033 - Der Frosch mit der Maske
Aber ich brauche sie erst gar nicht zu sehen. Der Mann in Gloucester hat drei Impfnarben am rechten Unterarm.«
Es herrschte Totenstille.
»Ich wunderte mich, als Sie das Gespräch auf die Blattern brachten«, sagte Dick gefaßt. »Ich hätte mir denken können, daß etwas dahintersteckt. Was sollen wir nun machen?«
»Ich werde Ihnen lieber aufzählen, was wir nicht machen können«, sagte Elk. »Wir dürfen Bennett und Fräulein Ella nicht benachrichtigen. Ray hat sich aus guten Gründen entschlossen, seine Identität nicht zu offenbaren. Sie werden einen verdorbenen Nachmittag haben, Herr Hauptmann«, sagte Elk liebenswürdig. »Oh, ich möchte nicht mit Ihnen tauschen! Denn Sie müssen dabei Ihr leichtes Geplauder aufrechterhalten, oder die junge Dame wird erraten, daß etwas vorgeht.«
»Gott im Himmel, das ist ja entsetzlich!« sagte Dick leise.
»Das ist wohl wahr«, gab Elk zu, »und wir können nichts machen. Wir müssen es als Tatsache hinnehmen, daß er schuldig ist. Wenn Sie anders dächten, würde es Sie verrückt machen. Und selbst wenn er so unschuldig wäre wie Sie oder ich, was für Möglichkeiten hätten wir, eine Untersuchung einzuleiten oder die Ausführung des Urteils aufzuhalten?«
»Der arme John Bennett«, sagte Dick niedergeschlagen.
»Wenn Sie anfangen wollen, sentimental zu werden«, knurrte Elk und zwinkerte dabei wütend, »dann verfüge ich mich in eine nüchternere Atmosphäre. Guten Tag!«
»Warten Sie ein bißchen, ich kann ihr momentan nicht allein gegenübertreten. Kommen Sie mit mir zurück?«
Elk zögerte und folgte dann widerwillig.
Ella vermochte aus dem Betragen der beiden den Schrecken, der auf ihren Gemütern lastete, nicht zu erraten. Elk kam von neuem auf Geschichte und Daten zu sprechen - und die Enttäuschungen, die diese ihm bereitet hatten -, und dies war ein ausgiebiges und geläufiges Thema, das den ganzen Weg nach Harley Terrace vorhielt.
»Gott sei Dank, die Preislisten sind gekommen!« sagte Dick mit einem Seufzer der Erleichterung, als er den großen Stoß auf seinem Schreibtisch bemerkte.
»Und warum: Gott sei Dank?« lächelte Ella.
»Weil ihn sein Gewissen drückt, wenn er eine Entschuldigung dafür braucht, daß er seine Arbeit im Stich läßt!« half Elk ihm.
Der Zwang war so groß, daß er ihn unerträglich fand, und als Dick ihm nach einem beschwörenden Blick durch ein Nicken die Erlaubnis erteilte, sprang er mit einem Gefühl wie vor den Ferien auf.
»Ich muß jetzt gehen, Fräulein Bennett«, sagte er. »Ich glaube, Sie beide werden den ganzen Nachmittag brauchen, um Maytree Haus einzurichten, obgleich ...«
Soweit war es gekommen, als eine Stimme im Vorraum laut wurde. Es war die aufgeregte, schrille, hysterische Stimme einer Frau. Bevor Dick die Tür erreichen konnte, wurde sie aufgerissen, und Lola stürzte ins Zimmer. Sie war aufgelöst, verzweifelt, ihr schönes Gesicht geschwollen von Tränen.
»Gordon, Gordon! Oh, du mein Gott«, schluchzte sie. »Wissen Sie es schon?«
»Still!« sagte Dick, denn Ella stand neben ihm. Aber Lola war außerstande zu hören und zu verstehen.
»Sie haben Ray gefangen und sie werden ihn hängen! Und Lew ist tot!«
Das Unglück war geschehen.
»Mein Bruder?« fragte Ella, starr vor Schrecken.
Erst in diesem Augenblick erkannte Lola sie und nickte heftig. »Ja, ich habe es herausbekommen«, schluchzte sie. »Ich hatte Verdacht und ich schrieb. Ich habe eine Fotografie von Phenan bekommen. Ich wußte sofort, daß es Lew sei. Der Frosch hat es getan! Der Plan war monatelang vorbereitet! Ich weine nicht um Lew. - Ich schwöre, daß ich nicht um Lew weine. Aber der Junge! Es war meine Schuld, ich habe den armen Jungen in den Tod gelockt, Gordon!« Und sie brach in hysterisches Schluchzen aus.
»Bringen Sie sie fort«, sagte Dick leise. Und Elk führte die willenlose Gestalt zur Tür hinaus.
»Ist das wahr?« hauchte Ella.
Dick nickte. »Ich fürchte, daß es wahr ist, Ella.«
»Wenn ich nur wüßte, wo ich Vater finden kann!« sagte sie gefaßt.
»Glaubst du, daß es gut ist, ihn zu benachrichtigen, wo er nicht helfen kann?« Sie forschte in seinem Gesicht.
»Ich glaube, du hast recht, Dick. Ja, Vater darf nichts erfahren. Dick, könnte ich Ray nicht sehen?«
Dick schüttelte den Kopf. »Ella, wenn Ray so tapfer geschwiegen hat, um euch das zu ersparen, so würden seine ganze Haltung und sein Mut dahin sein, wenn du ihn besuchen wolltest.«
Elk kam rasch herein. »Ein Telegramm für Sie,
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