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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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holte mir mit einem Bauern ihre Dame. Dann noch vier Züge, und Eileen Hasting war matt.
    Wir hatten so konzentriert gespielt, daß wir nicht gemerkt hatten, wie spät es geworden war. Meine Armbanduhr zeigte zehn vor elf.
    »Noch eine Partie, Mr. Cotton? Solange Wallace unterwegs ist, kann ich ja doch nicht schlafen.«
    Wir spielten noch einmal, und wieder konnte ich gewinnen.
    Dann war Mitternacht vorüber, und die Spannung in uns wuchs.
    Die Entscheidung mußte jetzt gefallen sein.
    Hatten meine Kollegen Fletcher erwischt?
    Oder war er mit dem Geld entkommen?
    Oder war Hasting etwas passiert?
    Oder hatte sich Fletcher gar nicht blicken lassen?
    Ich nippte an meinem Whisky und starrte zum Telefon.
    Eileen Hasting war aufgestanden und lief jetzt nervös auf und ab. Alle Augenblicke sah sie auf die Uhr.
    Als das Telefon klingelte, fuhr ich aus meinem Sessel empor, war mit einem Satz bei dem Apparat und nahm den Hörer ans Ohr.
    »Ja«, sagte ich heiser. »Bei Hasting.«
    »Ich bin es, Jerry«, vernahm ich die Stimme meines Freundes. »Es ist schiefgegangen.«
    »Was ist schief…« ich unterbrach mich rechtzeitig mit einem Blick auf die Frau. »Ist er…«
    »Fletcher ist nicht gekommen. Hasting und wir als seine Schatten sind volle drei Stunden über den Broadway gepilgert. Ich glaube, ich habe Blasen an den Füßen. Und alles umsonst. Fletcher hat sich nicht blicken lassen. Und auch sonst niemand. Nur ein Bettler, irgend so eine Type aus der Bovery, hat Hasting angesprochen und einen Dollar geschnorrt. Ich glaube aber nicht, daß der Penner irgend etwas mit der Sache zu tun hat. Wir haben ihn im Auge behalten. Er hat noch andere Passanten angehauen, die nach Geld aussahen, und ist dann mit seiner Beute in eine billige Kneipe geflitzt, um sich etwas Alkoholisches durch die Gurgel zu jagen.«
    »Phil, jetzt wird es ernst«, sagte ich langsam. »Wir müssen damit rechnen, daß Fletcher euch erkannt hat. Und wir müssen damit rechnen, daß er seine Drohung wahrzumachen versucht. Am besten, du kommst her. Ich kann jetzt nicht riskieren, ein Auge zuzumachen.«
    »Okay, ich nehme einen Dienstwagen. In einer Stunde bin ich da.«
    Ich legte den Hörer auf und wandte mich der Frau zu. Sie kauerte mit wachsbleichem Gesicht auf einer Couch und schien zu frieren — trotz der Schwüle, die die Nacht nicht hatte vertreiben können.
    »Sie brauchen keine Angst zu haben«, sagte ich, »wir werden auf Sie aufpassen. Und wir werden dafür sorgen, daß Ihnen kein Haar gekrümmt wird. Allerdings setze ich voraus, daß Sie sich genau nach unseren Anweisungen richten. Das heißt, Sie dürfen ohne unsere Erlaubnis nicht das Haus und schon gar nicht das Grundstück verlassen.« Sie nickte.
    »Haben Sie mit Ihrem Mann ein gemeinsames Schlafzimmer?«
    »Nein. Unsere Schlafzimmer liegen nebeneinander.«
    »Bitte, zeigen Sie mir Ihren Raum.« Sie erhob sich und führte mich in den zweiten Stock.
    Am Ende eines Korridors lag ihr Schlafzimmer. Es war kostbar eingerichtet, aber nicht allzu groß.
    Als ich zu dem einzigen Fenster ging, das nach Osten, also in Richtung Victory Boulevard zeigte, versank ich fast bis zu den Knöcheln in einem flauschigen orangefarbenen Teppich.
    Vor dem Fenster war kein Balkon. Es gab keine Möglichkeit, um auf diesem Wege einzudringen. Es sei denn, man benutzte eine Leiter. Aber daß Fletcher dazu keine Gelegenheit haben würde, dafür wollte ich schon sorgen.
    »Heute nacht, Mrs. Hasting, werde ich vor Ihrer Tür Wache halten. Sie können beruhigt schlafen.«
    Wir gingen wieder hinab und warteten.
    Phil und Hasting trafen fast gleichzeitig ein.
    Ich stellte meinen Freund vor.
    Dann zog sich das Millionärsehepaar in seine Schlafzimmer zurück.
    Wir verriegelten die Terrassentür und überzeugten uns davon, daß auch die Vorder- und Hintertür und sämtliche Fenster im Parterre und im ersten Stock geschlossen waren.
    Phil machte es sich auf der Couch im Salon bequem, mit durchgeladener Pistole in Reichweite.
    Ich schleppte einen Sessel in den zweiten Stock, stellte ihn vor die Tür von Eileen Hastings Schlafzimmer, beschaffte mir eine Stehlampe und aus der Bibliothek eine in rotes Saffianleder gebundene Ausgabe von Edgar Allan Poes Spukgeschichten. Damit ausgerüstet, bezog ich vor Eileen Hastings Zimmer Posten.
    Nachdem ich ungefähr zwei Stunden gelesen hatte, spürte ich, wie meine Lider immer schwerer wurden. Mir drohten die Augen zuzufallen. Ich stand auf, machte ein paar Freiübungen und ging leise im

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