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Kannst du dir für fahrendes Volk einen besseren Ort vorstellen?"
Das konnte Telor nicht.
„Nein", antwortete er lächelnd, wenngleich er sich unbehaglich fühlte, ohne den Grund dafür zu kennen. „Ich kann mir keinen besseren Ort vorstellen. Und wir werden an Marston vorbeikommen, so dass wir Sir Richard vor dem sich zusammenbrauenden Arger warnen können. Ich meine zwar, Marston liegt zu weit im Norden, um in die Kämpfe verwickelt zu werden, doch es kann nichts schaden, wenn Sir Richard Bescheid weiß."
„So Gott will, wird Marston keinen Ärger bekommen", sagte Deri und sah dabei beunruhigt aus. „Marston ist nicht stark befestigt, und Sir Richard hat sogar die wenigen vorhandenen Befestigungen vernachlässigt."
„Das ist leider wahr", stimmte Telor zu. „Aber dort gibt es wenig, was Anreiz zu einem Angriff böte. Jeder benachbarte Burgherr weiß, dass da keine Juwelen oder schöne Kleider zu holen sind, keine silbernen Tabletts oder goldenen Ringe. Dort gibt es nichts anderes als Pergamentrollen und Bücher. Das ist nicht die Art Beute, die die meisten Männer machen wollen. Sir Richard hat kein Kind, für das er Reichtümer anhäufen könnte. Daher gibt er jeden Silberpfennig für sein Vergnügen aus, für Dichter und deren Werke." Telor hielt inne und zuckte dann mit den Schultern. „Trotzdem ist es vielleicht besser, Eurion mit uns nach Oxford zu nehmen."
„Falls er mit uns kommt." Deri lachte. „Dein Meister ist sehr eigensinnig."
Auch Telor lachte. „Das ist ohne Bedeutung. Ich glaube nicht, dass Marston bedroht wird, doch selbst, wenn es eingenommen werden sollte, wäre Eurion nicht sehr in Gefahr. Warum sollte irgendjemand einem alten Barden Schaden zufügen?"
„Ja, warum? Ich nehme an, dass wir morgen frühzeitig aufbrechen werden. Wirst du im Keep schlafen oder heute Nacht bei uns?"
„Wir werden nicht früh aufbrechen, und ich werde im Wohnturm schlafen. Heute Nacht wird man über nichts anderes als das Turnier reden und Lieder und Geschichten über jede Schlacht, an die man sich erinnert, von mir hören wollen. Ich vermute, dass man mich auffordern wird, in verschiedene Burgen zu kommen, um dort zu singen. Das ist es wert, noch einen Tag hier zu verbringen."
„Es wäre besser, wenn wir ein Stück des Wegs mit einer Reisegesellschaft zurücklegen könnten", schlug Deri vor. „Eine Zusammenkunft wie diese lockt immer Gesetzlose an, die hoffen, wehrlose Nachzügler überfallen zu können."
Telor nickte. „Das wäre besser, doch ich bezweifele, dass jemand nach Nordosten reist. Die meisten Leute scheinen aus der Nähe zu sein oder aus dem Süden und dem Westen. Aber ich werde mich erkundigen und das Risiko eingehen, einige Einladungen ausschlagen zu müssen, falls wir eine Gesellschaft finden, der wir uns anschließen können."
„Carys und ich werden jederzeit aufbruchbereit sein. Ich werde das Gepäck packen ..." Deri hielt jäh inne und schlug sich mit dem Handballen gegen die Stirn.
„Da ich
gerade von Carys und dem Gepäck geredet habe, merke ich, dass ich die Ärmste fast vergessen hatte. Ich hatte mir vorgenommen, ihr einen Kamm zu kaufen und vielleicht etwas, mit dem sie das Haar hochbinden kann. Als ich mit ihr auf dem Jahrmarkt war, sind ihr vor Begierde nach diesen Dingen beinahe die Augen aus dem Kopf gefallen."
„Auch ich habe fast ihre Bedürfnisse vergessen", meinte Telor. „Ich werde den Kamm bezahlen. Sie hatte mich gefragt, ob sie einen bekommen könne, und ich versprach ihr, sie solle einen haben. Und sie muss ein Unterkleid für ihr Gewand haben, und ein Kleid ..."
„Nein, kein Kleid", unterbrach Deri rasch. „Keine Frau kann widerstehen, ein neues Kleid anzuziehen, und du hast Recht, dass sie, wenn man sie für einen Jungen hält, sicherer ist. Eine Tunika, die ihr passt, wäre sinnvoller."
„Also gut", stimmte Telor schnell zu. Zu dumm, dass er ein Kleid erwähnt hatte. Gern hätte er es für sie ausgesucht und ihr dann gegeben. „Versuche auch, ob du eine Brayette findest, die ihr passt, damit ich meine zurückbekomme. Und Strümpfe und Schuhe. Schuhe für einen Jungen."
„Wieso Schuhe und Strümpfe?" fragte Deri. „Das Wetter ist jetzt warm, und ich bezweifele, dass sie seit vielen Jahren im Sommer Strümpfe und Schuhe getragen hat. In Malmsbury haben wir eine bessere Auswahl."
„Ja, vielleicht eine bessere, aber da sind die Sachen nicht so billig", erwiderte Telor.
„Die Kaufleute verkaufen heute zum Niedrigpreis. Sie wissen, dass die
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