033 - Der Frosch mit der Maske
Woche war ich hier. An dem Tag, an dem Sie Ihren beklagenswerten Unfall in Shepherd's Bush hatten.«
»Ich verstehe Sie nicht!« sagte Lola.
»Die Wahrheit ist«, sagte Herr Broad im Ton der Entschuldigung, »daß auch ich versucht habe, mit Herrn Bron bekannt zu werden. Während der letzten zwei Monate habe ich mich mit dem sorgfältigen Studium des Gefängnispersonals in Pentonville beschäftigt und besitze eine Liste der leicht zugänglichen Jungen, die zusammenzustellen mich einen Haufen Geld gekostet hat; ich vermute, daß Sie noch nicht das Stadium erreicht haben, wo Sie ihn hätten überreden können, über seine interessanten Gefangenen zu sprechen. Dazu spricht Herr Bron allzugern von seinen seelischen Vorgängen. Ich habe es letzthin mit ihm versucht«, fuhr Broad fort, »er besucht einen Tanzklub in Hammersmith, und ich wurde mit ihm durch ein Mädchen, das er hofiert, bekannt. Sie sind, nebenbei bemerkt, nicht die einzige Liebe seines jungen Lebens.«
Lola lachte leise. »Was für ein kluger Mann Sie sind, Herr Broad«, sagte sie. »Nein, ich interessiere mich gar nicht so sehr wie Sie für Gefangene. Übrigens, wem gilt denn Ihr besonderes Interesse?«
»Aber, aber! Nummer Sieben, der im Gefängnis von Pentonville sitzt«, sagte Broad lächelnd. »Ich habe so eine Ahnung, daß er auch Ihr Freund ist.«
»Nummer Sieben?« Lolas Erstaunen würde einen weniger abgehärteten Mann als Joshua Broad überzeugt haben müssen. »Ich glaube, das hat etwas mit den Fröschen zu tun?« sagte sie.
»Das stimmt!« antwortete Broad. »Fräulein Bassano, ich möchte Ihnen ein Anerbieten machen!«
»Machen Sie mir das Anerbieten, ein Auto holen zu wollen, ich bin sehr müde«, sagte sie.
Und als sie beide im Wagen saßen, fragte Lola: »Also, was ist es mit dem Anerbieten?«
»Ich biete Ihnen so viel an, wie Sie brauchen, um England zu verlassen und ein paar Jahre außer Landes zu leben, bis der alte Frosch verspielt hat. Und er wird verspielen. Ich habe Sie seit längerer Zeit beobachtet und bitte Sie, es nicht als Frechheit aufzufassen, wenn ich Ihnen sage, daß ich Sie gern habe. Es ist etwas äußerst Anziehendes an Ihnen, nein, lassen Sie mich ausreden, ich bin nicht im Begriff, Ihnen den Hof zu machen. Ich habe Sie in irgendeiner Art von Mitleid lieb. Sie brauchen darüber nicht beleichgt zu sein, aber ich möchte nicht, daß Sie zu Schaden kommen.«
Er war sehr ernst. Sie erkannte seine Aufrichtigkeit, und die sarkastische Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, blieb unausgesprochen.
»Sind Sie wirklich so gänzlich desinteressiert?« fragte sie.
»Soweit es Sie selbst betrifft, völlig!« antwortete er. »Aber Lola, ich warne Sie. Es wird ein furchtbares Erdbeben stattfinden, und höchstwahrscheinlich werden Sie von den herumfliegenden Stücken getroffen werden.«
Sie antwortete nicht sofort, denn was er gesagt hatte, verstärkte bloß ihre eigene Unruhe.
»Vermutlich wissen Sie, daß ich verheiratet bin?«
»Ich ahnte es«, sagte er. »Nehmen Sie Ihren Mann mit. Und was wollen Sie mit dem kleinen Jungen machen?«
Es war merkwürdig, daß sie nicht einmal den Versuch machte, die Rolle, die sie spielte, zu verleugnen. Sie wunderte sich später selbst darüber. Aber Joshua Broad hatte so eine zwingende Überlegenheit, daß es ihr gar nicht einfiel, ihn täuschen zu wollen.
»Sie meinen Ray? Ich weiß nicht«, sagte sie. »Ich wünschte, daß er nicht dabei wäre. Ich habe ihn auf dem Gewissen. Lachen Sie?«
»Darüber, daß Sie ein Gewissen haben, nein. Ich dachte nur daran, was er wohl für Sie gefühlt haben mag? Und was bedeutet der Bart, den er sich wachsen ließ?«
»Darüber weiß ich nichts. Ich weiß nur, daß wir - aber warum erzähle ich Ihnen das alles? Wer sind Sie, Herr Broad?«
Er kicherte. »Eines Tages werden Sie es erfahren. Ich verspreche Ihnen, wenn Sie ein wenig mit sich reden lassen, so werden Sie es als erste erfahren. Behandeln Sie den Jungen gut, Lola.«
Sie verwehrte ihm nicht, daß er ihren Taufnamen gebrauchte, es nahm sie eher für den geheimnisvollen Mann ein.
»Und schreiben Sie an Herrn Bron, den Vizehauptaufseher im Gefängnis von Pentonville, und teilen Sie ihm mit, daß Sie aus der Stadt abberufen wurden und ihn in den nächsten zehn Jahren nicht sehen können.«
Sie gab keine Antwort. Er verließ sie an der Tür ihrer Wohnung und nahm ihre schmale Hand in die seine.
»Falls Sie Geld brauchen, um zu verreisen, werde ich Ihnen einen Blankoscheck schicken.
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