032
Schweißgeruch zu befreien, aber die Worte erstarben ihr auf der Zunge. Sie war nur fähig, das Unterhemd und die Tunika vom Haken zu nehmen und sich schützend vor die Brüste zu halten. Die jähe Gefühlsaufwallung, die plötzlich zwischen ihr und Telor bestand, war so heiß und schmerzvoll wie ein Blitzschlag, und beinahe ebenso kurz. Im nächsten Augenblick wandte Telor sich Deri zu und hielt ihm die alte Harfe hin. Der Zwerg lehnte sie an sein Gepäck und griff nach den anderen Instrumenten, die Telor ihm reichte. Carys erkundigte sich in ganz natürlichem Ton, ob sie noch die Zeit hätte, sich zu waschen.
Deri versicherte ihr, es würde noch eine Weile dauern, bis Doralys und die Pferde beladen waren, und winkte sie aus dem Stall.
Sie fand sich in ihrem neuen Unterhemd und der ärmellosen Tunika in dem Winkel hinter dem Abort wieder, wo sie das alte Unterhemd, das sie ordentlich in dem am Brunnen mit Wasser gefüllten Eimer ausgespült hatte, kräftig wrang. Sie konnte sich überhaupt nicht erinnern, wie sie das Wasser geholt oder sich und das Unterhemd gewaschen hatte. Sie erinnerte sich an nichts mehr, was geschehen war, nachdem sie Telors Blick gesehen hatte. Er war nicht freundlich gewesen. Das Blau in seinen Augen war fast farblos gewesen, wie der durchsichtige Hitzefilm, den man über einem Feuer erkennt, das zu heiß lodert, um rotglühend zu sein.
Das war Verlangen, Verlangen, keine Lust. Telor hatte sie nicht einmal mit den Augen verschlungen. Da war etwas in ihm, das nicht ausbrechen würde, bis sie sich einverstanden erklärte. Und weil das ihre Wahl war, würde sie, sobald sie sie getroffen hatte, unwiderruflich sein. Sie holte Luft, ganz so, als wappnete sie sich innerlich gegen Prügel, und kehrte zum Stall zurück, um Telor wieder vor die Augen zu treten.
Ihre Blicke trafen sich jedoch nicht. Es war nicht so, dass das Carys die Wahl leichter machte. Telor und Deri waren bereits aufgesessen und warteten beim Brunnen.
Hastig rannte sie zu ihnen und entschuldigte sich.
„Wir sind eben erst hergekommen", erwiderte Telor und bückte sich, um den Sitz des Steigbügels zu überprüfen. „Du hast uns nicht aufgehalten." Er richtete sich nicht auf, als er Carys die Hand hinhielt. „Nimm meine Hand und stell deinen linken Fuß auf meinen", befahl er. „Und jetzt sitz auf."
Sie schwang sich geschmeidig auf die Decke, die für sie über Teithiwrs Rücken gelegt worden war. Ohne jedes Zögern ließ Telor ihre Hand los. Doch das machte keinen Unterschied. Sie wähnte, den Druck seiner Finger noch zu spüren, als sei sie an diesen Stellen gebrandmarkt worden. Mit einem Satz bewegte das Pferd sich voran, als sei es ruckartiger denn sonst angetrieben worden, und Carys fiel gegen Telor.
Unwillkürlich klammerte sie sich an ihn, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Sie ließ ihn jedoch sofort los, wich von ihm ab und tastete nach den Seilen, nur um festzustellen, dass sie durch kurze Lederschlingen ersetzt worden waren, die ihr mehr Sicherheit boten als die frühere Haltemöglichkeit, sie indes auch näher an Telor brachten. Unwillkürlich bemerkte sie, dass er sich steif und aufrecht hielt, ganz so, als ängstige er sich davor, sich zu entspannen, weil sonst sein Körper wieder den ihren berührt hätte. Carys rückte so weit wie möglich von ihm ab und zog Oberkörper und Bauch ein, damit sie ihn nicht berührte. Sie musste jedoch den höchst seltsamen Wunsch bekämpfen, die Brüste an Telors Rücken zu reiben.
Man ritt über die beiden Höfe und befand sich schon auf der Straße, als Deri fragte:
„Wie haben deine Geschäfte sich im Keep entwickelt?"
Eifrig drehte Telor sich zu ihm hin, als sei er darüber erleichtert, dass seine Aufmerksamkeit von seinen Gedanken abgelenkt wurde. „Gut genug", antwortete er lächelnd. „Ich soll bei zwei Ritterschlägen und einer Hochzeit singen und habe Einladungen in ein Dutzend Burgen. Einige davon sind mir weniger lieb, da die Keeps im Süden liegen. Und Lord William hat mich aufgefordert, über die Weihnachtstage in Shrewsbuiy zu sein."
Deri pfiff leise durch die Zähne. „Ich zweifele nicht daran, dass die Einnahmen sehr hoch sein werden, aber dieser Mann lässt mir das Blut in den Adern gefrieren."
„Mir auch", gab Telor zu. „Aber wir haben nichts mit ihm zu schaffen. Solange ich singe und wir uns nicht in andere Dinge mischen, wird er nur an meiner Musik und meiner Poesie interessiert sein. Und er hat Verständnis für beides."
Lachend und
Weitere Kostenlose Bücher