0331 - Aufstand der Menschheit
Gewalttätigkeiten gekommen. Nachrichten von Großbränden in verschiedenen Städten der Erde hatten sich als übertrieben erwiesen. Es war zwar zu verschiedenen Brandstiftungen gekommen, doch in den meisten Fällen waren es die Streikenden gewesen, die das Feuer gelöscht hatten. Mehrere Regierungsmitglieder, die versucht hatten, die aufgeregten Menschen zu beruhigen, waren verprügelt worden. In Rom hatte man einen angeblichen Agenten der Abwehr erschossen. Insgesamt hatte es bisher 23 Todesfälle gegeben, die auf die Zwischenfälle im Gobi-Park zurückzuführen waren.
Reginald Bull gestand sich ein, daß Gwydlin Gricherts Wahlkampagne viel dazu beigetragen hatte, die Anarchie nicht zu einem bürgerkriegsähnlichen Zustand werden zu lassen. Grichert versprach der Erdbevölkerung Frieden mit OLD MAN, sobald man ihn zum Großadministrator gewählt hatte. Die Zeitungen brachten, sofern sie noch erschienen große Interviews mit dem Sempronesen, der sich schon jetzt als Retter der Menschheit feiern ließ.
Die Solare Administratur und die Kontrollgebäude des Raumhafens von Terrania waren die einzigen Stellen, wo die rechtmäßige Regierung noch uneingeschränkte Handlungsfreiheit besaß. Reginald Bull und seine Vertrauten hatten sich jedoch darauf vorbereitet, die Erde zu verlassen, wenn Grichert an die Macht kommen sollte. Im Falle einer Wahl von Gwydlin Grichert würde die eigenartige Situation entstehen, daß die Solare Flotte weiterhin von Bull, Mercant und Tifflor befehligt wurde, während alle anderen Institutionen dem neuen Großadministrator unterstanden. Bull bezweifelte, daß es Grichert gelingen würde, auch die Flotte auf seine Seite zu ziehen.
Die kleine Seitentür des Büros wurde geöffnet, und Heiko Anrath kam herein.
„Ausgeschlafen?" fragte Bull.
„Ich habe mir eine Injektion geben lassen", sagte Anrath. „Was ist inzwischen geschehen?"
„Wenig Erfreuliches", antwortete Rhodans Stellvertreter. „Wenn wir Zeit haben, fliegen wir zum Mond, damit Professor Nabore Ihnen ein anderes Gesicht gibt. Wir brauchen Sie nicht mehr. Das Spiel ist aus."
Anrath kam rasch auf ihn zu.
„Heißt das, daß Sie aufgeben?"
„Ja", bestätigte Bull. „Wir können uns nur noch behaupten, wenn wir Gewalt anwenden. Doch das werden weder Mercant noch ich jemals zulassen. Ich glaube, daß Grichert sich nicht lange halten wird.
Wenn er einmal gestürzt ist, wird sich die Menschheit daran erinnern, wer sie vor Grichert schützen wollte. Dann können wir zur Erde zurückkehren, wenn sie nicht inzwischen von der Zeitpolizei in Schutt und Asche gelegt wurde."
Bull las Bestürzung in den Augen des anderen. Das bewies ihm, daß Anrath gehofft hatte, es könnte eine Möglichkeit geben, das Schlimmste zu verhüten. An Heiko Anrath lag es bestimmt nicht, wenn die jetzige Regierung sich nicht mehr halten konnte. Eine Serie unglücklicher Umstände hatte dazu geführt, daß Grichert seines Erfolges sicher sein konnte.
„Kann ich irgend etwas tun?" fragte Anrath. „Ich verstehe nicht, daß Sie hier alles im Stich lassen wollen. Werden Sie tatenlos zusehen, wenn OLD MAN und die Schwingungswächter angreifen?"
„In einem solchen Fall wird die Flotte eingreifen", versicherte Bull. „Natürlich brauchen wir die Unterstützung Terras. Doch die bekommen wir nicht, wenn Grichert auf dem Thron sitzt."
„Warum... warum lassen Sie ihn nicht töten?" stieß Anrath hervor.
Bull lachte bitter. „Ich muß gestehen, daß auch ich schon daran gedacht habe. Es wäre jedoch eine sinnlose Tat. Sobald Grichert stirbt, treten andere an seine Stelle, die vielleicht noch gefährlicher sind."
Er wühlte in den Papieren, in denen die letzten Meldungen standen. „Hier!" rief er und hielt ein Blatt in die Höhe. „Das wird Sie interessieren. Die Beflutungspumpwerke Sahara Ibis XX wurden stillgelegt.
Dabei fand ein Mann namens Wilson Fencher den Tod. Er hat bis zuletzt versucht, an seinem Arbeitsplatz zu bleiben. Er wurde von einigen wütenden Streikposten angegriffen. Sie verletzten ihn lebensgefährlich, so daß er kurz darauf starb."
Anrath schluckte ein paarmal. Mit einem Schlag fühlte er sich in die Vergangenheit zurückversetzt.
Von Fencher hätte er eine solche Hartnäckigkeit nicht erwartet.
„Ihr ehemaliger Kollege muß geahnt haben, was sich in Terrania in Wirklichkeit abspielte", fuhr Bull fort. „Natürlich sagten wir ihm damals nicht die Wahrheit, als wir Sie zum Mond brachten."
„Ich hielt nie besonders viel von
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