0330 - Ein Mann wie Rhodan
Frauen vom Professor behandelt."
„Was sind das für Menschen?"
Dr. Lofton sank seufzend in einen winzigen Sessel, der auf dem Tisch neben Anraths Bett stand. Er hatte jetzt ein Buch in den Händen, das so klein war, daß Anrath es kaum sehen konnte, „Die meisten unserer Patienten sind Spezialisten, die für besondere Aufträge präpariert werden", sagte der Siganese. „Professor Nabore behandelt jedoch auch Männer und Frauen, die so schlimme Strahlenverbrennungen haben, daß sie sich mit ihrem Gesicht nicht mehr in die Öffentlichkeit wagen können. Ab und zu kommen auch Pioniere zu uns und lassen ihre Gesichtshaut gegen besonders gefährliche Sonnenbestrahlung auf Kolonialplaneten immunisieren."
„Bin ich ein schwieriger Fall für Nabore?"
„Ich glaube, ja", sagte Dr. Lofton. „Im allgemeinen braucht er die Gesichter der Spezialisten vor einem Einsatz nur willkürlich zu verändern, so daß die Männer nicht erkannt werden. Bei schweren Verletzungen sind die Patienten froh, wenn sie wieder ein menschliches Gesicht bekommen. Es wird in den meisten Fällen schöner, als es ursprünglich war. Bei Ihnen ist das anders. Sie brauchten ein bestimmtes Gesicht. Das zwingt den Chirurgen, auf jede Kleinigkeit zu achten."
Anrath blickte an sich herab.
„Sie können mich losschnallen", sagte er. „Ich werde vorsichtig sein."
„Der Mensch wird immer wieder zum Opfer seines Unterbewußtseins", sagte Dr. Lofton ablehnend.
„Sie müssen noch drei Tage so liegen bleiben."
*
Drei Tage lang sah Heiko Anrath nur Professor Faite Nabore und seine siganesischen Assistenten.
Ab und zu kam eine Schwester oder ein Medo-Roboter herein, um ihn zu versorgen. Er wunderte sich nicht, daß er allein in diesem Zimmer lag. Die anderen Patienten sollten nichts von den Vorgängen in Zimmer 23 erfahren. Manchmal drang Gelächter vom Gang zu Anrath herein. Es bewies ihm, daß die anderen Menschen in der Klinik jede nur mögliche Freiheit genossen und sich den Umständen entsprechend glücklich fühlten. Er dagegen bekam schon jetzt die Schranken zu spüren, die später in noch viel größerer Anzahl ein normales Leben verhindern würden.
Am zweiten Tag hatte er Nabore gefragt, warum man ihn nicht schon jetzt einer Hypnoschulung unterzog und ihm Einzelheiten aus Rhodans Leben berichtete, die er wissen mußte.
„Das wäre eine zu große Belastung für Sie", hatte der Professor geantwortet. „Sie müssen sich erst mit Ihrer körperlichen Veränderung abfinden."
Bereits am ersten Tag hatte Nabore eine Korrektur von Anraths Stimmbändern vorgenommen. Die Stimme des Ingenieurs klang jetzt rauh und überschlug sich oft. Anrath bezweifelte, daß aus diesem Krächzen eine Stimme entstehen würde, die der des Großadministrators ähnlich war.
Am dritten Tag kam Allan D. Mercant in die Klinik, um Anrath zu besuchen.
Anrath hatte vor vi er Stunden den letzten Eingriff über sich ergehen lassen müssen, so daß er seit einer Stunde losgeschnallt im Bett sitzen konnte.
Mercant trat an das Bett und betrachtete Anrath mit prüfenden Blicken.
Der ehemalige Schaltmeister brachte ein verunglücktes Lächeln zustande.
„Enttäuscht?" fragte er.
Mercant wandte sich an Nabore, der hinter ihm hereingekommen war. Er deutete auf Anrath.
„Das soll Rhodan sein?"
„Er soll es werden", verbesserte der Mediziner. „Es klappt alles nach Wunsch. Übermorgen können Sie ihn abholen."
Mercant zuckte mit den Schultern. Die Auskunft Nabores schien ihn zu befriedigen.
„Wie fühlen Sie sich?" wandte er sich an Anrath.
Anrath antwortete nicht. Er wollte den Abwehrchef weder belügen noch dessen Mitleid herausfordern. Mercant überreichte ihm ein paar Formulare.
„Füllen Sie das bitte aus", sagte er. „Am besten gleich. Ich möchte es mitnehmen."
Anraths Blicke wanderten über das Papier. Er hatte einige Zeichnungen zu ergänzen. Bei verschiedenen Zeichen mußte er sich für das eine oder andere entscheiden. Außerdem waren einige harmlos klingende Fragen zu beantworten.
„Für die Psychologen?" erriet Anrath.
Er dachte daran, beim Ausfüllen der Bogen zu lügen, doch dann erledigte er die Aufgaben korrekt.
Mercant nahm die Formulare entgegen, ohne einen Blick darauf zu werfen.
„Angenommen, ich falle bei diesem Test durch", sagte Anrath. „Werde ich dann von meiner Aufgabe befreit?"
„Nein", sagte Mercant. „Wenn Sie durchfallen, wird das zwar unsere Bedenken erhöhen, aber wir können nicht mehr zurück."
*
Allan
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