033 - Der Frosch mit der Maske
der Beamte nachdrücklich. »Der Sergeant Jekler hat es gesehen.«
Der Sergeant bestätigte die Aussage. Dick schob das Fenster ganz auf und sah hinaus. Es liefen vier Eisenstangen quer über den Ziegelrahmen, aber sowie er den Kopf hinausstreckte, sah er, daß ungefähr einen Meter vom Fenster entfernt eine lange Eisenleiter an der Mauer befestigt war, die vermutlich vom Dach zur Erde führte. Das Zimmer lag im dritten Stockwerk, und man sah auf das Strauchwerk weiter Gärten hinab. Jenseits wurde der Blick von Gitterzäunen begrenzt, »Was sind das für Gärten?« fragte Dick.
»Die Onslow-Gärten«, sagte Elk.
»Onslow-Gärten?« wiederholte Dick nachdenklich. »War es nicht von dort aus, daß die Frösche mich zu erschießen versuchten?«
Elk schüttelte hilflos den Kopf.
»Was meinen Sie damit, Hauptmann?«
»Ich weiß es mir wirklich nicht zu erklären! Es scheint mir keine sehr geistreiche Theorie zu sein, wenn wir annehmen, daß jemand die Leiter erklettert hätte, um Mills das Gift durch das Fenster aufzudrängen. Und noch unwahrscheinlicher ist es, daß er es selbst genommen haben soll! Balder schwört, daß das Fenster verschlossen war, und jetzt stand es offen. Können Sie Balder trauen?«
Elk nickte überzeugt. Der Polizeiarzt kam bald nachher und bestätigte die Annahme, daß Blausäure die Todesursache gewesen war.
Elk begleitete Dick Gordon in sein Büro in Whitehall.
»Ich habe mich im ganzen Leben nicht gefürchtet«, sagte er. »Aber diese Frösche wachsen mir über den Kopf. Es ist hier doch tatsächlich ein Mensch vor unseren Augen getötet worden. Er war bewacht, wir haben ihn nie allein gelassen, außer für die wenigen Minuten, die er in dem versperrten Zimmer verbrachte, und doch konnte ihn der Frosch erreichen. Das vermag einen schon ein bißchen bange zu machen, Hauptmann Gordon!«
Dick schloß die Tür seines Büros auf und führte Elk in das gemütliche Innere.
»Ich kenne keine bessere Kur für zerrüttete Nerven, als eine ›Cabana Cesare‹«, sagte er fröhlich. »Verlieren Sie nicht den Mut, Elk. Der Frosch ist nur ein Mensch wie wir alle und hat, wie wir, seine Befürchtungen. - Wo ist Freund Broad?«
Elk zog, ohne zu zögern, das Telefon herbei und verlangte die Nummer. Nach einer kleinen Pause antwortete ihm Broads Stimme.
»Sind Sie das, Herr Broad? Was machen Sie denn jetzt?« fragte Elk in jenem schmeichelnd-süßen Ton, den er bei Telefongesprächen anzuwenden pflegte.
»Wer spricht? Elk? Ich bin im Begriff, auszugehen.«
»Ich war der Meinung, Sie vor fünf Minuten in Whitehall gesehen zu haben«, flötete Elk.
»Dann war es ein Doppelgänger«, antwortete Broad. »Ich bin erst vor zehn Minuten aus dem Bad gestiegen. Wünschen Sie etwas von mir?«
»Nein, nein«, gurrte Elk. »Ich wollte nur wissen, ob Sie wohlauf wären.«
»Warum? Ist etwas geschehen?« kam eine scharfe Gegenfrage.
»Nein, nein. Alles in schönster Ordnung!« antwortete Elk unaufrichtig. »Vielleicht kommen Sie einmal herüber und besuchen mich dieser Tage im Amt? Adieu.«
Er legte den Hörer zurück und machte eine schnelle Berechnung.
»Von Whitehall nach Cavendish Square braucht man in einem guten Auto vier Minuten«, sagte er. »Also hat ein momentaner Aufenthalt in der Wohnung nichts zu sagen.«
Er zog das Telefon wieder zu sich heran und rief die Polizeidirektion an. »Ich brauche einen Mann, um Herrn Joshua Broad zu beobachten. Er darf ihn bis acht Uhr abends nicht verlassen und soll mir dann Bericht erstatten.«
Elk setzte sich in den Sessel zurück und zündete die lange Zigarre an, die Dick ihm aufgedrängt hatte. »Heute ist Dienstag«, überlegte er. »Morgen ist Mittwoch, wo schlagen Sie vor, daß wir zuhören sollen?«
»Im Admiralitätsgebäude«, sagte Dick. »Ich habe es mit dem Ersten Lord so arrangiert, daß ich um drei Viertel drei in der Instrumentenkammer sein kann.« Dick ließ eine Frühausgabe der Abendblätter besorgen und war sehr erleichtert, als er darin keine Anspielung auf den Mord fand. Im Lauf des Tages, als er einmal von seinem Fenster nach Whitehall hinaussah, bemerkte er Elk, der auf der anderen Seite der Straße dahinschlenderte, den Regenschirm am Arm, den alten, steifen, runden Hut aus der Stirn geschoben, eine schlampige, unauffällige Figur. Eine Stunde später sah er ihn wieder aus der entgegengesetzten Richtung kommen. Dick wunderte sich, in was für besonderen Geschäften der Detektiv ausgewesen sein mochte und erkundete, daß Elk der
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