033 - Die Frau aus Grab Nr. 13
sich an, als würde ein Sturm welkes Laub zum Rascheln bringen.
Dieter erkannte Skarabäus Toth in Begleitung einer jungen, faszinierenden Frau.
»Haben Sie meine Gedanken gelesen?« fragte Dieter fast vorwurfsvoll.
»Nein, aber ich kann mich in Ihre Psyche hineinversetzen. Das muß ich in meiner Position. Vielleicht wird sich Ihr Wunsch sogar erfüllen. Aber zuvor werden Sie uns auf einem anderen Instrument etwas zum besten geben.«
Dieter hörte gar nicht mehr zu. Toth war in diesem Augenblick für ihn nicht mehr existent. Vergessen war auch die Orgel, vergessen war Elke an seiner Seite. Er hatte nur noch Augen für die schöne Unbekannte mit den grünen Augen und dem schwarzen Haar, deren phantastische Figur sich unter dem eng anliegenden Kleid aus schwarzem Samt abzeichnete. Der Stoff schmiegte sich wie eine zweite Haut um sie.
Sie gab sich uninteressiert, wirkte sogar abwesend, irgendwie apathisch.
»Ach ja«, raschelte Skarabäus Toth mit seiner unangenehmen Stimme. »Darf ich Sie der Braut vorstellen? Coco Zamis. Coco, das ist Ihr persönlicher Diener Dieter Houlkmann. Ich lasse euch jetzt allein und werde mich ein wenig um Dieters Frau kümmern und sie aufheitern.«
Dieter, der Elke noch vor wenigen Minuten um keinen Preis der Welt allein gelassen hätte, ließ sie nun bedenkenlos mit dem Anwalt gehen. Er war allein mit der unbekannten Schönen – Coco Zamis. Und er benahm sich wie ein dummer Junge, wußte nicht, wie er sich verhalten sollte und redete wahrscheinlich ganz konfuses Zeug.
»Skarabäus Toth hat es ja schon gesagt … Ich heiße … Dieter … Houlkmann«, stammelte er. »Meine Initialen sind D.H. und die Buchstaben meines Namens ergeben auf der Kabbalistischen Tabelle die Summe 617.«
Er kam sich danach wie ein Idiot vor. Aber seltsamerweise taute das Mädchen daraufhin auf. In ihren unergründlichen Augen spiegelte sich plötzlich Interesse. Sie lächelte seltsam.
»Tatsächlich? D.H. und 617?«
Coco versuchte, ihre Erregung zu unterdrücken. War das eine Botschaft von Dorian?
Einen ganzen Monat war sie in Skarabäus Toths Gefangenschaft gewesen, ohne Gelegenheit zur Flucht. Die ganze Zeit über hatte sie von Dorian nichts gehört – bis auf den Anruf, mit dem er sie um Hilfe bat. Doch sie hatte vergebens auf ihn gewartet. Und nun tauchte dieser fremde bärtige Mann auf und nannte Dorians Initialen. Sie hatte schnell nachgerechnet, daß die Zahl 617 stimmte. Das konnte kein Zufall sein.
Sie betrachtete Dieter Houlkmann, der offenbar unschuldig in diesen Dämonenreigen geraten war. Sein Name sagte ihr überhaupt nichts.
»Beschäftigen Sie sich mit Schwarzer Magie?« erkundigte sie sich in harmlosem Konversationston.
Er lachte gekünstelt. »Ehrlich gestanden, ich habe bisher den Okkultismus und alle artverwandten Gebiete für Humbug gehalten. Aber einige Geschehnisse, und vor allem die Vorfälle auf diesem Schloß, haben mich zum Umdenken gezwungen. Wenn ich Sie mir so ansehe, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß Sie freiwillig hier sind. Wie kommen Sie dazu, ein Scheusal wie den Grafen zum Mann zu nehmen?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
Sie dachte sich, es könnte nichts schaden, wenn sie ihm einige Informationen gab, und so erzählte sie ihm in großen Zügen ihre Geschichte. Sie – das weiße Schaf einer Dämonenfamilie – war von ihrem Vater durch ein Schwarzes Testament dazu gezwungen worden, den Grafen von Behemoth zu ehelichen. Damit sollte sie für ihren Frevel büßen, aus Liebe zu Dorian Hunter die Schwarze Familie verlassen zu haben.
»Hunters Name hat übrigens ebenfalls die Zahl 617«, warf sie wie zufällig ein. »Wenn ich mich weigere, Behemoth zu heiraten, wird ein Toter, der in meinem Leben eine wichtige Rolle gespielt hat, aus seinem Grab aufstehen und mich töten.«
Dieter wußte danach nicht, ob er lachen oder entsetzt sein sollte. Das merkte sie seinem Gesicht deutlich an. Aber die Reaktion, auf die sie wartete, kam nicht. Er gab ihr keinen weiteren Hinweis mehr.
»Ah, Coco Zamis! Läßt du dich schon wieder mit einem Sterblichen ein?«
Die spöttische Stimme war unvermittelt hinter Coco aufgedrungen. Als sich die Hexe umdrehte, sah sie in das Gesicht Sandra Thorntons, ihrer früheren Lehrerin. Sandra hatte ihr die Grundlagen der Magie beigebracht – hier auf dem Schloß des Grafen Behemoth. Zu mehr war sie nicht in der Lage gewesen, da sie nur sehr bescheidene magische Fähigkeiten besaß.
»Sandra!« versuchte Coco sich unbefangen zu
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