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032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
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meisten einfachen Leute fast alles ausgegeben haben, was sie besaßen, und die vornehmen Herrschaften sich zum Aufbruch anschicken. Wenn ich Carys meinen ,Lehrling'
    nenne, dann darf sie nicht barfuß gehen, doch andererseits wird sie nicht für immer Jungenkleidung tragen. Daher möchte ich die Schuhe so billig wie möglich erstehen."
    „Verständlich", meinte Deri. „Brauchst du mich, oder kann ich jetzt gehen."
    „Geh nur", antwortete Telor. Später kannst du zum Keep kommen. Ich treffe dich in der Galerie, oder du hörst mich unten in der Halle."

8. KAPITEL
    Deri kaufte nicht nur zu einem sehr niedrigen Preis ein, sondern erhielt auch Sachen, die von besserer Qualität waren, als er erwartet hatte. Daher war er imstande, Caiys eine kurzärmelige moosgrüne Übertunika, eine langärme-lige hellblaue Untertunika und eine leuchtend rote Brayette zu kaufen. Alle Sachen waren aus feinem Wollstoff, und Deri zahlte dafür nicht mehr, als er für ein neues Hemd aus ungebleichtem Leinen und ein Paar Strümpfe hätte hinlegen müssen. Als Dreingabe erhielt er noch eine zweite, zwar schon fadenscheinig gewordene, aber noch nicht zerrissene Brayette aus selbst gesponnener Wolle. Dann kaufte er noch eine rötlich gefärbte Lederweste und ein Lederband, damit Carys damit ihre wilden Locken bändigen konnte. Die Schuhe, die er erstanden hatte, waren vielleicht zu groß, aber das war besser, als wenn sie zu klein sein würden. Schließlich erstand er noch einen Kamm aus gutem Holz mit festen Zinken, der hoch poliert und mit Öl eingefettet war, so dass selbst ein Seidenband leicht durch sie hindurchglitt, ohne sich zu verhaken. Danach fiel ihm ein, dass Carys das Haarnetz hatte haben wollen. Er ging zu dem Händler, feilschte nur wenig um den Preis und kaufte es.
    Er schulterte das Bündel, in dem er die Sachen hatte, ging zu der Stelle, wo Trittfest angebunden war, und grinste, als er sich das Gesicht des Mädchens vorstellte, wenn es die Kleidungsstücke erhielt.
    Die Wiese, auf die der Markt umgezogen war, lag unweit des Dorfes. Daher brauchte Deri nur einige Minuten, um den eigenartig stillen unteren Hof zu erreichen. Als Trittfest über die zum oberen Hof führende Zugbrücke ging, veranlassten Stimmen Deri, an der Mauer hochzusehen. Da war jedoch keine Wache, und er konnte sich auch nicht vorstellen, warum ein Wächter ihm etwas von der Mauer zurufen sollte. Dann glaubte er, einen Ruf gehört zu haben.
    Er verbarg die Schleuder und den Kieselstein in der hohlen rechten Hand, ehe das Pony das innere Gewölbe hinter sich hatte.
    Die Schreie dreier Männer bewogen ihn, nach links zu sehen, zum Brunnen hin.
    Gerade noch rechtzeitig bemerkte er aus dem Augenwinkel eine Gestalt, die in der anderen Richtung über den Hof rannte. Eigenartigerweise zog der Mann etwas Helles hinter sich her. Er versuchte nicht, vom Hof zu kommen, sondern sprang verzweifelt in die Höhe, um den Rand des Daches eines Nebengebäudes zu erreichen. Deri erkannte den Rennenden nicht und konnte auch nicht sehen, ob dessen Sprung erfolgreich gewesen war, da er die Augen schon wieder auf die Schreienden gerichtet hatte. Er sah sie jetzt so deutlich hinter ihrem Opfer herrennen, dass er erkannte, dass es sich nicht um Soldaten handelte. Der Stein flog aus der Schleuder, und ein Mann ging zu Boden, heulte auf und umklammerte seinen Oberschenkel. Das brachte die beiden anderen Männer dazu, wie angewurzelt stehen zu bleiben.
    „Das ist der Zwerg, der bei dem Jungen war", äußerte Joris wütend. „Jetzt müssen wir beide zum Schweigen bringen."
    Die Männer kamen auf Deri zugerannt und versuchten dabei, sich zu ducken und in Schlangenlinien zu laufen, damit er sie nicht traf, falls er seine Schleuder wieder benutzte. Er hatte die Schleuder jedoch schon weggesteckt und grinste breit über das, was Joris gesagt hatte. Dann zog er die Füße aus Trittfests Steigbügel, legte eine Hand auf die Hinterpausche, die andere auf die Hürde, stellte sich aufrecht hin und sprang Joris genau in dem Augenblick an, als dieser nach dem Kopf des Ponys griff.
    Der Jongleur fiel hin, und Deri auf ihn. Er klammerte sich fest an die Schultern des Jongleurs, zog die kurzen Beine an und stieß mit den Knien zu, so dass er bei der Landung mit den Füßen auf Joris' Bauch traf. Die Wucht des Aufpralls verlieh ihm den Schwung, um über den Kopf seines Opfers zu fliegen. Er landete auf den Händen und war im Nu wieder auf den Beinen. Er ignorierte den anderen Mann, der um Trittfest

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