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0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht«

Titel: 0323 - Ich jagte das »Blaue Gesicht« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich jagte das »Blaue Gesicht«
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den Bildschirmen der Millionen Fernsehapparate in New York und näherer Umgebung erschien jede halbe Stunde Fletchers Bild.
    In den Abendzeitungen erschienen lange Berichte. Der Verbrecher wurde mit Unhold, Bestie, Satan und Killer tituliert. Bezeichnungen, die häufig auf Mörder angewendet wurden. Ein Reporter aber gab Fletcher einen anderen Namen. Er nannte ihn: das »blaue Gesicht«.
    Der Reporter prägte damit einen Begriff, den sich die New Yorker schnell zu eigen machten. Fortan sprachen sie nicht mehr von Fletcher, sondern nur noch vom blauen Gesicht. Man unterhielt sich in der Sub, in den Bussen, in den Vorortzügen, in den Drugstores und Cafés über das blaue Gesicht. Man stellte Vermutungen an, vermied es, nachts durch dunkle Straßen zu gehen, man verschloß die Wohnungstüren sorgfältig und schimpfte auf die Polizei.
    Unvernünftige Mütter drohten ihren Kindern: ›Wenn du deine Suppe nicht ißt, holt dich das blaue Gesicht.‹ — Irgendein Produzent kündigte an, daß er einen Super Thriller drehen werde über das blaue Gesicht. Ein paar überspannte Halbstarke beschmierten sich die linke Gesichtshälfte mit schwarzer Tinte und verursachten in einem Dach-Café, wo ein Frauenverband tagte, eine Panik. — New York war in Aufruhr.
    Wir taten unser möglichstes, durchforschten die Unterwelt, setzten Spitzel ein, gingen jedem Hinweis nach.
    Aber alles war umsonst.
    Fletcher blieb verschwunden.
    Wir wußten nicht einmal, ob er noch in New York war.
    ***
    Als ich Wallace Hasting zum ersten Male sah, lag er auf einer gelben Gummimatte, hielt in der Rechten ein Erdbeer-Eis, an dem er mit seiner Zunge leckte, und verteilte mit der freien Hand nußbraunes Sonnenöl auf seiner fetten Brust.
    Ich nahm den Hut ab und fuhr mir mit dem Taschentuch über die schweißnasse Stirn. Wir schrieben Mitte Juli, und es herrschte eine Affenhitze.
    Wallace Hasting hob den Kopf, als ich vor ihm stehenblieb. Er musterte mich mit aufreizender Langsamkeit von den Füßen bis zum Kopf, leckte dann noch einmal an dem Eis, das inzwischen weich geworden war und ihm wie Sirup über die Hand lief, und sagte:' »Sind Sie der G-man?«
    Ich musterte ihn genauso lange wie er mich.
    Er hatte einen fetten großen Körper, der heute in diesem Jahr sicherlich zum erstenmal in der Sonne lag. Seine Brust und seine Schultern waren weißlichgrau. Hasting trug grüne Bermudashorts. Sein Schädel war erschreckend groß und außerdem noch fleischig. In den kleinen wäßrigen Augen lag Verschlagenheit, und dort, wo andere einen Mund haben, hatte Hasting nur eine Kerbe.
    »Möchten Sie ein Bild von mir?« fragte er jetzt.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich sammle keine Millionäre.«
    Plötzlich richtete er sich auf, glotzte mich groß an und brach dann in ein brüllendes Gelächter aus.
    Als er sich wieder beruhigt hatte, schnaufte er wie eine altersschwache Lokomotive.
    »Sie sind richtig. Genauso einen Mann sollte man mir schicken. Wie heißen Sie?«
    »Cotton. Jerry Cotton.«
    »Ich bin Hasting.«
    »Das habe ich mir gedacht«, sagte ich und ließ mich auf einen der Gartenstühle nieder, die in Hastings Nähe standen. Ich befand mich hier in Richmond. Das ist einer der fünf Stadtteile von New York. Ich befand mich hier auf dem Grund und Boden des mehrfachen Ölmillionärs Wallace Hasting. Es war ein großes parkähnliches Grundstück, mit einer wunderbaren Villa, die von einer kleinen Baumgruppe umstanden war. Der übrige Teil des Grundstücks, dessen Umzäunung aus einer hohen, dichten, grünen Hecke bestand, wurde eingenommen von einem kurzgeschorenen englischen Rasen und einem Swimmingpool, der groß genug war, um darin einen mittleren Dampfer manövrieren zu lassen.
    »Kann man uns hier beobachten?« fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Außer meiner Frau ist niemand im Hause.«
    »Gut. — Also, bitte, erzählen Sie jetzt der Reihe nach, was geschehen ist.«
    Hasting leckte an seinem Zeigefinger und wischte ihn dann an den Shorts ab.
    »Es war vor einer Stunde. Ich war noch in meinem Arbeitszimmer und hatte gerade beschlossen, mich in die Sonne zu hauen. Da klingelte das Telefon. Mein Sekretär Kirk Wilson hat heute seinen freien Tag. Ich mußte also selbst an den Apparat gehen. Ich meldete mich. Am anderen Ende der Leitung atmete jemand hörbar, sagte aber nichts. Ich wollte schon auflegen. Aber plötzlich vernahm ich die Stimme. Eine ziemlich unangenehme Stimme. Ein bißchen heiser. Es war eine Männerstimme. Und der Kerl sagte: Ich

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