0327 - Wer die Blutfrau lockt
vernichten können!«
Eine zeitlang schwieg das Telefon. Marenia hörte, wie Glenda Perkins in irgend einem Buch blätterte. Dann meldete sie sich wieder.
»Ich kann Ihnen leider im Augenblick nicht helfen, Miß Melford!« sagte Sinclairs Assistentin dann. »Aber solange Sie am Leben sind, besteht keine direkte Gefahr, daß Sie den Gewalten der Finsternis verfallen. Verlassen sie einige Tage das Haus nicht. Wenn der Vampir vernichtet ist, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Virus des Bösen in Ihrem Körper von ganz alleine zugrunde geht!«
»Einfach gesagt!« stieß Marenia hervor. »Ich arbeite ebenfalls beim Yard und Sie wissen so gut wie ich, daß man nicht so einfach wegbleiben kann. In der Abteilung, in der ich beschäftigt bin, hätte man kein Verständnis, wenn ich erzähle, daß mich ein Vampir gebissen hat. Ich denke, Sie wissen, was ich meine, Miß Perkins!«
»Hören Sie, Miß Melford!« sagte Glenda Perkins nach einer Weile. »Sie sollten dennoch Ihre Wohnung in den nächsten Tagen nicht verlassen bis jemand gekommen ist, der Ihnen wirklich helfen kann. Ist Ihnen der Name ›Professor Zamorra‹ ein Begriff?«
»Ich habe seine Bücher gelesen. Sie sind wirklich sehr interessant!« gab Marenia zu.
»Ich werde Ihnen Zamorras private Geheimnummer geben und bitte Sie, diese als streng vertraulich zu behandeln. Aber in Ihrem Fall sehe ich keine andere Möglichkeit. Zamorra und John kennen sich ziemlich gut, und dem Meister des Übersinnlichen müßte es mit Hilfe seines Amuletts eigentlich gelingen, den Keim des Bösen, der in Ihrem Inneren wuchert, zu vernichten. Wie ich gestern abend erfahren habe, ist Zamorra derzeit zu Hause auf Château Montagne. Für ihn bedeutet es keine Schwierigkeiten, kurz nach London zu fliegen und Ihnen zu helfen!«
»Ich danke Ihnen vielmals und verspreche hoch und heilig, die Rufnummer Zamorras niemandem weiterzugeben!« Marenia Melford war erleichtert. Wenn Professor Zamorra wirklich kam, dann war sie gerettet.
»Notieren Sie bitte!« Dann gab Glenda Perkins eine lange Telefonnummer durch. »Ich hoffe für Sie, daß alles klappt! Und nun rate ich Ihnen, bei Ihrer Arbeitsstelle anzurufen und irgend etwas von einem Migräneanfall oder so was zu erzählen. Sie sollten auf keinen Fäll die Wohnung oder das Haus verlassen. Denn wenn sie durch irgend einen Zufall aus dem Leben gerissen werden, dann sind Sie ein Vampir. Und dann gibt es nur eine Rettung für sie. Sie wissen sicher, was ich meine!«
»Ich weiß es!« hauchte Marenia tonlos. »Den Holzpfahl, der den endgültigen Tod herbeiführt und die Seele frei macht!«
»Erwähnen sie ruhig meinen Namen und erzählen Sie, daß wir gestern abend zusammen waren und Sie da schon Migräneanfälle hatten!« sagte Sinclairs Assistentin noch. »Ich werde, wenn nötig, Ihre Angaben bestätigen. Und nun wünsche ich Ihnen viel Glück, Miß Melford. Wenn alles vorbei ist, kommen Sie ruhig mal auf einen Kaffee hier im Büro vorbei!«
»Kaffee?« wunderte sich Marenia. »Hier in England bevorzugt man doch Tee!«
»Auf seinen Reisen hat John die Vorzüge des Kaffees kennengelernt!« verriet Glenda Perkins. »Und mich hat er damit auch auf den Geschmack gebracht. Wir kochen ihn aber nicht wie Engländer, sondern wie man es drüben in Germany macht. Die Deutschen verstehen es, Kaffee zu kochen. Dafür brauen sie den Tee ungenießbar!« Noch einige lustige Bemerkungen, dann legte Marenia Melford den Hörer auf die Gabel.
Nach einigen tiefen Atemzügen wählte sie die Vorwahl von Frankreich und die Rufnummer von Professor Zamorra…
***
Dem hochgewachsenen, schlanken Mann mit dem undefinierbaren Alter hätte niemand angesehen, daß er ein Pseudo-Wissenschaftler ersten Ranges war. Die Parapsychologie war in der westlichen Welt nicht anerkannt und deshalb wurde Professor Zamorra an einigen Universitäten nicht ganz ernst genommen aber doch für eine Gastvorlesung gern gerufen. Meistens jedoch war Zamorra mit seiner Assistentin und Lebensgefährtin Nicole Duval in der ganzen Welt unterwegs, um sich der Herausforderung der Hölle und ihrer Kreaturen zu stellen. Es war reiner Zufall, daß sie beide auf Château Montagne anzutreffen waren. Während Nicole im mehr als knapp bemessenen Tanga einige Runden im Swimming-pool drehte, sah Professor Zamorra die Post durch und nippte manchmal an dem eisgekühlten Fruchtsaft, den ihm Raffael Bois, der greise Butler, fürsorglich neben den bequemen Sessel gestellt hatte.
»Einige ganz
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