0329 - Astaroths Höllenbote
gehörnten Helm geschützt war, fühlte er sich absolut nicht wohl in seiner Haut.
»Rüstung und Waffen machen eben noch keinen Krieger!« sagte Michael Ullich mit leisem Lachen. »Und schon lange keinen Helden. Aber er ist doch Schauspieler, wie er betonte. Soll er doch wenigstens so tun als ob…!«
Drei weitere Versuche, in Großaufnahme das Gesicht eines mutigen Mannes zu filmen, der für die Rettung der geliebten Frau sein Leben wagt, schlugen fehl. Chandras war in tiefer Meditation. Mondega wußte, daß er die beibehalten mußte, um die Aktionen des Drachen zu kontrollieren, der jetzt einen Steinwurf von Corinna entfernt lag und sich nicht vom Fleck rührte. Nur der Schädel pendelte hin und her und die gespaltene Zunge war in rastloser Bewegung.
Corinna stand zitternd der Bestie gegenüber. Sie wagte nicht mehr, sich zu bewegen, um das Ungeheuer nicht zu reizen. Obwohl man ihr vorher gesagt hatte, daß alles, was diesen Film anbetraf, der Welt des Übersinnlichen entsprang, hatte sie doch bei den Vorbesprechungen an einen guten Werbegag geglaubt.
Hölle, Teufel und Dämonen – so etwas gab es im Weltbild der Corinna Bowers vorher nicht. Und jetzt sah sie Dinge, die ihr logisch und rationell denkender Verstand einfach ablehnen mußte – und die ihre Augen sie zu akzeptieren zwangen. Der Drache ihr gegenüber war keine Maschine. Das Biest war echt. Genauso echt wie eben diese Horde behaarter Halbaffen oder der geflügelte Dämon gestern.
Auf was hatte sie sich da bloß eingelassen?
Ihr Bruder zu Hause in Marburg leitete einen Club für Phantastik und Horror-Literatur und hatte Corinna von solchen Dingen erzählt.
Aber auch der hätte sicher niemals geglaubt, daß Phänomene dieser Art sich tatsächlich auf dieser Welt materialisieren konnten. Na, der würde was zu hören kriegen, wenn sie wieder daheim war – und vor allem, wenn sie das hier überhaupt überlebte.
Wenn der Lindwurm plötzlich außer Kontrolle geriet, war es aus.
Das Biest brauchte nur einmal zuzuschnappen, dann war das Ende da.
Verdammt noch mal, was gab es da vorne mit Dave Connors?
Warum schwang der sich nicht auf den Gaul, preschte heran und bekämpfte das Ungeheuer, wie sie es im Drehbuch gelesen hatte.
Die Hilflosigkeit, hier in Ketten das Ende abwarten zu müssen und die Ungewißheit zerrten an Corinnas Nerven.
»Dave!« flüsterte ihre Lippen tonlos. »Komm doch. Komm zu mir. Bring das Biest um und rette mich!«
Doch Dave Connors hatte jetzt ganz andere Probleme.
Denn Carlos Mondega hatte genug von den Versuchen, sein Gesicht für einen Dialogausschnitt zu filmen.
»Wir machen die Szene später im Studio und kopieren sie ein!« entschied er. »Los jetzt, Dave. Steig auf den Gaul und greif den Drachen an!«
»Es ist vielleicht besser, wenn er den Drachen besteigt und das Pferd angreift!« grinste Michael Ullich und ging hinüber zu den beiden Männern, die unter Aufbietung aller Kräfte den nervösen Hengst hielten, während der Drache in der Szene bis auf das Pendeln des Schädels vollkommen ruhig lag… Ein Blick auf den Zaum des Pferdes Zeigte Michael Ullich, daß es ohne weiteres für einen geschickten Reiter möglich war, dem Tier seinen Willen aufzuzwingen. Aber die Studioarbeiter, die den Braunen hielten, waren es gewohnt, Kulissen zu schieben und Scheinwerfer aufzustellen. Wie ein Pferd, das verrückt spielt, gehalten werden muß, davon hatten sie keine Ahnung.
Michael Ullich nahm ihnen die Zügel ab und schlang sie so um seine Hand, daß eine kleine Drehung genügte, das Tier die Kandare spüren zu lassen. Und mit dieser starren Gebißstange kann man auch dem wildesten Gaul seinen Willen aufzwingen. Der Braune spürte den Druck der Kandare und wurde sofort ruhiger.
Die beiden Arbeiter sahen Michael Ullich mit Hochachtung an.
»Ich habe mal als kleiner Junge Karl May gelesen!« erklärte ihnen Ullich grinsend. »Seit dieser Zeit komme ich mit jedem Pferd klar.«
Dann zog er das jetzt gehorsame Tier hinüber zu Dave Connors, der nicht wußte, was er mit der veränderten Situation anfangen sollte.
»Ich… ich habe noch niemals im Sattel eines Pferdes gesessen!« stieß er dann hervor. »In den anderen Rollen brauchte ich nur schnelle Autos zu fahren. Oder heiße Motorräder!« Die weinerlich klingende Stimme zu der kriegerischen Figur wirkte einfach lächerlich. Die Männer vom Kamerateam begannen zu glucksen. Carlos Mondega wurde bleich, als er dieses Handicap seines gefeierten Stars vernahm. Gewiß,
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