0328 - Die Werwolf-Schlucht
meine Bleistiftleuchte an.
Ihr dünner Finger glitt über die abgestellten Kartons und Container hinweg, tastete sich durch einen Gang und blieb an der Innenseite der Außentür haften.
Einen Werwolf hatte ich nicht gesehen.
Dennoch war ich fast davon überzeugt, mit einer Bestie zusammen in diesem Raum zu stecken.
Der Durchzug war Warnung genug gewesen! Die Kisten standen hier ziemlich eng beieinander, dennoch gab es genügend Lücken, um sich verstecken zu können. Das hatte mein Gegner wahrscheinlich ausgenutzt, und so wurde ich noch vorsichtiger.
Leider war der Strahl der kleinen Lampe nicht lichtstark genug, um in alle Ecken zu leuchten. Es gab einfach zu viele dunkle Inseln, wo sich jemand verbergen konnte.
Die Hälfte des Anbaus hatte ich durchquert, als ich wieder stehenblieb, um in die Runde zu leuchten.
Zum Glück tat ich das, denn links von mir bewegte sich eine vernagelte Holzkiste. Von der jenseitigen Seite mußte sie angestoßen worden sein und war bereits so weit vorgeschoben, daß sie kurz vor dem Kippen stand. Sie wäre gegen mich gefallen, so aber konnte ich mit einem raschen Sprung zurücksetzen und einer Berührung entgehen.
Zuerst war die Kiste gekommen, dann kam die Bestie.
Sie hatte dahinter gelauert und wuchtete ihren Körper darüber weg.
Wieder sah ich das flammendrote Haar und wieder ein Gesicht, das fast nur aus einem Maul bestand, vor dem gelblich-weißer Geifer sprühte.
Ich drehte meinen rechten Arm und damit auch die Beretta, um die Bestie zu erwischen, doch ihr gelang es mit einem Hieb der Pranke meine Hüfte zu treffen. Der Stoff meiner Parkajacke hielt zum Glück einen größeren Schaden ab, aber das Biest ließ auch nicht los.
Ein gefährliches Ringen begann. Die Lampe tanzte in meiner linken Hand. Der dünne Strahl zuckte herum, wie ein schräg aus dem Himmel fahrender Blitzstrahl, traf mal den Körper, dann wieder die Schnauze der Bestie, die sich hektisch bewegte.
Ich feuerte.
Genau in dem Augenblick, als es dem Werwolf gelang, mich an sich heranzuziehen. Der Treffer mit der geweihten Silberkugel vereitelte diese Absicht.
Er torkelte zurück.
Einmal schabte er mit der rechten Schulter über die Kisten, dann mit der linken. Fast erreichte er noch die Ausgangstür. Kurz davor brach er zusammen.
Ich atmete auf.
Jetzt war der zweite weg. Wie ein Brett lag er auf dem Rücken. Die roten Haare leuchteten und flammten plötzlich auf.
Da wußte ich, in welch einer Gefahr wir schwebten. Durch das verdammte Feuer konnte auch das Haus in Brand gesteckt werden.
Ich jagte auf die Bestie zu, wollte löschen, es war bereits zu spät.
Die Flammen hatten den gesamten Körper erfaßt. Zwar trat ich noch darauf, doch meine Füße sackten schon durch, und ich spürte wieder den glitschigen Schmierfilm unter den Sohlen.
In der Nähe standen einige Säcke. Wenn sie von den Flammen erreicht wurden, würden sie lichterloh brennen.
Bevor ich den ersten Sack packen und aus der Gefahrenzone schleudern konnte, hatte er schon Feuer gefangen. Die lange Flamme zuckte vor mir in die Höhe. Es gab ein puffendes Geräusch.
Ich wurde geblendet und ging unwillkürlich zurück, während neben mir die letzten Reste des Werwolfs zusammenschmolzen.
Etwas in dem Sack explodierte. Plötzlich breitete sich das Feuer aus.
Kleine, brennende Gegenstände wirbelten durch die Luft, fanden woanders ihren Platz und setzten dort die Holzkisten in Brand.
Schwarzer und beißend stinkender Rauch zog träge durch den Raum.
Er kratzte in meiner Kehle, ich hustete und mußte zurück. Die kleine Lampe nahm ich noch mit, als ich auf die Tür zu hastete, sie aufriß, in die Kammer gelangte und bereits die Schüsse hörte.
Auch Suko wurde angegriffen.
Die zweite Tür der Schlafkammer warf ich noch zu, dann stolperte ich in die Baracke und sah Suko neben einem offenen Fenster stehen. Die Scheibe hatte er zerschossen. Ihre Splitter lagen zu seinen Füßen.
Er schaute mich kurz an. »Nimm du dir die Rückseite vor. Sie sind jetzt überall.«
»Im Lager waren sie auch.«
»Das habe ich gehört. Du hast geschossen.«
»Ja, und jetzt brennt es!«
Für eine kaum meßbare Zeitspanne versteinerte Sukos Gesicht.
»Stimmt das wirklich?«
»Ja.«
»Dann werden wir geröstet.«
»Wenn wir bleiben, ja.«
Suko schaute kurz nach draußen. »Wir müssen eben so viele wie möglich mitnehmen. Pack schon mal deine Sachen zusammen.«
Da gab es nichts zu packen. Die Waffen waren am wichtigsten, und die trugen wir zum
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