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0330 - Der Todesclub

0330 - Der Todesclub

Titel: 0330 - Der Todesclub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Todesclub
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gab keine Unterschrift und keine Umschläge. Der Text war mit einer Maschine geschrieben, das Papier besaß ein undeutliches Wasserzeichen.
    »Sie haben die Briefe gelesen?«, fragte ich.
    Mrs. Goefield nickte, während sie mich gespannt ansah.
    »Dies ist der einzige Anhaltspunkt, der Sie zu der Annahme führte, Ihre Tochter werde erpresst?«
    »Nein, es ist nicht mehr der einzige Anhaltspunkt. Es gibt inzwischen noch einen zweiten.«
    »Und der wäre?«
    »Ich habe Howland angerufen. Das ist der Direktor einer Bank, mit der mein Mann in geschäftlichen Dingen zusammenarbeitet. Außerdem hat jedes Familienmitglied sein privates Konto dort.«
    »Auch Ihre Tochter?«
    »Vicky auch, selbstverständlich.«
    »Wie waren die finanziellen Verhältnisse Ihrer Tochter? Bekam sie ein Taschengeld oder so etwas?«
    »Seit ihrem achtzehnten Geburtstag erhielt sie zunächst fünfhundert Dollar monatlich. Nicht für laufende Ausgaben, denn sie hatte kaum welche. Kleidung, Nahrung, Wohnen - das alles hatte sie ja hier. Mein Mann wollte sie lediglich dazu bringen, dass sie sparen lernte. Nach dem Abschluss ihres Studiums wollte sie eine ausgedehnte Asienreise machen, die sicher viel Geld kosten würde. Mein Mann machte ihr begreiflich, dass sie sich das Geld dafür sparen müsste, weil er so teure Dinge nicht einfach verschenken wollte. Es ist einer seiner Leitsätze, dass man jene Dinge am meisten zu schätzen pflegt, für die man arbeiten oder sonst in irgendeiner Form sich einsetzen musste. Seit Vickys achtzehntem Geburtstag ist ihre monatliche Zuwendung jedes Jahr um je einhundert Dollar erhöht worden und außerdem noch einmal nach ihrer erfolgreich bestandenen Zwischenprüfung auf dem College.«
    »Demnach hätte sie jetzt wie viel Geld monatlich erhalten?«
    »Elfhundert Dollar.«
    »Das ist sehr viel Geld für ein Mädchen. Lag in diesen großen Beträgen nicht eine gewisse Verführung?«
    »Wahrscheinlich. Das ist schon möglich. Aber gerade gegen diese Versuchung sollte sie ja anzugehen lernen. Und es hat eigentlich großartig geklappt. Vor sechs Wochen zeigte sie mir stolz ihren Kontoauszug. Das Guthaben hatte den Betrag von zwanzigtausend Dollar überschritten.«
    Ich pfiff durch die Zähne und erschrak, als es mir bewusst wurde. Ich murmelte eine Entschuldigung, die mit einem Kopfnicken quittiert wurde. Statt dessen fuhr Mrs. Goefield fort.
    »Heute Vormittag rief ich Howland in der Bank an. Die Briefe hatten mich alarmiert.«
    »Und welche Auskunft erhielten Sie?«
    »Vickys Guthaben existiert nicht mehr. Das Konto ist um vierhundert Dollar überzogen.«
    »Binnen sechs Wochen zwanzigtausend Dollar und mehr ausgegeben? Wie macht einer das? Wenn der Bankdirektor mit Ihrem Mann befreundet ist, Mrs. Goefield, warum alarmifert er dann nicht den Vater des Mädchens? Es steht doch wohl fest, dass es ein Bankdirektor erfährt, wenn einer seiner Kunden in relativ kurzer Zeit ein solches Konto auf den Nullpunkt bringt und noch darunter.«
    »Oh, wenn Howland zu Hause gewesen wäre, hätte er uns sicher schon 46 viel früher einen kleinen Wink gegeben. Aber er hatte Urlaub und verbrachte ihn auf Hawaii. Deshalb erfuhr ich erst heute von den schwindelerregenden Ausgaben meiner Tochter.«
    Ich betrachtete noch einmal die Briefe. Sie trugen kein Datum, sodass es keinen Anhaltspunkt gab, was man unter dem jeweiligen Heute im Text zu verstehen hatte. Ich legte mir das Taschentuch wieder über die Finger und fragte: »Kann ich die Briefe haben, Mrs. Goefield?«
    »Ich weiß nicht, Mr. Cotton. Vielleicht ist es Vicky nicht recht, dass sich das FBI einschaltet. Ich möchte diese Entscheidung nicht allein treffen. Auch nicht ohne meinen Mann.«
    »Aber wir können sie mit hinunter in die Bibliothek nehmen? Ich sah eine Lupe unten auf einem Tisch liegen und würde die Briefe gern einmal durchs Vergrößerungsglas betrachten.«
    »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen das abschlagen sollte. Warum berühren Sie die Bogen immer nur mit einem Taschentuch? Kann das Papier vergiftet sein?«
    »Das wohl nicht. Aber vielleicht tragen diese Briefe Fingerspuren von dem, der sie geschrieben hat.«
    »Sie meinen Fingerabdrücke?«
    »Das ist ein kleiner Unterschied. Wenn Sie Ihre Finger erst auf ein Stempelkissen und dann mit der angenommenen Farbe auf ein Blatt Papier drücken, dann sind das Fingerabdrücke. Wenn Sie aber absichtslos und ohne Verwendung von Farbe Ihre Papillarlinie auf einen Gegenstand mit glatter Oberfläche hinterlassen, weil Sie

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