033 - Die Herberge der 1000 Schrecken
Einnahmen, von der Beute, die
die Toten hinterließen.«
Wahrscheinlich hätte er noch mehr hinzufügt, doch er wurde
unterbrochen. Captain Peerez kam auf sie zu. Ein Polizeibeamter und die
Tänzerin Dolores begleiteten ihn. Dolores trug Handschellen. Ihr Haar war
zerzaust, ihr Gesicht glühte. Sie war schön, verführerisch, attraktiv wie
immer. Sie, der Lockvogel aus der »Flamenco-Bar«, der die
Opfer für Thornblom ausgesucht hatte!
»Sie will ihn sehen, Doktor«, meinte Captain Peerez leise. »Sie
will Thornblom sprechen.«
Larrys Augen verengten sich. Er merkte, wie es siedendheiß in ihm
aufstieg.
Chinz nickte. Er wies zur Tür, an der ein Polizist postiert war.
Captain Peerez öffnete und gab Dolores den Weg frei.
Die Spanierin ging hocherhobenen Hauptes in den schwach
erleuchteten Raum. Sie sah den Mann am Fußende einer altmodischen Couch hocken.
Er trug den feinen Anzug und das Partyhemd von Thornblom. Vor ihm saß eine alte
Frau, die Wirtin, mit tief in den Höhlen liegenden Augen und wirrem Haar.
»Wo ist er?« Die Stimme von Dolores klang nicht mehr so
selbstbewußt wie sonst. Doch noch immer kehlig, rauh und verführerisch.
»Das ist er! Erkennen Sie ihn nicht?« Mit diesen Worten hielt
Doktor Chinz die hellblonde Perücke in die Höhe.
Über die Lippen der Tänzerin kam ein leiser Aufschrei.
»Das ist er! Das ist der Mann, dem Sie dienten, Senorita!
Thornblom war sein Name, nicht wahr? Es hat aber niemals einen Thornblom
gegeben!« Chinz beobachtete die Wirkung seiner Worte auf dem Gesicht der Frau.
Dolores starrte auf die am Boden hockende Gestalt, auf Ricardo
Gonzales, der die Kleider von Thornblom trug. Das schiefe Gesicht, der
verblödete Ausdruck, die großen, aufgerissenen Augen ließen ihren Körper
erschauern.
Der Polizist und Captain Peerez mußten sie auffangen, als sie
ohnmächtig wurde...
Larry Brent und Iwan Kunaritschew verließen als erste die
unheimliche Herberge, die von ihrem Schrecken einiges verloren hatte.
Vor ihnen ragten die beiden Galgen in den sternklaren Himmel.
Zwei Polizisten waren damit beschäftigt, die Leiche Bartmores
abzunehmen. Dann wurden die Galgen eingerissen.
»Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erlebt
hätte, Towarischtsch«, bemerkte X-RAY-7 trocken, während sie langsam über das
steinige, moosbewachsene Plateau gingen.
Nach etwa zweihundert Metern, dicht vor dem Pfad, der zum Fuß des
Berges hinabführte, wandten Larry und Iwan Kunaritschew sich noch einmal um.
In dem alten, windschiefen Gebäude, das vom Mondlicht silberhell
aus dem Schatten der dahinterliegenden Bergwand herausgerissen wurde, brannten
in sämtlichen Räumen noch Lichter. Captain Peerez und seine Männer hatten noch
alle Hände voll zu tun. Für sie jedoch, für die beiden X-RAY-Agenten, war der
Fall praktisch abgeschlossen.
»Von hier aus gesehen sieht sie ja auch wirklich ein bißchen
unheimlich aus«, bemerkte Larry. »Selbst wenn man jetzt weiß, daß die Dinge
sich nicht wiederholen können.«
●
Kunaritschew folgte dem Blick des Freundes.
Ein unheimlicher Ort für unheimliche Verbrechen. Dieser öde Fleck
war geradezu geschaffen dafür...
Die beiden Agenten zogen mit vereinten Kräften einen der Galgen
über das Plateau. Es war das einzige Geräusch in der Nacht, als das kantige
Holz über die harten Steine schleifte. Es war der Galgen, an dem Larry Brent
aufgehängt werden sollte.
Jetzt, wo alles vorüber war, konnte er es schon nicht mehr
glauben. Er stand bereits über den Dingen. Bald würde alles vergessen sein,
weil andere Abenteuer und Gefahren seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch
nehmen würden.
Das war so im Leben eines Agenten, der im Dienst der
»Psychoanalytischen Spezialabteilung« stand.
ENDE
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