0328 - Die Werwolf-Schlucht
bemerkte den Blick und nickte. »Da wird uns noch einiges bevorstehen, mein Lieber«, sagte er.
Davon war auch ich überzeugt. Zunächst einmal mußten wir uns darüber einig werden, wo wir hinlaufen sollten.
Ich schlug die Höhle des Löwen vor.
»Du meinst die Felsen?«
»Richtig.«
»Gibt es einen triftigen Grund?«
»Da können wir uns vor ihnen verstecken, auch wenn wir vielleicht in ihrer Nähe sind.«
Suko schaute mich an. »Hast du das große Nervenflattern bekommen, Alter?«
»Nein, aber ich weiß nicht, wie viele Werwölfe noch auf uns warten. Alle werden wir wohl kaum erwischen.«
Suko hatte nichts mehr einzuwenden. Die Hütte gab es nicht mehr, in der Senke waren wir deckungslos, da blieben nur mehr die Felsen mit ihren Einschnitten und Tunnels.
Wir waren wieder einigermaßen zu Atem gekommen und marschierten los. Nicht zu schnell, dafür sehr auf Vorsicht bedacht. Ich traute es den Bestien durchaus zu, daß sie sich lautlos anschlichen, um uns hinterrücks zu überfallen.
Wir sahen nichts von ihnen. Nur die weite Senke lag vor uns, durch deren tiefsten Punkt wir schritten. Wenig später ging es bergauf.
Gewissermaßen ein kleiner Lichtblick.
Auch der Boden war nicht mehr so weich. Es wuchs immer weniger Gras, dafür schauten die Rücken und Kanten schroffer Felsen hervor, über die wir leicht stolpern konnten.
Die Felswand rückte näher.
Über ihren hohen, zackigen Graten war der Himmel heller. Er hatte eine Farbe zwischen Blau und Grau angenommen. Die Wolkengebilde wirkten wie lange Schatten.
»Sie sind noch da!« Sukos Stimme warnte mich. Er hatte sich umgesehen und deutete auf eine bestimmte Stelle. »Genau dort ist der Schatten verschwunden.«
Ich sah nichts mehr, wollte mich wieder umdrehen und kassierte von Suko einen Stoß, der mich zu Boden schleuderte. Bevor ich protestieren konnte, stellte ich fest, daß mir Suko mit seiner Aktion wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Genau dort, wo ich eben noch gestanden hatte, war die Spitze einer Lanze völlig im Boden verschwunden, so daß nur mehr der Schaft schräg hervorschaute.
Ich hatte mich zum Glück abrollen können, hielt den rechten Arm ausgestreckt, nur wies die Mündung der Beretta ins Leere. Ein Ziel war nicht zu erkennen.
Und doch lauerten sie in der Nähe!
Ich spürte »Eis« auf meinem Rücken. Plötzlich kam mir die Dunkelheit vor wie eine Last. Gern hätte ich mir auch auf dem Rücken Augen gewünscht. Suko stand vor mir. Er begann damit, sich langsam im Kreis zu drehen, weil er nach allen Seiten sichern wollte.
Aus seiner Faust schaute ebenfalls die Beretta. Auch ich wartete darauf, einen der Schatten zu sehen.
Es zeigte sich keiner.
Sekunden verstrichen, reihten sich aneinander und wurden zu langen Minuten, ohne daß sich etwas getan hätte.
Unsere Feinde hatten damit begonnen, uns zu nerven. Bestimmt würden sie es länger aushalten.
Irgendwo raschelte etwas. In der Dunkelheit war es schwer auszumachen, woher dieses Geräusch kam, deshalb reagierten wir beide auch nicht. Möglicherweise hatte man uns auch nur reinlegen oder nervös machen wollen. Bei diesen Bestien rechnete ich mit jedem Trick.
Danach vernahmen wir nur den Wind. Er sang und wehte um unsere Körper.
»Für immer können wir auch nicht hier stehenbleiben«, sagte Suko und zog die Lanze aus dem Boden. Er wog sie in seiner Hand.
»Sieht ziemlich primitiv aus.«
Ich ging langsam zu ihm. Dabei schaute ich an Suko vorbei und hoch zum Rand der Senke hin.
Plötzlich zuckten dort Lichter. Wie kleine, helle Glühwürmchen stanzten sie Löcher in die Finsternis. An Sukos starrem Blick erkannte ich, daß auch er die Lichter gesehen hatte.
Ich wollte etwas sagen, als mir die Ereignisse die Worte von den Lippen rissen.
Aus den kleinen Lichtern wurden Strahlen, dann Feuer. Einen Augenblick später waren wir in helles Licht getaucht und standen wieder auf dem Präsentierteller.
Leider wurden wir auch geblendet, so daß wir unsere Gegner nicht sahen, sondern nur vermuten konnten, wo sie sich aufhielten.
Wahrscheinlich zwischen den einzelnen Feuern.
Ich hatte meine Hand vor die Augen gelegt, denn es war einfach unmöglich, in das helle Licht zu starren. Aus ihm heraus schien die Stimme zu kommen. »Rührt euch nicht, steckt die Waffen weg und kommt langsam näher.«
Ich lauschte dem Klang der Stimme. Sie war verstellt worden und hätte sowohl einem Mann als auch einer Frau gehören können. Kam sie mir bekannt vor?
»Sie hat nicht gesagt, daß wir
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