0331 - Urwelt-Horror
gewesen, daß sein Herr tot war – verbrannt oder wilden Tieren zum Opfer gefallen. Von den Echsenmännern hatte immerhin Chraa als einziger überlebt.
Hatte…
Monica drehte den Kopf und sah zu ihrem Retter und Informanten, der in der Nacht ruhig neben ihr eingeschlafen war. Aus diesem Schlaf war er nicht mehr erwacht. Die anderen hatten ihm blitzschnell und lautlos die Kehle durchgeschnitten.
Für Deserteure hatten sie kein Verständnis… !
Rim Salto lachte spöttisch. »Legt ihr Ketten an«, befahl er. »Damit sie nicht noch einmal entwischen kann. Ich denke, sie wird einen guten Preis bringen. Sie scheint ein starkes Lebenspotential zu besitzen. Die Priester werden sich freuen.«
»Du bist kein Mensch, du bist eine Bestie«, fuhr sie ihn an. Aber Salto lachte nur höhnisch.
»Schrei, schimpfe und fluche du nur ruhig«, sagte er. »Lange wirst du es nicht mehr können. Ich weiß inzwischen, daß du allein warst, mit den anderen nichts zu tun hast, die ich eigentlich fangen wollte. Aber du bist schon für dich allein gut. Ich werde hervorragend an dir verdienen.«
Er lachte wieder.
In Ketten wurde Monica von den Drachensklaven davongeschleppt, diesmal nicht zu einem Flugzeug. Der Weg durch den Dschungel schien endlos.
Später erfuhr sie, daß die Drachensklaven sehr schnelle und ausdauernde Läufer waren. Sie mußten den Weg, für den sie jetzt mit ihrem Herrn und seiner Gefangenen einen ganzen Tag brauchten, in wenigen Stunden zurückgelegt haben.
Aber dieses Wissen half ihr auch nicht weiter.
Salto wollte sie verkaufen. Aber an wen?
Und was würde dann mit ihr geschehen?
Salto hatte den Begriff Lebenspotential gebraucht. Sollte sie etwa einem Dämon geopfert werden, der ihre Lebensenergie in sich aufnahm?
Sie befand sich im Land Grex, und das mußte schon immer den Dämonen hörig gewesen sein. Hier war alles möglich, das böse, verdorben und abgrundtief schlecht war.
***
Nicole überlegte sehr sorgfältig. Daß sie die gleiche Ausrüstung wählte, die Zamorra hatte mitnehmen wollen, war klar. Sie wollte sich aber nicht mittels des Buches in die andere Welt versetzen lassen. Denn was das einbrachte, hatte sie ja gerade gesehen. Sie wäre ebenso hilflos wie die beiden anderen Menschen. Wenn sie die Ausrüstung mit hinüberschaffen wollte, mußte sie das Loreley-Tor benutzen.
Aber damit war sie längst nicht in der richtigen Zeitepoche. Das Suchen würde dann erst beginnen.
Gut, sie konnte sich mit dem Vergangenheitsring schrittweise zurücktasten.
Wenn sie Uschi mitnahm, würde die im gleichen Moment wieder über ihre telepathischen Fähigkeiten verfügen, wenn sie in der gleichen Zeitebene mit ihrer Schwester waren. Aber das war eine unsichere Sache. Erst einmal konnte es Wochen oder Monate dauern, bis sie das richtige Datum fanden, zum anderen kostete ein Benutzen des Ringes Kraft. Er mußte mit Merlins Machtspruch aktiviert werden, und das ging nicht unbegrenzt oft hintereinander. Nach spätestens zwei, drei Sprüngen würde eine längere Pause angesagt sein.
So ging’s also nicht.
Sie mußten vorher eine Möglichkeit finden, die ungefähre Aufenthaltszeit Monica Peters’ zu rekonstruieren. Aber so sehr Nicole sich den Kopf zermarterte, sie fand keine Lösung.
Das Taschenbuch gab keine exakte Zeit, kein genaues Datum an. Und außerdem war es wohl größtenteils fiktive Romanhandlung.
Aber unter Umständen gab es eine andere Möglichkeit. Lord Saris kam darauf. »Frag doch einfach denjenigen, der die Magie in das Buch verpflanzt hat. Der wird doch damit etwas bezweckt haben, und demzufolge muß er doch immerhin auch wissen, welche Zeitepoche es ist.«
Nicole piff durch die Zähne.
»Wir müßten eine Beschwörung durchführen«, sagte sie. »Ich bin aber nicht sicher, ob ich das schaffe. Bei Zamorra ist das etwas anders. Bei mir… zudem ist das Amulett immer noch ›tot‹.«
»Ich werde dir ein wenig helfen«, sagte der Lord. »Und wenn das nichts nützt – okay, wir haben doch Freunde. Merlin und die Druiden…«
Nicole winkte ab. »Die sind auch nur erreichbar, wenn sie erreicht werden wollen. Außerdem würde das alles nur Zeit kosten, die wir vielleicht nicht haben.«
»Gut, versuchen wir es eben im Alleingang«, sagte der Lord. »Ich werde versuchen, die Hauptlast zu tragen. Aber wir brauchen dazu nicht nur einen Liter Luft, sondern auch noch eine Reihe von Dingen, die ihr hoffentlich in Zamorras Hobbykeller habt.«
»Du weißt, wie du die Beschwörung anfangen willst!«
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