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muss, ist, ihm einige Lieder vorzusingen."
Carys wollte nur so rasch wie möglich fort von hier, erinnerte sich jedoch, wie schnell Telor einen Wutanfall bekommen konnte. Dieses Wissen brachte sie mit Deris Bemühungen, eine Begegnung zwischen Telor und dem neuen Herrn von Marston zu verhindern, in Zusammenhang. Wenn sie zu dritt bei diesem Mann waren, sie auf dem Seil tanzte und Deri den Narren spielte, dann konnten sie vielleicht den Herrn von Telors gemachten hitzigen Äußerungen über das, was mit Eurion geschehen war, ablenken.
Sie verdrängte die Furcht und sagte: „Ich glaube, wir sollten alle zu diesem Mann gehen. Ich weiß, es ist dir nicht genehm, mit niederem Fahrensvolk in Verbindung gebracht zu werden, doch wenn er tatsächlich niederer Herkunft ist, dann wird er sich mehr über meine Arbeit und Deris amüsieren als über deine."
„Ich will aber nicht, dass er sich amüsiert." Verwirrt die Stirn furchend, schaute Telor Carys an. „Gott bewahre! Falls er sich gut unterhält, könnte es sein, dass er uns wochenlang hier festhält. Was hat dich bewogen, eine so alberne Bemerkung zu machen?"
„Carys hat Angst", sagte Deri. „Sie befürchtet, dein Temperament könnte mit dir durchgehen, wenn du hörst, dass Eurion ein Unglück widerfahren ist. Sie glaubt, dass du, wenn wir bei dir sind, an das Unglück denken wirst, das uns widerfahren kann, und du vorsichtiger bist."
„Ich würde Eurion, ganz gleich, was mit ihm geschehen ist, nichts nützen, wenn ich gefangen genommen oder getötet werde", hielt Telor dem Zwerg vor. „Ich bin nicht vollkommen närrisch. Ich werde vorsichtig sein."
„Nein, das habe ich nicht gedacht", log Deri. „Ich habe vermutet, du würdest die Auswahl deiner Lieder nicht nach dem Geschmack dieses Mannes treffen, und . . . ich befürchtete, du könntest zu weit gehen und ihn verärgern."
„Also gut, ich werde auch darauf achten", erwiderte Telor kühl. „So, nun wollen wir sehen, ob ich etwas Trockenes zum Anziehen finde. In meiner Abwesenheit breitest du die nassen Sachen zum Trocknen aus."
Der entschiedene Ton brachte sowohl Carys als auch Deri zum Schweigen. Eine Weile beschäftigte man sich mit dem Auspacken der Sachen und fand Kleidungsstücke, die so gut wie trocken waren und in die man wechselte. Dann untersuchte Telor sorgfältig seine Instrumente, derweil Caiys und Deri versuchten, die Zeltplanen auszu-wringen und zum Trocknen auszubreiten. Alle Instrumente bis auf die alte Harfe waren in ihren Überzügen aus Ölhaut und Kästen aus gefettetem Leder trocken geblieben. Telor trocknete die alte Harfe, in der seine Einnahmen von der Hochzeit in Castle Combe versteckt waren, und stellte sie sehr beiläufig beiseite, als ein stark hinkender Soldat in den Stall kam und mit der Gruppe von Männern redete, aus der einige in Telors Richtung zeigten.
„Der Haupt. . . der Herr möchte den Barden sehen", sagte der Mann.
Telor stand auf und hängte sich die Laute über die Schulter. „Ich bin der Barde."
„Ist das dein Narr?" fragte der Soldat und schaute Deri ziemlich neugierig an.
„Nein, nur mein Diener", antwortete Telor und hoffte, Deris Narrengewand möge nicht zu sehen sein.
„Deri, zu deinen Diensten", äußerte er und verbeugte sich adrett. „Es tut mir Leid, dass ich kein Narr bin und auch nicht gelernt habe, mich wie ein solcher aufzuführen", fügte er hinzu. „Vielleicht wäre dann mein Leben einfacher gewesen."
„Zwei Diener?" fragte der Soldat, sah Carys an und wandte plötzlich den Blick ab.
„Das ist mein Lehrjunge Caron", stellte Telor sie vor. „Er ist noch nicht sehr gut, und daher ..."
„Du musst ihn nicht mitnehmen", sagte der Mann, schaute wieder zu Carys und wandte erneut die Augen ab. „Er und der Zwerg können sich Essen aus dem Küchenschuppen holen. Der Herr wird euch sagen, wo ihr essen könnt."
Als Telor und der Soldat gegangen waren, fragte Deri Carys, was sie gemacht habe, das den Soldaten veranlasst hatte, so schnell den Blick abzuwenden. Prompt zog sie ein hässliches Gesicht und lächelte sogar, als Deri erschauerte, und das Lächeln entsetzte ihn noch mehr.
Erschrocken und erheitert zugleich, rief er aus: „Dieser Mann wird denken, Telor sei verrückt, sich einen Lehrling genommen zu haben, der so aussieht!"
Carys zuckte mit den Schultern. „Ich mag keine Soldaten", erwiderte sie leise. „Hier sind zu viele davon, und alles, was zwischen dir und Telor geredet wurde, hat mich an den Ort erinnert, an dem Ulric
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