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033 - Der Frosch mit der Maske

033 - Der Frosch mit der Maske

Titel: 033 - Der Frosch mit der Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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am Straßenrand saß. Sie war im blassen Mondlicht gerade noch sichtbar, aber er erkannte sie erst, als der Wartende zu sprechen begann.
    »Sind Sie das?« fragte eine Stimme.
    »Ja, ich bin es. Und du bist Carter, nicht wahr?«
    »Ach, Gott im Himmel«, staunte Ray, als er die Stimme erkannte. »Lew Brady?«
    »Nichts davon!« knurrte der andere. »Ich heiße Phenan und du bist Carter. Setz dich ein bißchen nieder, ich bin todmüde.«
    »Was soll jetzt geschehen?« fragte Ray, als sie nebeneinander saßen.
    »Zum Teufel, woher soll ich das wissen?« fragte der andere wild und zog vorsichtig seine Stiefel aus, um die wunden Füße zu reiben.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß Sie es sind!« sagte Ray.
    »Ich habe es ganz gut gewußt«, sagte der andere.
    »Aber wozu man die Aufforderung an uns hat ergehen lassen, einen Ausflug in diese schöne Gegend zu machen, das weiß Gott.«
    Nach einer Weile war Lew genügend ausgeruht, um den Weg fortzusetzen.
    »Es gibt da irgendwo eine Scheune, die dem Kaufmann im nächsten Dorf gehört. Er wird uns für ein paar Pence dort schlafen lassen.«
    »Warum versuchen wir nicht, ein Zimmer zu bekommen?«
    »Sei kein Idiot!« fiel ihm Lew ins Wort. »Wer wird ein paar Landstreicher aufnehmen? Wir wissen, daß wir sauber sind, aber die nicht. Nein, wir müssen schon den Weg gehen, den Landstreicher nehmen.«
    »Wohin? Nach Nottingham?«
    »Ich weiß nicht. Wenn man dir geschrieben hat, daß wir nach Nottingham gehen sollen, so sage ich dir, daß es der letzte Platz auf der ganzen Welt ist, wohin wir gehen sollen. Ich habe ein versiegeltes Kuvert in der Tasche. Wenn wir Baldock erreichen, soll ich es aufmachen.«
    So verbrachten sie die Nacht in der Scheune, einem zugigen Schuppen, der, wie es schien, von Hühnern und Ratten bevölkert war. Ray hatte eine schlaflose Nacht und dachte sehnsüchtig an sein liebes Bett in Maytree Haus. Merkwürdig genug, sehnte er sich keinen Augenblick nach seiner fürstlichen Wohnung in Knightsbridge zurück. Am nächsten Tag regnete es, und sie erreichten Baldock erst spät am Nachmittag. Unter dem Schutz einer Hecke öffnete Brady den Brief und las ihn, während sein Gefährte ihn erwartungsvoll beobachtete:
    ›Du wirst von Baldock abzweigen und den nächsten Zug nach Bath nehmen. Dann gehst Du auf der Landstraße nach Gloucester. Im Dorfe Laverstock wirst Du Carter mitteilen, daß Du mit Lola Bassano verheiratet bist. Du wirst ihn in den »Roten Löwen« führen und es ihm dort so herausfordernd wie möglich mitteilen, um einen Streit vom Zaun zu brechen. Aber unter keinen Umständen darfst Du ihm erlauben, sich von Dir zu trennen. Ihr geht weiter nach Jbbley Copse. Dort wirst du einen Landstrich finden, wo drei abgestorbene Bäume stehen. Dort machst Du halt, nimmst das Geständnis, daß Du mit Lola verheiratet bist, zurück und entschuldigst Dich. Du trägst eine Whiskyflasche bei Dir und mußt zu dieser Zeit das Schlafmittel schon mit dem Whisky vermengt haben. Nachdem er eingeschlafen ist, gehst Du weiter nach Gloucester, Hendrystraße Nummer 289, wo Du eine vollkommene Neuausrüstung finden wirst. Hier rasierst Du Dich und kehrst mit dem 2.19-Uhr-Zug in die Stadt zurück.‹
    Lew las jedes Wort, jede Silber wieder und wieder, bis er sich den Inhalt eingeprägt hatte. Dann entzündete er ein Streichholz, hielt das Papier daran und sah zu, wie es verbrannte. Den Befehl hatte er fast auswendig gelernt.
    »Was hast du für Instruktionen?« fragte Ray.
    »Dieselben wie du, vermute ich. Was hast du damit gemacht?«
    »Auch verbrannt«, sagte Ray. »Weißt du, wohin wir gehen?«
    »Wir schlagen die Straße nach Gloucester ein. Das heißt, daß wir über Land gehen müssen, bis wir die Straße nach Bath erreichen. Dort können wir den Zug nach Bath nehmen.«
    »Gott sei Dank!« sagte Ray inbrünstig. »Ich glaube nicht, daß ich noch einen Schritt machen kann.«
    Um sieben Uhr abends stiegen zwei Vagabunden auf dem Bahnhof von Bath aus einem Wagen, dritter Klasse. Einer, der Jüngere, hinkte leicht und setzte sich auf eine Bahnhofsbank.
    »Komm weiter, hier können wir nicht bleiben«, sagte der andere mürrisch. »Wir müssen in der Stadt ein Bett kriegen. Es gibt hier irgendwo eine Heilsarmeeunterkunft.«
    »Warte noch«, sagte der Jüngere. »Ich habe vom Sitzen in dem verfluchten Wagen den Krampf bekommen. Ich kann mich kaum rühren.«
    Der Zug, mit dem sie angekommen waren, fuhr zur selben Zeit wie der Londoner in der Halle ein, und die Passagiere

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