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033 - Der Frosch mit der Maske

033 - Der Frosch mit der Maske

Titel: 033 - Der Frosch mit der Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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meinem Leben begangen habe, ausgenommen, daß es vielleicht in Ihren Augen ein Verbrechen ist, ein Leben wie ein Gentleman zu führen.«
    »Haben Sie aber nicht doch vielleicht eine Nachricht für Ihre liebe Frau und Ihre sieben Kinder zu bestellen?« fragte Dick sarkastisch.
    Die drohenden Züge des Gefangenen glätteten sich für einen Augenblick.
    »Nein, für die wird Elk schon sorgen«, sagte er.
    Eine Stunde vor der Zeit, zu der der Gerichtshof sonst zusammenzutreten pflegte, wurde in Bowstreet die Anklage gegen Balder erhoben. Der Arrestbefehl wurde erteilt und Balder im Auto unter Bewachung nach Pentonville weiterbefordert.
    In der dritten Nacht nach Balders Einlieferung in das Gefängnis von Pentonville kam Romantik in das Leben des zweiten Hauptaufsehers. Er war verhältnismäßig jung, alleinstehend, von recht angenehmem Äußeren und wohnte bei seiner verwitweten Mutter in Shepherd's Bush. Es war seine Gewohnheit, nach seiner Arbeit einen Autobus zu benützen, um sein Heim zu erreichen, und er war gerade im Begriff bei seiner Straße auszusteigen, als eine Dame vor ihm ausstieg, strauchelte und zu Boden fiel. Er war sofort bei ihr, um sie aufzuheben. Sie war jung, elegant und erstaunlich hübsch. Er führte sie behutsam auf den Gehsteig.
    »Es ist nichts geschehen«, sagte sie lächelnd, aber mit schmerzlich verzogenem Gesicht. »Es war sehr dumm von mir, mit dem Bus zu fahren! Ich habe mein altes Dienstmädchen besucht, das erkrankt ist. Wollen Sie mir bitte ein Auto rufen?«
    Ein vorbeifahrendes Auto wurde herangewinkt, und das blasse Fräulein sah sich hilflos um.
    »Wenn ich nur jemandem begegne, den ich kenne. Ich fahre so ungern allein nach Hause! Ich habe Angst davor, ohnmächtig zu werden.«
    »Wenn Sie gegen meine Begleitung nichts einzuwenden haben«, sagte der Hauptaufseher mit all dem warmfühlenden Ernst, den der Anblick einer hilflosen Frau in der Brust des empfindsamen Mannes weckt, »will ich Sie gern nach Hause begleiten.« Ein langer Blick voller Rührung und Dankbarkeit traf ihn aus ihren Augen. Sie nahm seine Begleitung an und murmelte nur ihr Bedauern über die ihm verursachte Mühe.
    Sie bewohnte eine wundervolle Wohnung. Der Hauptaufseher dachte, er hätte nie vorher eine so anmutige und schöne Dame in so passender Umgebung kennengelernt, und damit hatte er auch recht. Er hätte gern nach der Verletzung an ihrem Knöchel gesehen, aber sie fühlte sich viel, viel wohler, und gerade kam auch ihre Zofe herein.
    Und ob er nicht ein bißchen Whisky mit Soda haben wollte?
    Und ob er nicht, bitte, rauchen möchte? Sie wies ihm den Platz, wo er Zigaretten finden konnte, und dann sprach der Hauptaufseher eine Stunde lang von sich selbst und hatte so einen äußerst unterhaltsamen Abend.
    »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Herr Bron«, sagte sie beim Abschied, »weil Sie so viel Zeit an mich vergeudet haben.«
    »Wenn das die Zeit vergeuden heißt, so hat es keinen Sinn für mich, mit ihr zu sparen.«
    »Das ist ein schönes Kompliment!« sagte sie lächelnd. »Also, dann will ich Ihnen auch erlauben, morgen zu mir zu kommen, um sich nach meinem armen Fuß zu erkundigen.«
    Er notierte sich sorgfältig die Adresse des alleinstehenden Häuschens in Bloomsbury Square, und als er am nächsten Abend klingelte, war er nicht mehr in Uniform.
    Um zehn Uhr ging er in Ekstase fort, ein Mann, der den Kopf hochhielt, mit sich selber sprach und goldene Träume träumt. Denn »der Duft ihrer Reize«, wie er ihr schrieb, »hatte sein Innerstes durchdrungen.«
    Zehn Minuten, nachdem er gegangen war, kam die Dame heraus, schloß das Haustor sorgfältig hinter sich ab und trat auf die Straße.
    Der Müßiggänger, der auf dem gegenüberliegenden Gehsteig auf und ab schlenderte, warf seine Zigarre weg.
    »Guten Abend, Fräulein Bassano«, grüßte er.
    Sie nahm eine abweisende Haltung an. »Ich fürchte, daß Sie sich irren«, sagte sie steif.
    »Nicht im geringsten! Sie sind Fräulein Bassano, und meine einzige Entschuldigung dafür, daß ich mir erlaube, Sie anzusprechen, ist, daß ich Ihr Nachbar bin.«
    Nun erst sah sie ihn näher an. »Ach, Herr Broad!« sagte sie etwas freundlicher. »Ich habe eben eine Freundin besucht, die schwer erkrankt ist.«
    »Ja, das hat man mir berichtet. Ihre Freundin hat eine recht hübsche Wohnung«, sagte er und begann neben ihr herzugehen. »Ich selbst wollte sie vor ein paar Tagen mieten. Die möblierten Wohnungen sind recht schwer zu finden. Stimmt, vor einer

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