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0332 - Besuch beim Geisterhenker

0332 - Besuch beim Geisterhenker

Titel: 0332 - Besuch beim Geisterhenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sprach aber nicht von direkten Zielen, sondern redete mehr allgemein.
    Ich bekam die Sätze am Rande mit. Mein Interesse galt den anderen Mitreisenden.
    Sarah Goldwyn hatte sich neben mich gesetzt. In den kleinen Toyota-Bus paßten wir hinein. Vor uns saß das Ehepaar. Betty hatte ihre Hand auf die von Kenneth gelegt. Wie gebannt schaute sie auf den Rücken des Fahrers und lauschte dabei seinen Worten.
    Patrick und Clive saßen ebenfalls dicht beisammen. Hin und wieder wisperten sie. Sie hatten auf der anderen Seite des schmalen Ganges ihre Plätze gefunden. Ich mußte den Kopf schräg legen, um zu ihnen hinzuschauen, während die Frau namens Rita praktisch an meiner linken Seite Platz genommen hatte, nur eben durch den Gang getrennt.
    Sie hatte eine lässige Haltung eingenommen. Ihre Lippen waren gekräuselt, ein Zeichen, daß sie sich ein wenig amüsierte. Das linke Bein hatte sie nicht nur angewinkelt, sondern auch auf den Sitz gelegt, und ihr Fuß verschwand unter dem wohlgerundeten Hinterteil.
    Die Tasche, die sie bei sich trug, bestand aus hellem Jeansstoff.
    Durch einen Reißverschluß wurden die beiden Hälften gehalten. Sie öffnete ihn und holte ein Päckchen Zigaretten hervor.
    Für mich war es schon ein komisches Gefühl, meine Heimatstadt London aus einer anderen Perspektive zu sehen. Ich saß erstens höher und empfand irgendwie touristenmäßig all das, was so an den Scheiben vorbeihuschte. Gebäude, an die ich mich gewöhnt hatte, die ich ansonsten auch kaum wahrnahm, sie wirkten jetzt völlig anders, und ein nie gekanntes Gefühl erfaßte mich. Ich war auf einmal stolz auf meine Heimatstadt.
    »Haben Sie zufällig Feuer, John?«
    Ritas Stimme unterbrach meine Gedanken. Ich drehte mich um, schaute sie an, und unsere Blicke begegneten sich über die Zigarette hinweg, deren Filter bereits zwischen den blaß geschminkten Lippen steckte.
    »Natürlich, gern.« Ich holte das Feuerzeug hervor. Als ich den Arm ausstreckte, hielt sie mein Handgelenk fest. Ihre Haut war seltsam warm, und die Finger streichelten mein Gelenk.
    »Danke.«
    Sie lehnte sich wieder zurück. Dabei klappte ihre Tasche weiter auf.
    Es war reiner Zufall, daß mein Blick auf den Inhalt fiel und ich eine vernickelte Pistole entdeckte. Eine kleine Damenwaffe, die in der großen Tasche verschwand.
    Ich sagte nichts. Rita schloß die Tasche auch wieder. Ein Blick zu Sarah Goldwyn belehrte mich, daß auch die Horror-Oma nichts davon mitbekommen hatte.
    Sie schaute nach draußen und mußte mit ansehen, daß wir bereits mitten in Soho steckten.
    »Gib auf diese Rita acht, John!« sagte sie so leise, daß nur ich es verstehen konnte.
    »Wieso?«
    »Ich traue ihr nicht.«
    »Hast du einen Grund?«
    »Es ist das Gefühl, mehr nicht. Du weißt ja, ich verlasse mich meist darauf.«
    »Sie trägt übrigens eine Pistole bei sich«, informierte ich die Horror-Oma.
    »Das paßt zu ihr.«
    Bisher war die Fahrt langweilig gewesen. Nach dieser Entdeckung entschloß ich mich, auf der Hut zu sein. Ich war gespannt, was mir noch alles über den Weg laufen würde und als was sich die anderen Mitreisenden herausstellten.
    »Wo fahren wir denn hin?«
    Als ich Lady Sarahs Frage hörte, schaute ich aus dem Fenster und wunderte mich ebenfalls.
    Der Bus rollte durch eine Einfahrt. Graue Mauern rechts und links wirkten wie böse Schatten, die uns zusammendrücken wollten.
    »Bin gespannt, wo wir landen werden«, sagte die Horror-Oma.
    »An einem Gruselplatz.«
    »Oder an einem Ort des Verbrechens«, fügte die Lady hinzu.
    Beide bekamen wir recht. Ich hatte den Tatort des letzten Mordes zwar nicht gesehen, kannte aber dessen Beschreibung. Die Plakatsäule hatte auf einem Hinterhof gestanden, und genau in diesem Hof stoppte T.C. Markham den Bus. Ich war gespannt, ob er den Reisenden etwas von dem neuen Verbrechen erzählen würde.
    »Bitte aussteigen, Ladies and Gentlemen. Wir haben unser Ziel erreicht.«
    Lady Sarah schaute mich an. »Das darf doch nicht wahr sein.«
    »Warum nicht? Der spult sein Programm runter.«
    »Und dann?«
    »Werden wir hören, ob er etwas von dem neuen Mord berichtet.«
    Ich wußte nicht, ob Rita etwas von meinen Worten mitbekommen hatte. Sie war ebenfalls von ihrem Sitz aufgestanden und drehte sich um, während sie auf den Ausgang zuschritt. Der Blick, der mich traf, war irgendwie fragend zu nennen.
    T.C. Markham erwartete uns bereits. Wir stellten uns vor dem Bus auf. Schon jetzt begann Betty zu knipsen. Auch ich schaute mir die tristen

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