Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

032

Titel: 032 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Seiltänzerin
Vom Netzwerk:
machen muss als du", antwortete Deri lachend.
    „Allerdings", stimmte Telor lachend zu, ganz so, als sei eine kleine Meinungsverschiedenheit beigelegt worden. „Ich muss herausfinden, was mit Eurion geschehen ist", fügte er dann leiser hinzu. „Ich habe nicht gesehen, dass das Haus sehr beschädigt ist. Sir Richard war alt. Vielleicht ist er gestorben."
    Deri schüttelte den Kopf. Man befand sich jetzt in dem Zwischenraum zwischen dem letzten Pfosten und der Seitenwand des Stalls. Deri wusste, dass man ihn und Telor nicht mehr sehen und hören konnte, falls leise gesprochen wurde. „Ich wünschte, es wäre so, dir zuliebe, aber warum würde der neue Herr die alten Diener fortschicken?"
    „Du könntest Recht haben", räumte Telor ein. „Es ist wahrscheinlicher, dass Sir Richard seinen Besitz einfach übergeben hat und vertrieben wurde. Die Diener sind vielleicht mit ihm gegangen. Er war sehr beliebt. Eurion wäre ganz gewiss mit ihm gegangen, doch ich will Gewissheit haben. Falls Sir Richard versucht hat, sich zu verteidigen, und dabei getötet wurde ..."
    „Würde Eurion beim Mörder seines Gönners bleiben?" fragte Deri.
    Telor seufzte. „Ich wünschte, ich wüsste das. Ich kann dir nicht sagen, wie oft er mir eingebläut hat, dass ein fahrender Sänger nicht Partei ergreifen darf. Falls Sir Richard bei dem Kampf getötet wurde, aber nicht durch den neuen Herrn, besteht die Möglichkeit, dass Eurion noch hier ist, weil er weiß, dass ich bald herkommen werde."
    „Was ist dann aus den Dienstboten geworden?" fragte Deri beharrlich.
    Telor ging zu Teithiwr und fing an, ihm den Kopfzaum abzunehmen. Sein Gesicht war so grau und wirkte so hart, dass es Carys wie versteinert vorkam. Sie ging zu Dora-lys und begann, die Verschnürungen des Gepäcks zu lösen. Es war ihr gleich, was aus Eurion geworden war. Sie war jedoch so empfänglich für die Beunruhigung der Männer, dass sie wusste, es werde nichts nutzen, wenn sie darauf bestand, man solle gleich, sobald das Unwetter nachließ, den Herrensitz verlassen.
    „Ich vermute, die Diener wurden alle verkauft, und möglicherweise teilt Eurion dieses Los", meinte Telor. „Sobald der neue Herr festgestellt hat, was zweifellos bald der Fall gewesen ist, dass es hier keine Beute zu holen gibt, nur Bücher und Pergamente, dann hat er alles in seinen Besitz gebracht, was irgendwie von Wert für ihn war, und sich gleichzeitig von Leuten befreit, die ihn nur hassen würden."
    „Nein", entgegnete Deri, ging zu Telor und legte ihm die Hand auf den Arm. „Ich kann nicht glauben, dass Eurion verkauft wurde. Bei den Dienstboten ist das etwas anderes. Aber wer würde einen Barden kaufen? Und Eurion war viel zu alt, als dass ein Käufer überzeugt sein würde, er werde noch eine große Arbeitsleistung erbringen. Der neue Herr, wer immer er ist, kann nichts Schlimmeres getan haben, als Eurion zu vertreiben."
    „Das hoffe ich", erwiderte Telor. „Ich glaube nicht, dass ein Burgherr aus der Umgebung diesen Keep erobert hat. Jedermann in der Nachbarschaft wusste, dass es hier nichts gibt, was einen Kampf lohnen würde, und ich kann mir niemanden vorstellen, der mit Sir Richard so verfeindet ist oder es derart auf Landbesitz abgesehen hat, dass er Marston überfällt und erobert. Ein Außenstehender kann nicht wissen, wie loyal Eurion zu Sir Richard steht. Er hätte ihn, wie du gesagt hast, nur vertrieben. Jeder der in dieser Gegend lebenden Herren hätte Eurion dann Schutz geboten."
    „ Sollten wir in diesem Fall nicht abreisen, sobald das Unwetter nachlässt, und im nächstgelegenen Herrenhaus nach Eurion fragen?" warf Carys ein. Sie saß vor der Wand auf der Erde und entrollte ihre Decke, um zu sehen, ob noch irgendein darin eingewickeltes Kleidungsstück trocken war. „Obwohl hier alles ruhig zu sein scheint, fühle ich mich nicht wohl."
    „Ich auch nicht", murmelte Deri. „Ich könnte nicht sagen, warum. Vielleicht liegt es daran, dass der Landvogt in Creklade uns von einem Söldnerhauptmann erzählt hat, der die Stadt angegriffen hatte und zurückgeschlagen wurde. Könnte er nicht auf dem Rückzug hier vorbeigekommen sein und Marston erobert haben, ehe Sir Richard Hilfe holen konnte? Unwahrscheinlich ist das nicht. Marston liegt am Fluss in östlicher Richtung unweit von Creklade, und der Landvogt hat gesagt, dieser Orin maße sich an, ein Herr zu sein."
    Nachdem der erste Schreck darüber, dass Marston in neue Hände übergegangen war, sich gelegt hatte, dachte Telor

Weitere Kostenlose Bücher