte, nicht zu wissen, was sie beschlossen habe.
    „Wir?" fragte Deri und warf Telor einen Blick von der Seite zu. „Ich werde nichts mit ihr tun, abgesehen davon, dass ich den Narren spielen werde, um, falls sie auftritt, Zuschauer für ihren Seiltanz anzulocken. Ich weiß nicht, was du mit ihr machen willst, doch ich hoffe, du willst nicht mehr, als für sie spielen. Ich habe gesagt, dass sie grausam benutzt wurde. Es wäre schlecht, ihre Zuneigung zu gewinnen, und dann jede Frau zu beglücken, die dich anlächelt."
    Telor machte den Mund auf, brachte jedoch keinen Laut heraus. Er war ungeheuer indigniert über Deris Beschuldigung. Es war Carys, die sich in sein Leben gemischt hatte, und nicht umgekehrt. Zur Hölle mit ihr! Nach Lady Marguerite hatte er Carys zuliebe keine weitere Frau „beglückt", und aller Wahrscheinlichkeit würde er dafür nicht durch irgendeinen Gunstbeweis von Carys belohnt werden. Andererseits wollte er Deri gegenüber nicht zugeben, dass sein „unwiderstehlicher" Charme bei ihr, die sich ihm nur aus Angst und einem Gefühl der Verpflichtung angeboten hatte, versagt hatte. Durch diesen Gedanken wurden Deris Äußerungen noch belastender für ihn. Sie war tatsächlich sehr grausam benutzt worden, und man hatte sie glauben gemacht, auf der Welt gäbe es keine Freundlichkeit und sie müsse für alles zahlen.
    Und dann, weil er sich nach ihr sehnte und er ihr eine bußfertige Welt zu Füßen legen wollte, um deren vorherige Grausamkeiten gutzumachen, fragte er barsch:
    „Ich soll für sie spielen? Sollen wir in einem Dorf, wo der größte Lohn vermutlich in einer Portion Rübensuppe besteht, ein Seil spannen? Jeder andere Ort wäre zu gefährlich für mich."
    „Dann müssen wir eine bessere Truppe für Carys finden", erwiderte Deri, „und zwar eine, bei der sie zufrieden ist." Er empfand weder die Notwendigkeit, das Thema, Telor könne Carys zur Geliebten nehmen, fortzusetzen noch das, ihre und die Fähigkeiten seines Freundes an Orten vorzuführen, wo Telors Kunst vergeudet war. Er hatte Telor bereits davor gewarnt, dass Carys eine Neigung für ihn hatte, und war sicher, der Freund werde durch die ihm angeborene Freundlichkeit bewogen werden, sie sanft zurückzuweisen. Schließlich war sie kaum eine unwiderstehliche Schönheit. Falls sie sich nicht zurückweisen lassen und darauf bestehen sollte, Telor nachzustellen, konnte er, Deri, nichts mehr für sie tun.
    Und was die Frage ihres Auftretens anging, so meinte er, den ersten Anstoß gegeben zu haben, und für den Augenblick war das genug.
    „Es ist leicht gesagt, dass wir eine Truppe für sie finden sollen, bei der sie zufrieden ist", bemerkte Telor säuerlich, um gleichermaßen die Freude über die Aussicht, Carys bei sich behalten zu können, vor sich wie vor Deri zu verhehlen. „Das wird nicht einfach sein." Er berichtete dem Freund, was er über die Wahrscheinlichkeit gehört hatte, dass im Süden Krieg war. „Und man wird bestimmt Bristol belagern, vielleicht sogar angreifen, weil man, da die Stadt die stärkste Festung des Grafen von Gloucester ist und einen guten Hafen hat, damit rechnet, dass Matilda und Henry dort landen werden."
    Deri nickte. „Ich glaube, in diesem Punkt hast du Recht. Warum ziehen wir nicht nach Oxford?

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