0328 - Die Flotte der gläsernen Särge
schaffen gemacht."
Wenige Augenblicke später tauchte das Flaggschiff in den Normalraum ein. Noch immer befand sich das Schiff im dichtesten Sternengewühl. Mit geringer Geschwindigkeit setzte es seinen Flug fort.
„Kümmern Sie sich darum", sagte Rhodan zu Oberstleutnant Hefrich. „Ich hoffe, daß es Ihnen gelingt, den aufgetretenen Schaden bald zu beheben. Sie wissen, daß wir ohne Lineartriebwerk verloren sind."
Hefrich verschwand mit blassem Gesicht. Obwohl er nichts sagte, wußte jeder in der Zentrale, daß der Leitende Ingenieur mit seinem Reparaturtrupp verbissen arbeiten würde.
Der Zwerg hatte zum viertenmal zugeschlagen. Obwohl die Konverteranlagen scharf bewacht wurden, waren sie beschädigt worden. Der unheimliche Feind hatte schnell herausgefunden, wo er die Terraner am empfindlichsten treffen konnte.
„Vor wenigen Minuten war der Gnom in der Nähe der Kalups", sagte Rhodan. „Jetzt kann er schon wieder in der oberen oder unteren Polkuppel sein. Vielleicht befindet er sich auch an Bord des halutischen Schiffes. Wir wissen es nicht. Wir befinden uns in einer ungewöhnlichen Lage. Unser Leben ist bedroht. Es sieht so aus, als sollte ein kleiner Humanoide ein zweitausendfünfhundert Meter durchmessendes Schlachtschiff mit fünftausend Mann an Bord in erhebliche Schwierigkeiten bringen."
Gucky materialisierte hinter ihm. Der Mausbiber kam von einigen Erkundungssprüngen zurück.
Hegmar sah sofort, daß der Ilt ungewöhnlich erregt war.
„Niemand kann mich dazu bringen, die Zentrale noch einmal zu verlassen, solange sich der Zwerg an Bord aufhält!" schrillte Gucky empört.
„Was ist geschehen, Kleiner?" fragte Rhodan besänftigend.
„Zweimal haben einige Verrückte nach mir geschossen", beklagte sich Gucky. „Offenbar haben sie mich mit dem Zwerg verwechselt."
Einige Männer lachten, aber Rhodan blieb ernst. Die Stimmung der Besatzung war denkbar schlecht.
Die Männer standen unter einer doppelten Nervenbelastung. Nicht nur, daß sie dreißig Millionen oder mehr Lichtjahre von der Milchstraße entfernt waren, mußten sie sich auch noch mit einem unheimlichen Gegner auseinandersetzen. Wer wollte ihnen verdenken, wenn sie unter solchen Umständen nervös wurden?
„Hast du Spuren entdeckt?" fragte Rhodan den Mausbiber.
„Nein", sagte Gucky. „Überall stieß ich auf erregte Männer. Das Schiff gleicht einem Bienenstock. Ich befürchte, bald wird auf alles geschossen, was kleiner als eineinhalb Meter ist."
„Nun gut, du kannst jetzt hierbleiben", sagte Rhodan. „Ich will dich nicht der Gefahr aussetzen, von einem übereifrigen Raumfahrer erschossen zu werden."
Der Interkom summte. Die Männer blickten Rhodan abwartend an. Hegmar ahnte, daß erneut schlechte Nachrichten eintreffen würden. Es schien keine Möglichkeit zu geben, den Zwerg aufzuhalten.
Rhodan schaltete auf Empfang. Die aufgeregte Stimme eines Mannes wurde hörbar.
„Hier spricht Major Runete, Sir. Wir haben soeben eine erstaunliche Feststellung gemacht."
„Was ist geschehen?" fragte Rhodan „Es sieht so aus, als würde der Zwerg nach und nach allen Korvetten einen Besuch abstatten", berichtete Runete. „Wir haben einige der Schiffe bereits untersucht, ohne jedoch irgendwelche Schäden feststellen zu können."
„Verstärken Sie die Wachen in den Hangars!" befahl Rhodan.
„Jawohl, Sir!"
„Ich möchte sofort unterrichtet werden, wenn irgend etwas entdeckt wird."
„Natürlich, Sir", versicherte Runete.
Rhodan richtete sich nachdenklich auf.
„Die Korvetten!" sagte er leise. „Was hat das schon wieder zu bedeuten?"
„Ich glaube", sagte Merlin Akran mit schwerer Stimme, „man will uns jeden Fluchtweg abschneiden."
*
Goy Kevich und Nistico Lateef patrouillierten zwischen den beiden mittleren Hauptgängen des 14. C-Decks. Sie hatten vier der insgesamt acht Seitengänge zu überwachen. Kevich wußte ebenso wie Lateef, daß dies ein schwieriges Unterfangen war, denn solange sie sich in Gang Drei aufhielten, konnte der Fremde in Gang Eins auftauchen. Wenn sie sich geteilt hätten, wäre es möglich gewesen, immer zwei von vier Gängen zu überwachen, doch Rhodans Befehl lautete ausdrücklich, daß niemand an Bord allein sein durfte. Die Offiziere des Flaggschiffs hatten diesen Befehl mit gewohnter Gründlichkeit interpretiert. Wer zum Beispiel eine Toilette aufsuchen wollte, mußte einen Begleiter mitnehmen. Allerdings gingen die Anordnungen der Offiziere nicht so weit, daß die Intimsphäre
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