032
sich übertrieben schüttelnd, erwiderte Deri: „Ich überlasse dich gern seinem Verständnis. Ich werde froh sein, ihm aus den Augen bleiben zu können. Ich habe ihn heute früh kurz nach Tagesanbruch nach Southborough Cheaping aufbrechen sehen und war ziemlich froh, dass du dich nicht dafür entschieden hattest, unter seinem Schutz mit ihm zu reiten."
„Ich wusste nicht, dass er in diese Richtung reist", sagte Telor lächelnd. „Das hat er mir nicht erzählt, und ihn zu fragen, wohin er will, ist die Art von Frage, die zu stellen ich für unklug halte." Er schaute zum Himmel. „Ich kenne eine Abkürzung durch den Wald, auf der wir noch vor dem Dunkelwerden zu der alten Straße nach Malmsbury gelangen."
Deri schüttelte den Kopf. „Oh, nein! Keine deiner Abkürzungen so nah beim Keep dieses Burgherrn. Seine Waldaufseher schießen erst und stellen dann Fragen. Lass uns auf der Straße bleiben. Die Reittiere sind gut ausgeruht. Einige Meilen mehr werden sie nicht erschöpfen, und ich bezweifele, dass Gesetzlose es wagen, so nah an Castle Combe heranzukommen."
Carys hatte ständig den sie irritierenden Drang, Telor zu berühren, seinen Rücken zu streicheln, seinen Nacken zu liebkosen und sich an ihm festzuhalten, indem sie die Arme um ihn schlang, statt sich an die Lederschlingen zu klammern.
Zu ihrer Erleichterung fragte Deri plötzlich: „Du hättest keine Angst davor, allein zu reiten?"
„Doralys ist schmaler als Teithiwr", antwortete sie. „Ich glaube, ich könnte mich mühelos auf ihr halten. Meine Beine sind sehr kräftig."
„Das wird nicht nötig sein", meinte Deri. „Wir werden morgen in Marston sein. Ich denke, dass ich mir dort einen alten Sattel für dich borgen kann."
Er warf Telor einen Blick von der Seite zu. Der nickte und erwiderte lächelnd: „Achte nur darauf, dass du jemanden fragst, der das Recht hat, etwas zu verleihen, ehe du dir etwas ausleihst. Ich möchte nicht, dass einer der Stallburschen dir etwas gibt, das in Marston benötigt wird. Und was ist mit dem Gepäck? Carys ist zwar nicht so schwer, aber sie kann nicht auf dem Muli reiten, wenn die langen Körbe bleiben, wo sie jetzt sind."
Telor hörte nur mit halbem Ohr zu, als Deri seine Vorschläge machte, wie man das Gepäck anders aufteilen konnte. Dabei war er nicht sicher, ob er den Freund küssen oder umbringen wolle. Er begriff, dass Deri nicht wollte, dass Carys in Oxford eine neue Truppe fand. Deri wollte, dass das Mädchen bei ihnen blieb. Aber für ihn selbst war es, wenngleich er es fast unerträglich fand, Carys aufzugeben, gleichermaßen unerträglich, sie so nah bei sich zu haben, da er durch ihre Nähe ständig erregt wurde.
Deris Vorschlag, Carys solle auf Doralys reiten, verhieß eine Erleichterung. Telor wurde jedoch auch dadurch gezwungen, sich mit einem Problem zu befassen, dem er geflissentlich ausgewichen war. Es war nicht schwer gewesen, sich einzureden, alles würde sich von allein ergeben, bis er dann Carys im Stall gesehen hatte. Ihr kurzes, erschrockenes Erstarren, als sie seine unkontrollierte Miene gesehen hatte, war ihm nicht entgangen, und ebenso wenig hatte er missverstanden, warum sie so rasch wieder von ihm abgerückt war, nachdem sie, als Teithiwr mit einem Ruck antrabte, gegen ihn gefallen war. Er hatte auch bemerkt, wie steif sie sich hielt, derweil sie hinter ihm saß.
Wäre ihr Blick nur voller Angst gewesen, hätte das das Ende bedeutet. Telor wusste, sein Verlangen nach ihr wäre dann versiegt. Sie war attraktiv genug, aber nicht so schön, dass er sie unbedingt hätte haben wollen. Unglücklicherweise hatte die Furcht, die er in ihrem Blick gesehen hatte, eindeutig nicht ihm gegolten. Es war etwas, das sie in sich hatte, und das konnte nur Verlangen für ihn sein, von dem sie glaubte, es sei falsch, es zu verspüren.
Diese Erkenntnis verstärkte noch sein Begehren. Er war es leid, die Beute zu sein, und der Gedanke, Carys zu „jagen", erregte ihn. Sein Gewissen war jedoch im Zwiespalt mit seinem Verlangen. Falls sie glaubte, ein Techtelmechtel sei falsch, dann hatte er nicht das Recht, sie dazu zu überreden, ihm nachzugeben, und danach zu erwarten, sie los zu sein, so wie er die Dorfmädchen und die vornehmen Damen losgeworden war, die von etwas Neuem hatten kosten wollen. Und trotz der fleischlichen Gelüste, die jedes Mal, wenn Carys ihm in den Sinn kam, eine halb angenehme, halb niederschlagende körperliche Reaktion bei ihm auslösten, hielt er sich fest vor, dass er,
Weitere Kostenlose Bücher