0331 - Ninja, Zombies und Shimada
dem Weg nach unten befand und verdammt gut gezielt war.
Eine Handgranate.
Ich gab Gas. Der Ford protestierte. So etwas war er wohl nicht gewohnt. Seine lange Schnauze schien in den Himmel steigen zu wollen. Die Reifen durchwühlten Staub und Steine, aber wir kamen weg und konnten tatsächlich die fallende Handgranate unterfahren. Kurz darauf hörten wir die Explosion und wurden auch von der Druckwelle erfaßt, die den Wagen schüttelte, als wäre er ein altes Sieb.
Dann waren wir durch.
Aber der Hubschrauber blieb uns auf der Spur. Ich schaute in den Rückspiegel.
Eine hochgewirbelte Staubwolke nahm mir die Sicht. Die Straße dort hatte ein Loch bekommen. In seiner Größe schon mit einem Trichter zu vergleichen, der die Strecke unpassierbar gemacht hatte. Zum Glück wurde die Straße breiter, so daß vor uns detonierende Handgranaten es unmöglich machten, die Straße so weit aufzureißen, daß wir nicht vorbeikamen.
Ich behielt die Geschwindigkeit bei. Wir mußten den Highway erreichen.
Dort würde es unseren Gegnern wohl kaum einfallen, uns mit diesen Mitteln zu attackieren.
Yakup hatte das Fenster an der rechten Seite nach unten gekurbelt und einen Arm aus dem Wagen gestreckt. Er hielt den Polizeirevolver fest und versuchte, mit der Mündung den Flugbewegungen des Helicopters zu folgen, was nicht gerade einfach war, denn das stählerne Insekt flog nicht nur Schleifen, sondern auch Zickzack-Linien. In der Luft führte der Copter einen bizarren Tanz auf. Er wollte uns irritieren, stieg wieder höher, dreht sich, änderte dabei den Kurs und kam.
Plötzlich wurde er schnell. In direkter Linie raste er auf uns zu. Er stieß herab wie ein hungriges Ungeheuer, und wir bekamen mit, wie die Einstiegsluke aufgeschoben wurde.
Wieder tauchte dort eine Person auf. Ob es dieselbe war, die auch die Granate geschleudert hatte, wußte ich nicht zu sagen, ich sah diesmal nur die Maschinenpistole.
Neben mir hockte Yakup Yalcinkaya und hatte seinen Kopf aus dem Fenster gesteckt. Seine rechte Hand stützte das Schußgelenk auf dem Rahmen des zweiten Außenspiegels ab. Die Chance, den Hubschrauber zu treffen, war bei dieser Geschwindigkeit gering, aber ich mußte schnell fahren und auch Zickzack-Linien, um ein möglichst kleines Ziel zu bieten.
Der Staub hüllte uns ein. Die Wolken waren verdammt dicht geworden, und ich vernahm auch das Flappern der Rotorblätter.
Manchmal tauchten sie wie ein blitzender Kreisel aus den Wolken auf.
Yakup feuerte.
Ich hörte die Abschüsse wie nebenbei. Mich interessierte einzig und allein der Copter.
Und dort blitzte es auf.
An der Seite, wo sich der Ausstieg befand, pufften die für mich lautlosen Explosionen auf. Zuckend stand das blasse Mündungsfeuer vor der Öffnung, und ich hörte die Einschläge, wobei ich verzweifelt am Lenkrad kurbelte und mich dabei so klein wie möglich gemacht hatte, so daß ich gerade noch nach draußen schauen konnte.
Die Kugeln trafen.
Ich vernahm die Einschläge trotz des Dröhnens. Ein Schatten fiel über uns, dann war der Hubschrauber vorbei und stieg hinter uns mit einem elegant anmutenden Schwung in den Himmel.
»Shit!« schrie Yakup. »Ich weiß nicht, ob ich getroffen habe.«
»Dafür aber der andere.«
»Bist du verletzt?« fragte ich ihn.
»Nicht daß ich wüßte.«
»Okay, dann weiter.« Ich bekam den Wagen wieder besser unter Kontrolle. Zuvor hatte ich die Befürchtung gehegt, bei meiner riskanten Fahrweise die Felswand mitzunehmen. Das Risiko war jetzt ausgeschaltet, da ich wieder normal fahren konnte.
Wir hatten insofern Glück gehabt, daß der Wagen zwar getroffen worden war, aber keine »lebenswichtigen« Teile. Es lief kein Benzin aus, die Kugeln waren nicht in den Motorraum eingeschlagen, und auch an uns beiden war der Kelch vorbeigegangen.
Die anderen gaben nicht auf.
Yakup beobachtete sie im Außenspiegel. Ich fuhr wie ein Rennfahrer, denn ich mußte einfach die Straße erreichen.
»Kommen sie?«
»Ja, sie haben gedreht.«
Noch mehr Gas. Meine Schuhsohle schien plötzlich aus Blei zu bestehen. Ich nagelte das Pedal fast bis zum Anschlag durch. Das konnte ich mir im Moment leisten, denn die Straße verlief geradeaus.
Und sie führte auch auf den Highway!
Schaffte ich es?
Die Zähne hatte ich zusammengebissen. Der Mund bildete einen Strich, ich stand innerlich unter Feuer, denn nicht nur der Hubschrauber saß mir im Nacken, auch die Angst.
Der Wagen schleuderte. Schlaglöcher erschienen, wurden wahrgenommen, huschten
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