033 - Der Frosch mit der Maske
Glauben Sie mir, es gibt keinen anderen Menschen auf der ganzen Erde, dem ich einen Blankoscheck geben würde.«
Lola nickte und hatte ungewohnte Tränen in ihren Augen.
Sie war nahe daran, unter ihrer Last zusammenzubrechen, und das wußte niemand besser als der Mann mit dem Raubvogelgesicht, der ihr nachsah, wie sie in ihre Wohnung eintrat.
28.
Das Haus des Prinzen von Caux, das in Ezra Maitlands Besitz übergegangen war, war mit einem Aufwand erbaut, bei dem die Kosten keine Rolle gespielt hatten. Obwohl er als einer der schönsten Paläste Londons bekannt war, hatten doch nur wenige Fremde Gelegenheit gefunden, seine inneren Räume zu besichtigen.
In dem fürstlichen Salon mit seinen Säulen aus Lapislazuli, seinem aus Onyx und Silber geformten Kamin und den mit niederländischen Gobelins tapezierten Wänden, saß Ezra Maitland, in seinem großen Louis-XV.-Sessel zusammengesunken, ein Glas Bier vor sich, eine schwärzliche Tonpfeife zwischen den Zähnen. Auf dem kostbaren Perserteppich waren die Spuren seiner kotigen Stiefel zu sehen, und sein Hut verdeckte halb eine goldene Venus von Marrionet, die auf einem Sockel neben ihm stand.
Die Hände über seinem Bauch gefaltet, saß er wie eine Statue da und starrte unter seinen buschigen, weißen Augenbrauen auf den Fußboden hin. Die Vorhänge waren zugezogen, um das Tageslicht nicht einzulassen, und eine Stehlampe erleuchtete das Düster des Saales.
Herr Maitland zog mit Anstrengung das Glas Bier heran, das schon abgestanden war, und leerte dessen Inhalt. Nachdem er es wieder hingestellt hatte, sank er in seine frühere, starre Stellung zurück.
Es klopfte leise an die Tür, und ein Lakai in Puderperücke kam herein. »Drei Herren wünschen Sie zu sprechen, Herr Maitland. Hauptmann Gordon, Herr Elk und Herr Johnson!«
Der alte Mann fuhr auf. »Johnson?« fragte er. »Was will der?«
»Sie warten im kleinen Salon.«
»Lassen Sie sie rein«, brummte der Alte.
Die Gegenwart der beiden Polizeibeamten schien ihm gleichgültig. Es war Johnson, an den er das Wort richtete.
»Was wollen Sie da?« fragte er heftig. »Was soll das heißn, daß Sie bis daher kommen?«
»Die Anregung zu diesem Besuch kam von mir«, sagte Dick.
»So? Von Sie, so, so«, sagte der Alte, und seine Haltung war, mit der Niedergeschlagenheit von vorhin verglichen, merkwürdig kühn. Elks Augen fielen auf den leeren Bierkrug, und er hätte gern gewußt, wie oft dieser gefüllt worden war, seit Maitland nach Hause gekommen war. Denn im Ton des alten Mannes lag so viel Brutalität, seine Augen blitzten so trotzig, daß man auf mehr als bloße Aufregung schließen konnte.
»Ich werd auf keine Fragn nich antworten«, sagte er laut. »Ich werd nich die Wahrheit sagn un nich eine Lüge.«
»Herr Maitland«, sagte Johnson zögernd, »diese Herren möchten gern etwas über das Kind erfahren.«
Der alte Mann schloß die Augen.
»Ich werd nich die Wahrheit sagn und ich werd keine Lügen sagn«, wiederholte er monoton.
»Herr Maitland«, bat der gutmütige Elk, »ändern Sie Ihren Entschluß und sagen Sie uns, warum Sie in jenem elenden Quartier in der Eldorstraße gewohnt haben?«
»Keine Wahrheit nich und keine Lügen nich«, murmelte der Alte. »Einsperren könnt ihr mich, aber erzähln werd ich euch schon gar nichts. Sperrt mich ein, ich bin Ezra Maitland, ich bin Millionär. Ich könnt euch aufkaufn. Ich könnt alle anderen auch auf kaufn, der alte Ezra Maitland bin ich. Im Strafhaus bin ich gewesn und im Loch bin ach gewesa, jaha!«
Dick und sein Gefährte tauschten einen Blick, und Elk schüttelte unmerklich den Kopf, um die Nutzlosigkeit einer weiteren Fragestellung anzudeuten. Nichtsdestoweniger machte Dick noch einen Versuch: »Warum sind Sie neulich des nachts nach Horsham gefahren?« fragte er. Er hätte sich aber gern im gleichen Augenblick die Zunge abgebissen, da er seinen Fehler merkte. Denn nun war der Alte ganz wach.
»Ich bin nicht in Horsham gewesn!« brüllte er. »Ich weiß nich, wovon man da quasselt! Ich werd euch nichts sagen! Überhaupt nichts! Schmeißn Sie die raus, Johnson!«
Als sie wieder auf der Straße standen, sagte Johnson: »Ich habe nie gewußt, daß er trinkt. Er war abstinent, solange ich ihn gekannt habe.«
Der Philosoph ging sehr niedergedrückt noch ein Stückchen Wegs mit ihnen. Wie er Elk mitteilte, mußte er morgen aus seiner Wohnung in Fitzroy Square ausziehen, um im Süden Londons zwei billige Zimmer zu bewohnen.
Gordon machte Elk ein
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