033 - Der Frosch mit der Maske
mich, sie schon vor Jahren gehört zu haben«, sagte Elk. »Sie war damals bei der Bühne und noch ein kleiner Fratz.«
Dick Gordon blieb stehen und starrte den andern an.
»Ich habe etwas bemerkt, Hauptmann. Wenn Sie ein Vergrößerungsglas nehmen und Ihre Haut dadurch betrachten, so sehen Sie die geringsten Defekte, nicht wahr? Dieses drahtlose Telefon wirkt wie eine Art von Vergrößerungsglas auf die Stimme. Sie hat immer ein bißchen gelispelt, was ich sofort gemerkt habe. Sie mögen es vielleicht nicht beobachtet haben, aber ich habe ziemlich scharfe Ohren. Sie kann das S nicht richtig aussprechen. Es ist immer ein Zischen darin. Haben Sie das gehört?«
Dick hatte es gleichfalls gehört und bestätigte es stumm.
»In manchen Dingen bin ich - wie soll ich sagen? -unfehlbar! « fuhr Elk fort. »Bei den Daten mag es vielleicht ein wenig hapern, zum Beispiel, wann Wilhelm der Eroberer geboren ist - übrigens habe ich selbst auf Geburtstage nie Wert gelegt! Aber Stimmen und Nasen merke ich mir. Unvergeßlich!«
Sie durchschritten den dunklen Eingang von Scotland Yard, als Dick im Ton der Verzweiflung sagte: »Natürlich, das war ihre Stimme! Aber, ich hatte keine Ahnung, daß sie je bei der Bühne war. Ist ihr Vater vielleicht auch Schauspieler gewesen?«
»Soweit mir bekannt ist, hat sie doch keinen Vater«, war Elks zögernde Antwort. Und nun blieb Gordon stehen.
»Sind Sie wahnsinnig?« fragte er. »Ella Bennett hat keinen Vater?«
»Aber ich spreche doch nicht von Ella Bennett!« sagte Elk. »Ich spreche von Lola Bassano.«
»Ja, meinen Sie denn wirklich, daß Lola gesprochen hat?« fragte Dick atemlos.
»Natürlich war es Lola! Es mag ja eine ganz gute Imitation von Fräulein Bennett gewesen sein, aber jeder Imitator kann Ihnen sagen, daß solche sanften Altstimmen sehr leicht nachzuahmen sind.«
»Sie ganz gemeiner Schuft!« sagte Dick Gordon, und ein Stein fiel ihm vom Herzen. »Sie wußten wohl, daß ich Ella Bennett meinte, und Sie haben mich so auf die Folter gespannt!«
»Wieviel Uhr ist es?« gab Elk kühl zur Antwort. Es war halb vier. Elk sammelte seine Reserve, und zehn Minuten später entstieg vor der geschlossenen Tür des Caverley-Hauses eine kleine Gesellschaft dem Polizeiauto. Die Glocke rief den Nachtportier, der Elk sogleich erkannte.
»Schon wieder ein Gasalarm?« fragte er.
»Ich möchte das Mieterverzeichnis des Hauses sehen«, sagte Elk und hörte, wie der Portier die Namen, Beschäftigungen und Eigentümlichkeiten der Mieter darlegte.
»Wem gehört der Häuserblock?« fragte der Detektiv.
»Er gehört den Vereinigten Maitlands. Jetzt hat Maitland auch das Haus des Prinzen von Caux in Berkeley Square gekauft und ...«
»Bitte bemühen Sie sich nicht, mir seine Familiengeschichte zu erzählen. Um wieviel Uhr ist Fräulein Bassano nach Hause gekommen?«
»Sie war den ganzen Abend zu Hause, seit elf Uhr.«
»War jemand bei ihr?«
Der Mann zögerte. »Herr Maitland kam mit ihr, aber er ist bald wieder fortgegangen.«
»Sonst niemand?« Elk faßte den Portier scharf ins Auge.
»Niemand, außer Herrn Maitland.«
»Geben Sie mir Ihren Nachschlüssel.«
Der Portier weigerte sich. »Ich verliere meine Stellung«, bat er. »Können Sie nicht klopfen?«
»O doch«, meinte Elk. »Es vergeht kaum ein Tag, ohne daß ich jemanden bei der Verhaftung auf die Schulter klopfe. Aber ich möchte doch gern Ihren Schlüssel haben.«
Elk hatte nicht daran gezweifelt, daß Lola ihre Tür von innen verriegelt hatte, und seine Annahme bestätigte sich. Er läutete, und es dauerte lange, bevor Lola im Schlafanzug erschien.
»Was soll denn das heißen, Herr Inspektor?« fragte sie. Sie machte nicht einmal den Versuch, erstaunt zu scheinen.
»Nur eine freundliche Visite. Darf ich hereinkommen?«
Sie öffnete die Tür weiter, und Elk trat, von Gordon und den beiden Detektiven gefolgt, in die Wohnung ein. Lola ignorierte Dick völlig.
»Morgen sehe ich den Polizeichef«, sagte sie, »Und wenn er mir nicht volle Satisfaktion gibt, so bringe ich diese Sache in alle Zeitungen. Es ist unerhört, mitten in der Nacht in die Wohnung eines alleinstehenden Mädchens einzudringen, wenn es einsam und unbeschützt ist ...«
»Wenn es irgendeine Zeit gibt, zu der ein alleinstehendes Mädchen einsam und unbeschützt sein soll, so ist es sicherlich die Nacht«, sagte Elk freundlich. »Ich möchte nur einen Blick in Ihr liebes kleines Heim werfen, Lola. Man hat uns davon benachrichtigt, daß bei Ihnen
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