033 - Der Frosch mit der Maske
sterben! Sie haben gelogen!«
»Wenn du meiner bedarfst, so rufe mich«, sagte der Frosch. »Stelle eine weiße Karte in dein Fenster, und ich werde deinen Bruder retten.«
Sie lag vornüber auf den Tisch geworfen, den Kopf auf ihren verschränkten Armen.
»Es ist nicht wahr, es ist nicht wahr!« schluchzte sie.
Es kam keine Antwort, und als sie aufsah, war das Zimmer leer. Sie wankte in die Küche hinaus. Die Tür, die in den Garten ging, stand weit offen. Sie lauschte ins Dunkel, aber sie vernahm keinen Schritt. Sie hatte noch die Kraft, die Tür zu verriegeln und sich in ihr Zimmer hinauf und zu ihrem Bett zu schleppen, dann fiel sie in Ohnmacht.
Das Tageslicht schien durch das Fenster, als sie zur Besinnung kam. Alle Glieder schmerzten sie, ihre Augen waren rot vom Weinen, ihr Kopf wirbelte. Aber sie fühlte sich wohler und überblickte ihr Abenteuer ruhigeren Blutes. Es war nicht wahr, konnte nicht wahr sein. Der Mann hatte sie nur erschrecken wollen.
Sie zog sich in Hast an und eilte in die Stadt, Um den Frühzug zu erreichen. So viele Gedanken ihr Hirn auch durchkreuzten, so erwog sie doch keinen Augenblick lang die Übergabe, und nicht ein einziges Mal sah sie nach dem Fenster, in das eine weiße Karte hätte gelegt werden können, um das Leben ihres Bruders zu retten.
Dick und Elk saßen gerade beim Frühstück, als sie eintrat, und der erste Blick sagte ihnen, daß sie schlechte Nachrichten brachte.
»Gehen Sie nicht, Herr Elk!« sagte sie, als der Inspektor seinen Sessel zurückschob. »Sie müssen alles erfahren.«
So kurz sie es vermochte, schilderte sie die Ereignisse der vergangenen Nacht, und Dick lauschte mit aufsteigendem Zorn.
»Ray zum Tode verurteilt?« fragte er ungläubig. »Das ist nicht wahr!«
»Wo sagten Sie, daß sich Ray befindet?« fragte Elk.
»Im Gefängnis von Gloucester.«
In Gegenwart ihrer beiden Freunde schmolz Ellas Beherrschung dahin, und sie kämpfte mit den aufsteigenden Tränen.
»Gloucester?« wiederholte Elk langsam. »Es sitzt dort ein zum Tode Verurteilter, ein Mann namens ... namens ...« Er strengte sich an, um sich zu erinnern. »Carter«, sagte er schließlich.
»Richtig, Carter, ein Vagabund, er hat einen andern Stromer mit Namen Phenan ermordet.«
»Natürlich hat das nichts mit Ray zu tun«, sagte Dick und drückte Ellas Hand. »Dieser Unmensch hat dich nur erschrecken wollen. Wann sollte diese Hinrichtung stattfinden?«
»Morgen!« schluchzte Ella. Nun, da die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung fehlte, schien sie die letzte Grenze ihrer Kraft erreicht zu haben.
»Mein Liebling, weine noch nicht, Ray ist wahrscheinlich auf dem Kontinent«, tröstete sie Dick. Und als die Unterredung bei diesem Punkt angelangt war, hielt es Elk für angemessen und zartfühlend, sich leise hinwegzustehlen.
Elk war nicht ganz so fest wie Gordon davon überzeugt, daß der Frosch nur einen Streich hatte spielen wollen. Er war kaum in seinem Büro angelangt, als er seinem neuen Beamten, klingelte.
»Rekord«, befahl er kurz. »Alle Details über einen Mann namens Carter, im Gefängnis zu Gloucester zum Tode verurteilt. Photographie, Fingerabdrücke und das Protokoll über das Verbrechen.« Nach zehn Minuten kam der Beamte mit einer kleinen Mappe zurück.
»Wir haben noch keine Photographie bekommen«, sagte er. »In Mordfallen bekommen wir die vollen Berichte der Landpolizei erst nach der Hinrichtung.« Elk verfluchte die Landpolizei mit ungewohnter Geläufigkeit und machte sich an die Durchsicht der Papiere. Diese hatten ihm wenig oder nichts zu sagen. Die Höhe und das Gewicht des Mannes schätzte er beiläufig als übereinstimmend mit dem von Ray ein. Kennzeichen waren nicht angegeben, nur die Bemerkung »leichter Bart«.
Elk fuhr auf. »Leichter Bart?« Ray Bennett hatte sich doch aus irgendeinem Grunde einen Bart wachsen lassen? »Ach was!« sagte er laut und warf die Fingerabdruckskarte auf das Pult, »es ist unmöglich!« Es war unmöglich und dennoch ... Er zog die Telegrammformulare heran und schrieb eine Depesche:
›Direktor S. M. Gefängnis Gloucester, sehr dringend. Schickt mit besonderem Boten Photographie von James Carter, unter Mordanklage in Ihrem Gefängnis. An Polizeidirektion, Berichtabteilung. Bote mit dem ersten Zug fortzusenden. Sehr dringend!‹
Er nahm sich die Freiheit, dies mit dem Namen des Polizeipräsidenten zu unterzeichnen. Nachdem das Telegramm abgesandt war, kehrte er wieder zur Untersuchung der Personalbeschreibungstabelle
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