0328 - Die Flotte der gläsernen Särge
verletzt wurde. Wenn jemand die Toilette betrat, blieb der Begleiter vor der Tür. Beide Männer mußten sich jedoch durch ununterbrochene Klopfzeichen verständigen. Blieben auf einer Seite der Tür die Klopfzeichen aus, mußte sofort geöffnet und nachgesehen werden.
Goy Kevich fragte sich, wann zum erstenmal ein Mann mit herunterhängenden Hosen und einem Desintegrator in der Hand von der Toilette kommen würde. Sein Gesicht verzog sich.
„Warum grinst du?" erkundigte sich Nistico Lateef. „Ich wüßte nicht, welchen Grund es zum Lachen gibt."
Kevich wechselte den Desintegrator von der linken in die rechte Hand und spreizte die Finger. Vom langen Halten der Waffe waren seine Finger steif geworden.
„Du hast eben keine Phantasie", sagte er zu Lateef. „Es ist eine statistische Tatsache, daß Menschen mit Phantasie doppelt soviel lachen wie andere."
Lateef sah seinen Freund ausdruckslos an.
„Wenn du wirklich soviel Phantasie hättest, wie du behauptest, würdest du jetzt vor Angst zittern", behauptete er. Es fiele dir dann nämlich ein, daß der Zwerg irgendwo im Parallelgang auf uns wartet.
um mit uns das gleiche zu machen, was Bigard Yaged widerfahren ist."
Kevich blieb stehen, um eine Tür aufzustoßen. Zwischen den Gängen lagen mehrere Räume. Auch sie mußten ständig überwacht werden. In fast allen diesen Räumen wurden Ersatzteile und Gebrauchsgegenstände gelagert.
Kevich warf einen kurzen Blick ins Innere des Raumes und schüttelte den Kopf.
„Nichts", sagte er.
Sie gingen weiter. Kevich war klein und breitschultrig, sein Oberkörper schwankte beim Gehen hin und her. Seine schmalen Augen waren von zahlreichen Fältchen umgeben. Er hatte ein spitz zulaufendes Kinn. Er galt als humorvoll und streitlustig.
Lateef dagegen war ein Grübler. Er war mittelgroß und hager. Er spielte sieben verschiedene Instrumente, eine Fähigkeit, die ihn zwar beliebt machte, aber ihm bei seinem Aufstieg zum Offizier nicht weiterhalf.
Kevich blickte auf die Uhr. Seit fünf Stunden patrouillierten sie jetzt hier zwischen den Gängen. In frühestens drei Stunden würde man sie ablösen.
„Ich frage mich, wann die Kalups wieder zu arbeiten beginnen", sagte Lateei nachdenklich. „Es fehlt einem irgendwas wenn das Summen nicht zu hören ist."
„Vermutlich nie!" gab Kevich zurück.
Lateef warf ihm einen schiefen Blich zu.
„Was heißt das?"
„Das heißt, daß ich nicht daran glaube daß das Lineartriebwerk jemals wieder zu arbeiten beginnt", versetzte Kevich grimmig. „Es ist aus - aus und vorbei. Vielleicht haben wir Glück und erreichen noch irgendeinen armseligen Planeten, bevor uns der Zwerg alle erledigt."
„Rede keinen Unsinn!" knurrte Lateef. „Bisher haben wir's immer wieder geschafft, oder etwa nicht?"
Kevich gab keine Antwort. Er verspürte keine Neigung, mit seinem Begleiter über diese Probleme zu diskutieren. Es gab sowieso keine Antwort auf all die brennenden Fragen, die ihn beschäftigten, außerdem war Nistico Lateef ein Mann, der sich nur von logischen Argumenten überzeugen ließ, und Kevich hatte keine Lust, sein Gehirn zu strapazieren.
Ein polterndes Geräusch ließ die beiden Männer stehenbleiben. Kevich umklammerte seine Waffe fester. Lateef lauschte gespannt.
„Es kam dort drüben aus dem Raum", sagte er. „Los, sehen wir nach!"
Er rannte los, und Kevich, der andere Männer zur Unterstützung herbeiholen wollte, hatte keine andere Wahl, als ihm zu folgen. Lateef riß die Tür des nächsten Raumes auf und drang mit vorgehaltener Waffe ein.
Kevich folgte ihm und blickte sich argwöhnisch um.
Kein lebendes Wesen war zu sehen. Vor ihnen reichten die Stapel mit Farbfässern fast Bis unter die Decke.
„Es ist nichts", sagte Kevich stockend. „Wir haben uns getäuscht."
Da gerieten die Fässer in Bewegung. Der Lärm war so laut, daß Kevichs Warnruf darin unterging.
Die zuoberst gelegenen Fässer stürzten herunter. Das Plastikmaterial platzte, und die Farbe ergoß sich über den Boden. Lateef wurde von einem heranrollenden Faß getroffen und zu Boden gerissen. Eine wahre Lawine von Fässern kam auf ihn zu. Kevich fluchte verbissen und näherte sich seinem Freund.
Er packte ihn am Arm und wollte ihn hochziehen. Da platzte unmittelbar neben ihm ein Faß. Eine Flut von blaugrauer Farbe ergoß sich über ihn. Er schluckte Farbe, er atmete sie ein, während Lateef unter ihm wie wild mit den Armen ruderte, um den Farbmassen zu entkommen. Die leuchtende Flüssigkeit brannte
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