0324 - Duell der Teuflischen
sahen sich wieder.
Herrscher und Untergebener standen sich gegenüber.
Aus zwei Augenpaaren glimmerte unstillbarer Haß.
»Ich werde dich bestrafen!« stieß Uranos nach einer Weile hervor. »Was immer du getan hast, Alpha Chronos, der Tod ist die geringste Vergeltung, um Sühne zu bringen!«
»Du kannst mich nicht bestrafen, Uranos! Nicht mehr!« Triumph klang aus der Stimme des Chronos. Als er Uranos sah, fuhr seine Hand an die Gürtelschnalle und berührte den Dhyarra-Kristall.
Im selben Moment spürte er, daß die Zeit des Wartens vorbei und das Werk vollendet war. Der Machtkristall war aktionsfähig. Er konnte den Kampf gegen Uranos wagen.
»Ich werde dir zeigen, was ich kann!« heulte Uranos in flammender Wut. »Ich pulverisiere dich mit meinem Macht-Kristall!«
»Benutze ihn besser, um zu kämpfen!« klang die Stimme des Chronos schneidend. »Sieh her. Auch ich verfüge über einen Dhyarra der dreizehnten Ordnung. Nun laß sehen, in wem von uns die Kraft in größerem Maße vorhanden ist. Zum Kampf der Macht-Kristalle fordere ich dich heraus!«
Einen Augenblick lang sah ihn Uranos forschend an. Immer wieder sah er vom Gesicht seines Sohnes auf den Kristall in seinem Gürtel. Und dann erkannte er die Wahrheit.
Chronos war ihm jetzt ebenbürtig. Der Kampf um die Macht war nicht zu vermeiden. Oder er mußte freiwillig abtreten.
Wilde Wut schoß in Uranos hoch. Niemals würde er freiwillig gehen. Ein Herrscher kann sterben - er bleibt ein Herrscher, solange der Purpurmantel sein Leichentuch und das Diadem sein Myrtenkranz wird.
Uranos dachte in diesem Augenblick nicht daran, daß der ganze Planet in Atome aufgelöst wurde, wenn die Kraft beider Dhyarras in vollem Maße in Konfrontation standen.
Eine Explosion unvorstellbaren Ausmaßes, das dennoch kaum das Gefüge des Kosmos erschütterte. Eine gigantische Nova, die auf den Heimatplaneten der DYNASTIE wirkte wie ein zierliches, rotes Juwel, das sich unmerklich ausdehnt. Das Sterben einer Welt, das in kosmischen Rahmen niemand zur Kenntnis nahm.
Planeten-Tod.
Wer den Kampf der Kristalle überlebte, den versetze die Macht des Dhyarras direkt in die Kuppelhalle des Rates auf dem Heimplaneten der DYNASTIE, wo er seinen Anspruch erheben konnte, dem sich alles beugen mußte. Aber noch niemals war es in der Dekade eines ERHABENEN gelungen, einen zweiten Macht-Kristall zu schaffen. Chronos war der Erste - und der Rat würde ihn anerkennen, wenn er erschien. Genauso würde man die Herrschaft des Uranos bestätigen, wenn Chrönos unterlag.
Wer immer das Duell der Kristalle verlor - er verging mit seinem Dhyarra und wurde eins mit der Ewigkeit.
»Ich fordere dich zum Kampf der Kristalle!« hörte Uranos seinen Sohn noch einmal mit festèr Stimme sagen. Er sah ihn durchdringend an. Dann nickte er müde.
»Geh voraus. Ich komme nach!« flüsterten seine Lippen…
***
Müde wandte sich Tina Berner um. In ihrem Inneren wurde ihr klar, was sie eben getan hatte - oder was das Schicksal sie tun ließ.
Die Erkenntnis traf sie mit unheimlicher Wucht. Sie taumelte und hätte am liebsten den Dhyarra-Stab von sich geschleudert.
Tina Berner sah in diesem Moment nicht die Kosmische Geschichte und den Ausgleich der Schicksalswaage - sie sah versinkendes Land, zerfallende Städte und das Sterben von Menschen und Tieren.
Abscheu vor sich selbst kam in ihr hoch. Hätte sie sich nicht widersetzen können, als' die Stimme sie rief? Warum hatte sie ihr Innerstes freigegeben? Sie hätte versuchen müssen, dem Befehl mit all ihrer psychischen Kraft entgegen zu wirken. - Hätte sie es wirklich vermocht?
Tina Berner dachte an Jeanne d’Arc, die im Mittelalter an der Spitze des französischen Heeres gegen die Engländer gezogen war und das belagerte Orleans befreit hatte. Auch sie hatte Stimmen und einen Auftrag gehabt. Und für Tausende von britischen Soldaten war Johanna von Orleans der Engel des Todes - bis sie verraten und ihren Feinden ausgeliefert wurde. War auch Jeanne d’Arc nur eine Erfüllerin des Schicksals, das an anderer Stelle längst beschlossen und in ehernen Lettern in das Buch, das niemals geschrieben wurde, eingetragen ist?
Tina Berner wollte nur noch fort von hier. Ganz gleich wohin. Nur einfach weg von diesem Ort. Wie eine Betrunkene wankte das Mädchen durch die zerstörten Gänge der Basis dem Ausgang zu. Sie wußte nicht, daß Chronos und Uranos bereits draußen waren und zum alles vernichtenden Duell Aufstellung genommen hatten. Tina Berner wollte
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