0328 - Die Bestie aus dem Todestal
warum nicht?« Tief in ihm flackerte Mißtrauen auf.
»Nimm es so hin«, sagte sie. »Ich weiß viel, ich kenne viel. Du solltest es akzeptieren und keine Fragen stellen. Es ist alles nur zu deinem Besten.«
»Wie die gute Fee, nicht wahr?« fragte er spöttisch. »Alle Wünsche äußern, die Fee ruhig machen lassen, und keine Fragen stellen, weil alle erfüllten Wünsche sich sonst mit einem sanften ›Plopp‹ in Luft auflösen, wie?«
»Vielleicht«, sagte sie. »Würdest du dich jetzt zurückziehen und mich machen lassen? Ich habe mich ja auch nicht in deine Fallenstellerei eingemischt.«
Bill starrte sie an.
»Entweder läßt du mich machen«, sagte sie, »oder wir trennen uns hier. Dann kannst du zusehen, wie du mit dem Ungeheuer fertig wirst. Und mich wirst du nie wieder sehen.«
Er betrachtete ihren schönen, nackten Körper. Er entsann sich den glühenden Stunden der Nacht, in denen er mit diesem Körper förmlich verschmolzen war. Er entsann sich der Ekstase, und er wußte, daß er diese Frau nicht so schnell vergessen konnte. Er brauchte ihren Körper, ihren Sex.
Und sie schien genau zu wissen, wie er empfand. Sie drehte sich aufreizend vor ihm. Bill schluckte nervös. Alles in ihm fieberte plötzlich. Er atmete tiefer durch.
»Nun?«
Ihre provozierende Frage riß ihn in die Wirklichkeit zurück. Er schluckte wieder. Dann zog er sich schweigend zum Wagen zurück.
Tandy begann die verwischten Striche im Sand zu erneuern.
»Aber glaube nicht, daß ich es gutheiße«, sagte er da. »Es muß eine andere Möglichkeit geben als Schwarze Magie.«
»Finde sie doch«, empfahl sie. »Schließlich kommt es doch nur auf den Zweck an, der die Mittel heiligt.«
Sie begann ihre Beschwörung von neuem. Bill Fleming versuchte, sich den magischen Formeln zu verschließen, die raunend an seine Ohren drangen.
Schwarze Magie, dachte er bestürzt. Sie benutzt Schwarze Magie.
Ich muß versuchen, es ihr abzugewöhnen.
Aber wie?
Er begriff nicht, daß er ihr schon fast hörig war.
***
Derweil beschlossen Zamorra und Nicole in Bakersfield, dort einen Geländewagen zu mieten. Zamorra wollte sich nicht darauf verlassen, daß an der Indianerranch wieder ein Fahrzeug zur Verfügung gestellt werden würde. Denn diesmal war der Reporter nicht mit von der Partie, der dort wohl bekannt war. Und Zamorra wollte auf Nummer Sicher gehen – bei einem ordentlichen Fahrzeugvermieter bekam er garantiert einen Wagen.
So recht ausgeschlafen waren sie eigentlich beide nicht, obgleich es schon Mittag war. Aber die Nacht, die verflixt lang gewesen war, steckte noch in ihnen. Hinzu kam die relativ lange Fahrstrecke von etwa hundertfünfzig Meilen. Normalerweise wäre das eine Sache von eineinhalb oder weniger Stunden gewesen – allerdings nicht mit einem Geländewagen, sondern mit dem Mercedes – aber Zamorra hielt sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung, und deshalb dauerte es eben doppelt so lange. Seit er vor einiger Zeit in Europa einige Bußgeldbescheide wegen überhöhter Geschwindigkeit einkassiert hatte, fuhr er wesentlich zurückhaltender. Und gerade in Californien mußte er an jeder Straßenbiegung mit einer Radarfalle rechnen.
Es war ermüdend, mit umgerechnet weniger als 90 km/h fahren zu müssen, vor allem auf den großen, breit ausgebauten Highways. Nicole und Zamorra wechselten sich mehrmals beim Fahren ab.
Immerhin fanden sie so Zeit, sich noch einmal abzusprechen, weitere Eventualitäten zu durchdenken und sich auf das Geschehen vorzubereiten. Zamorra war sicher, daß er die Bestie mit Hilfe des Amuletts würde aufspüren können. Er mußte es nur richtig anstellen. Und er würde auch einen Weg finden, sie unschädlich zu machen.
Aber bis dahin war es noch eine weite Wegstrecke. Und bei Tageslicht sah vor Ort alles ganz anders aus.
***
Das Ungeheuer fühlte die drängenden, zerrenden Impulse. Die Gedanken, die in der Nacht schon einmal Kontakt gesucht und gefunden hatten, waren wieder da. Diesmal lockten sie.
Und als das Ungeheuer nicht willens war, zu folgen, wurden die Impulse zwingend. Eine beachtliche Macht steckte hinter ihnen.
Komm und hole ein Opfer! Komm und hole ein Opfer! Komm hierher, von wo du mich rufen hörst!
Da war kein Opfer, die Bestie wußte es. Aber der Zwang war stärker, denn es war ein Zwang, der aus der Hölle kam.
Aus der Hölle, aus der die Bestie entwichen war.
Da wußte sie, daß sie dem Zwang folgen mußte.
Und sie machte sich auf den Weg durch die flirrende
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