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gegen drei Männer ausrichten könne, ohne sie töten zu müssen oder getötet zu werden. Sie musste jedoch etwas tun.
Die Hochzeit war für Telor ein gutes Geschäft gewesen, ein besseres, als er gedacht hatte. Er war nicht sicher, warum die Leute, die ihn zum Singen aufgefordert hatten, so großzügig gewesen waren. Manche Männer hatten, als sie ihm Schmuckstücke zuwarfen, dabei etwas resignierend gewirkt, ganz so, als hätten sie gedacht, dass sie ohnehin nicht fähig sein würden, das zu behalten, was sie besaßen, und deshalb ebenso gut großzügig sein konnten. Nein, das traf nicht auf jeden der drei Edelmänner zu, die ihm jeweils ein goldenes Armband geschenkt hatten. Lord William of Gloucester hatte nicht im Mindesten unbehaglich gewirkt. Telor schüttelte den Kopf, wie jedes Mal, wenn er an William of Gloucester dachte. Er mochte ihn nicht, aber der mächtige Mann schätzte ihn.
Er wusste, Lord William konnte sehr böse sein. Er hatte gemerkt, dass dessen Diener und sogar die anderen edlen Herren Angst vor ihm hatten, und diesen Teil von dessen Wesen konnte Telor nicht beschönigen. Aber Lord Williams Charakter hatte auch eine andere Seite. Er liebte Musik und Dichtung und begriff wirklich die Freuden der Kreativität, wenngleich er im Gegensatz zu anderen Herren nicht vorgab, selbst kreativ zu sein. Es war das große Interesse, nicht nur an der vollendeten Schöpfung, sondern auch am Entstehen derselben, die ehrliche Anerkennung dessen, was gut war, selbst wenn es ungewöhnlich war, die Telor bewogen, das Böse in William of Gloucester zu ignorieren. Zudem glaubte er wirklich nicht, dass er je davon betroffen sein werde. Er hatte keine Angst um sich. Aber er wusste, es war vorhanden, und diese Erkenntnis beunruhigte ihn, obwohl ihm bei dem Gedanken, dass er in Lord Williams Gesellschaft das gleiche große Vergnügen empfand, wie das bisher nur bei Eurion der Fall gewesen war, das Herz voll war.
Nun war es nicht so, dass die Tatsache, gut verdient zu haben, ihn weiteren Einnahmen gegenüber gleichgültig gemacht hätte. Falls es zum Krieg kam, war es vielleicht notwendig, nach Bristol zurückzukehren, oder in eine andere Stadt, die gut genug bewehrt war, um die Stadttore verschließen und den Bewohnern innerhalb der Mauern Sicherheit bieten zu können. Die Vorstellung, von de Dunstanvilles Wohlwollen abhängig zu sein und in Castle Combe festzusitzen, falls der Krieg ausbrach, war abschreckend. Daher war Telor froh gewesen, als er hörte, dass das Turnier auf einen Tag beschränkt worden war und nicht wie üblich an zwei Tagen stattfand.
Die meisten Gäste waren über diese Entscheidung ebenfalls erfreut gewesen. Zum größten Teil drängte es auch sie, Castle Combe zu verlassen, wenngleich, wie Telor wusste, aus ganz anderen Gründen. Er hatte den Eindruck, dass diese Zusammenkunft das Unbehagen noch verstärkt hatte, das ihm schon am ersten Tag aufgefallen war. Offenbar teilten die Gäste sich gegenseitig schlechte Nachrichten mit. Telor hatte Gerüchte gehört, dass Henry, der Enkel des verstorbenen Königs Henry, bald nach England gebracht werden würde, um die Opposition gegen König Stephen anzuführen. Er hatte gehört, dass Stephen versuchen wolle, die Südküste absperren zu lassen, damit Prinz Henry dort nicht landen konnte, und Robert, der Earl of Gloucester, Burgen baue und mit Soldaten belege, so dass Stephens Armee nicht imstande sein würde, die Küstenhäfen anzugreifen. Er hatte auch gehört, Stephen wisse, was Graf Robert beabsichtige, und daher eine Armee losgeschickt habe, die Gloucesters neue Burgen und alte Verbündete angreifen sollte.
Unwillkürlich wünschte er sich, dass der Blitz alle drei treffen möge - den Prinzen Henry, König Stephen und Graf Robert - oder sie von der Pest befallen würden.
Umso besser, wenn Blitzschlag und Pest auch jeden glühenden Parteigänger dieser drei Herren und die Waliser ebenfalls vernichtete, von denen es hieß, sie seien bereit, sich zu erheben und in England einzufallen, derweil die beiden Parteien sich gegenseitig zerfleischten. Aber vielleicht war es besser, wenn einer der Thronprätendenten am Leben blieb, um zu verhindern, dass die verbliebenen Adligen sich gegenseitig bekämpften, und damit es jemanden gab, der das Land gegen die Waliser verteidigte. Telor war es vollkommen gleich, wer am Leben blieb.
Solange Frieden im Land herrschte, war es ihm gänzlich gleich, wer König oder Königin war.
Beim Turnier war er sehr damit
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