0320a - Terror zwischen Wolkenkratzern
Blake. Ihr Schrei übertönte meine hastigen Schritte. Ich rannte die letzten Yard, ohne besonders vorsichtig zu sein, und erreichte die Tür zum Kelleraum, als die bullige Gestalt des Gangsters einen Schritt näher an das Mädchen herantrat.
Glenda Blake stand aufgerichtet an die Wand gelehnt, die der Tür genau gegenüber lag. Ungefähr in Kopfhöhe waren zwei Ringe in die Mauer eingelassen, etwa eineinhalb Yard auseinander.
An die Ringe war Glenda Blake mit starken Stricken gefesselt. Sie konnte sich kaum bewegen. Ihre Füße waren ebenfalls gefesselt.
Und vor dem Mädchen stand der Gangster. In der erhobenen Hand hatte er ein langes Messer, und man brauchte kein Hellseher zu sein, um zu wissen, was der Kerl vorhatte.
Er stand mit dem Rücken zu mir. Aber er stand so nahe vor dem Mädchen, daß ich zögerte, mich sofort auf ihn zu stürzen.
Vielleicht hatte der veränderte Gesichtsausdruck von Glenda Blake ihn gewarnt. Vielleicht hatte ich aber auch ein verdächtiges Geräusch gemacht.
Plötzlich blickte er sich um.
Ich stand Auge in Auge mit dem Gangster. Es war Sam.
Er reagierte blitzschnell. Er riß das Messer hoch und machte einen Satz nach vorn. Wie ein Torero sprang ich im letzten Augenblick zur Seite. Die Hand mit der gefährlichen Mordwaffe fuhr dicht an meinem Gesicht vorbei.
Meine Hand schoß hoch. Ich hatte alles auf eine Karte gesetzt und das Äußerste riskiert. Es klappte. Ich erwischte das Handgelenk des Gangsters, riß es herum. Mit einem wütenden Schrei mußte er das Messer fallen lassen.
Dann wollte er fliehen. Ich machte einen Satz nach vorn, um ihm den Wag nach draußen abzuschneiden, und dadurch hatte ich Sam für einen Augenblick im Rücken.
Wie ein Raubtier setzte er zum Sprung an, und der Anprall riß mich fast zu Boden. Ich wirbelte herum, riß beide Fäuste hoch und stieß sie dem Gangster vor die Brust. Damit schaffte ich mir Luft und Platz zum Kampf.
Sam dachte nicht an Kampf. Ich sah, daß er tief einatmete und den Mund zu einem Schrei aufreißen wollte.
Da war ich heran. Ich legte meine ganze Kraft in den einen Schlag. Als der Gangster den ersten Ton herausbrachte, krachte meine Faust auf seine Kinnspitze. Der Schrei erstarb in einem dumpfen Gurgeln. Ich hoffte, daß niemand etwas gehört hatte.
Meine Faust schien gefühllos zu sein, als wäre sie über dem Handgelenk abgetrennt. Ich setzte einen Schritt zurück, um mit der Linken notfalls nachzustoßen, aber in dem Augenblick sackte der Gangster in sich zusammen. Er verdrehte noch einmal die Augen, dann blieb er leblos auf dem Boden liegen.
Glenda Blake hatte dem Kampf mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen zugesehen, und ich fürchtete, daß jeden Augenblick ihre Nerven versagen würden.
»Du mußt jetzt ruhig bleiben, Glenda«, sagte ich eindringlich. »Du darfst jetzt nicht durchdrehen, denn ich brauche deine Hilfe. Wenn du tust, was ich dir sage, dann kommst du heil hier aus dem Haus.«
»Okay, Jerry«, sagte sie tapfer, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen.
Ich bückte mich nach dem Messer, daß ich dem Gangster aus der Hand gewunden hatte, und schnitt damit die Stricke, mit denen Glenda Blake gefesselt war, durch.
»Ich werde dir jetzt den Weg aus dem Keller zeigen«, sagte ich. »Du läufst dann ungefähr zwanzig Schritte in den Park hinein und dann wechselst du die Richtung und rennst zur Straße.«
Ich hatte sie jetzt ganz befreit. Sie rieb sich die zarten Handgelenke und machte ein paar vorsichtige Schritte.
Ich kniete schon neben dem Gangster, riß ihm den Leibriemen und die Krawatte herunter und fesselte ihn damit. Die Stricke, mit denen Glenda Blake verschnürrt gewesen war, stopfte ich dem Gangster als Knebel in den Mund. Dann schob ich Glenda aus dem Kellerraum. Leise huschten wir den langen Gang hinunter. »Hundert Yard vom Haus entfernt steht mein Wagen. Meine Kollegen sind sicher schon eingetroffen. Richte ihnen aus, daß sie das Haus umstellen und auf mein Zeichen warten sollen.«
Wir hatten jetzt die Treppe erreicht. Glenda Blake trug einen dünnen Hausanzug und zitterte. Ich wußte nicht, ob es Angst war oder die Kälte.
»Hast du alles verstanden?« fragte ich leise.
Das Mädchen nickte.
»Rasch jetzt«, sagte ich. »Ich weiß nicht, wieviel Zeit wir noch haben. Ich warte hier, bis du im Park verschwunden bist, dann kann dir nichts mehr passieren.«
Sie huschte davon. Nach wenigen Schritten hatte sie die Dunkelheit verschluckt, denn diese Seite wurde vom Mondlicht nicht
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