0325 - Das Zeitexperiment der Verbannten
mehreren Möglichkeiten."
„Der Himmel segne deinen Hang zur Prägnanz", murmelte Charlie. Laut fuhr er fort: „Kann dieses Ansteigen des Energiegehalts mit unserem Eindringen zu tun haben?"
„Nein. Eine Änderung des Energiegehalts ist nur im Augenblick des Eindringens zu erwarten. Der Vorgang ist rasch."
„Vielleicht kommt in dieser Sekunde gerade die zweite Kolonne durch die Paratron-Feldöffnung", gab Charlie zu bedenken.
„Nein. Es bestünde sonst Kontakt. Die zweite Kolonne ist erst in acht Minuten fällig."
Charlie entließ den Roboter. Dann wandte er sich an Opa.
„Wir tun besser was", sagte er ernst. „Die Sache gefällt mir nicht. Etwas geht auf dieser Welt vor, was sie vielleicht schon in ein paar Minuten in Stücke zerreißt."
Opa blieb ernst. Inka dagegen verzog das schmale Gesicht zu einem halb traurigen, halb spöttischen Grinsen.
„Tun ist gut. Nur sagt uns, was!"
Charlie zögerte nur eine Sekunde. Mehr brauchte er nicht, um sich über die Ausweglosigkeit der Lage klarzuwerden. Sie waren abgeschnitten. Sie hatten keine Möglichkeit, den Leuten auf der anderen Seite der Feldöffnung klarzumachen, daß der Aktionsplan beschleunigt werden mußte. Sie konnten nichts weiter tun als warten - ob die überkritische Fremdkörpermasse früher hergestellt sein würde, um das Paratronfeld sanft zum Platzen zu bringen, oder das instabile Energieniveau, um diese Welt mit allem, was sich darauf befand, in Nichts aufzulösen.
Er riß sich zusammen.
„Es besteht eine Möglichkeit, daß die beiden Haluter noch am Leben sind. In diesem Fall müßten wir ihre Spuren finden können."
„Wo willst du anfangen zu suchen?" erkundigte sich Opa.
„Am unteren Ende des Trichterfelds. Sie sind auf demselben Weg gekommen wie wir. Der erste Trichter sitzt unmittelbar auf der Oberkante des Hanges. Das Feld zieht sich senkrecht zur Kante den Hang hinunter. Die Trichter markieren die Richtung, die Tolot und Teik genommen haben. Da, wo die Trichter aufhören, müßten ihre Spuren zu finden sein - falls sie noch leben."
*
Die Spur der feindlichen Fahrzeuge lag deutlich vor ihnen. Die Luftkissen der Gleiter hatten das Gras zerrupft und nach allen Seiten geschleudert.
Aber die Fahrzeuge selbst waren verschwunden. Sie befanden sich so weit vor ihnen, daß nicht die geringste Hoffnung bestand, sie jemals einzuholen.
Zum erstenmal, seit sie vor zwei Stunden mit der wahnwitzigen Verfolgung begonnen hatten, kam Icho Tolot der Verdacht, daß die Gurrads sie an der Nase herumführten. Warum hatte der Raketenbeschuß so plötzlich aufgehört? Warum hatten sie den Transport, der so leicht einen anderen Kurs hätte nehmen können, unmittelbar vor ihrer Nase vorbeigeleitet, so daß sie ihn auf keinen Fall übersehen konnten?
Diesmal erwies Fancan Teik sich als logischen Überlegungen zugänglich. Er erklärte sich bereit umzukehren. Sie hatten in diesen zwei Stunden fast dreihundert Kilometer zurückgelegt. Der Rückweg war lang. Sie hatten keinen Grund zur Eile, aber sie rannten trotzdem. Nicht ganz mit derselben Geschwindigkeit, mit der sie den feindlichen Transport verfolgt hatten, aber immer noch schnell.
Das Fluidum der Feindseligkeit war inzwischen so intensiv geworden, daß es körperliches Unbehagen bereitete.
*
Sie fanden die Spuren.
Das heißt, die Roboter fanden sie. Charlie, Opa und Inka hatten sich auf ihrem Fahrzeug eine sichere Strecke abseits der radioaktiv strahlenden Zone gehalten. Die Roboter meldeten, daß der untere Rand des Trichterfelds etwa acht Kilometer von der Kante des Hanges entfernt lag und daß zwischen den Trichtern hervor die Spuren zweier Objekte von beträchtlicher Masse zunächst in nordwestlicher, dann in nordöstlicher Richtung führten. Einige Kilometer weiter vereinigten sie sich mit einer älteren Spur, die nach Ansicht der Roboter von luftkissengetriebenen Gleitfahrzeugen hinterlassen worden war.
Opa gab sofort den Befehl, den Spuren zu folgen. Inzwischen war die zweite Kolonne durch die Paratron-Feldöffnung gestoßen. Die Roboter hatten sofort Funkverbindung mit ihr aufgenommen. Die Gruppe bestand wiederum aus sechzig Maschinenwesen und drei Männern des Stoßtrupps. Der kommandierende Offizier war Major Hinsman. Charlie kannte ihn nicht. Er gehörte zur Besatzung der IMPERATOR III und war ein USO-Offizier. Atlans Flaggschiff war inzwischen auf Pfranat gelandet. Die FRANCIS DRAKE und das halutische Schiff befanden sich weiterhin auf einer Parkbahn hoch über
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